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Hugo Helbing [Hrsg.]
Ölgemälde moderner Meister: Auktion in München in der Galerie Helbing, Dienstag, den 24. Februar 1920 — München: Helbing, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.53387#0005
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Das Wiedereinsetzen des internationalen Kunstmarktes, insbesonders auf dem Gebiete der
alten Kunst, in Verbindung mit dem vermehrten Sammeln im eigenen Lande bedingt
eine Nachfrage, mit der das Angebot nicht Schritt halten kann und dem Begehren des ein-
heimischen Kunstfreundes gewisse Schranken auferlegt. War bisher schon das Sammeln für
den deutschen Kunstfreund ein Bedürfnis, seine Erholungsstunden damit auszufüllen, so hat
in unseren ernsten Zeiten das Bestreben, inmitten seiner Sammlung Erholung und Genuß
zu finden, beim Kunstfreunde noch festere Formen angenommen. Es liegt aber auch nahe,
daß der bisherige Sammler alter Kunst sein Sammelgebiet infolge Mangels der von ihm ge-
suchten Objekte auch auf das 18., 19. und zum Teil auch auf unser Jahrhundert auszudehnen
gezwungen ist. Den Anschluß an die alte Kunst geben ihm die Nazarener, deren Fortsetzung
wiederum die Zeit des Schwind, Rottmann, Wilhelm. Kaulbach, Piloty, Schraudolph, Schnorr
von Carolsfeld, Ramberg usw. mit ihren Schülern und außerdem die älteren deutschen
Schulen bilden. Sie sind berufen, dem Sammler alter Kunst neue Gebiete zu erschließen, ihn
gleichsam herüberzuleiten bis in die Kunst unserer Zeit und dazu beitragen, auch den Werken
noch lebender Künstlei' neue Gönner zu schaffen.
Aus dem nachstehenden Kataloge gehören der älteren deutschen Schule die Düsseldorfer
H. Hoevenaar, „Kriegsgeschichten“, H. Sondermann, „Kuhhandel“, E. Stammel, „Geigen-
spieler“, der letztere an Enhuber und Spitzweg gemahnend, die Hamburger H. Beckmann,
„Herbstlandschaft“, B. Langko, „Am Fluß“, „Alpenlandschaft“, der Dresdener Ch. F. Gönne,
„Hochzeitsgesellschaft“, die Münchener Johann Jakob Dörner, Vater und Sohn, mit zwei
unter dem Eindruck des Murillo entstandenen figürlichen Darstellungen und einer „Ideal-
landschaft“, Carl Ebert, „Am Bach“, S. Habenschaden „Ziegen“, August v. Heckel, „Figür-
liche Motive", Wilhelm Kray, „Undine und Psyche“, W. Lichtenheld, „Abend“, W. Lier,
„Herbst", Moritz Feuermüller, „Brautzug“, eine in Form, Komposition und Farbengebung
wohl bedeutendste Arbeit dieses Künstlers, Ed. Schleich sen., „Am Fluß", C. Spitzweg,
„Stimmungsvolle Landschaft“. Der in Frankfurt geborene und später nach Neuilly über-
gesiedelte W. H. Schlesinger kann bei allen Einflüssen der französischen Schule, die sich,
in seiner „Mandolinespielerin“ geltend machen, die Lehren der Wiener Schule nicht ver-
leugnen; er leitet sozusagen über in die Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts.
' Die Schilderer des Tiroler Bauernlebens, Franz v. Defregger und Matthias Schmid, sind
mit direkt aus dem Tiroler Volke gegriffenen Kompositionen vertreten; des ersteren „Feier-
abend“, „Im Sonntagsstaat“ und „Mädchenköpfchen“ entstammen der besten Schaffenszeit
des Künstlers, des letzteren „Tiroler Brautpaar“ reiht sich den vorgenannten Bildern würdig
an. Hugo Kauffmann ist mit seinem „Wirthausstreit“ aus dem von ihm gewohnten kleineren
 
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