"TL LBERT VON KELLERS Ruf ist international. Seine Schöpfungen sichern ihm einen
[ \ Platz neben den Meistern aller Zeiten. Über des Künstlers Bedeutung ist sich alle
-Z jL. Welt einig. Die berufensten Federn haben sie dokumentiert, es möge daher hier nur
der großen Bevorzugung, die dem Künstler durch Mutter Natur zuteil wurde, Erwähnung getan sein.
Von Albert von Kellers Seele hatten zwei Genien Besitz ergriffen, der Genius der Musik
und jener der bildenden Kunst; statt sich die Vorherrschaft streitig zu machen, schlossen die-
selben ein Bündnis und hoben den Künstler zu jenen Höhen, die zu erglimmen nur ganz
besonders Auserwählten gelingt. Im Reiche der Töne formten sich ihm auch die Gestalten und
Motive: die Schönheit des Weibes, die Mystik der Natur, die in der Seele des Meisters lebendig
waren und aus der sie auch ihren Adel und ihre Weihe empfingen, die den Schöpfungen
Albert von Kellers eigen sind.
Im Nachlasse des Künstlers ist eine Anzahl solcher unter dem Eindruck der Musik ent-
standenen Motive enthalten, die den Aufbau und die Überleitung zu den großen Schöpfungen
des Meisters bilden. Die Studie zum Bilde „Musikunterricht“ will im Plätschern des Wassers
die Töne der Natur versinnbildlichen, die Studie zur „Mondnacht“ leitet bereits zum mystischen
Weben und Leben der Natur hinüber. Der „Waldbach“ ließ jenes Stück Natur erstehen, das
vom zarten Weiß des Frauenkörpers belebt wird, ein Motiv, das er auch im „Landschaftsmaler“
wiederholte. Die „Leichenstudien“ bilden den Grundton zu „Jairus’ Töchterlein“. Des Meisters
Gedanke, Sein und Vergehen, sollten in dem Vorgang der Erweckung von „Jairus’ Töchterlein“
die überirdische Kraft des Gottessohnes beweisen, der der entseelten Hülle wieder neues Leben
verleiht. In der im Nachlasse enthaltenen großen Schöpfung von „Jairus’ Töchterlein“ hat der
Künstler wohl mit sein Bestes gegeben. Die Mystik setzt sich fort in den Studien zum „Hexen-
schlaf“, im „Wunder“, im „Schmerz“ (Madeleine), in der „Kreuzigung“. Mit der großen Kom-
position „Liebe“ — mit Judith und Holofernes als Handelnde — wollte der Künstler offenbaren,
daß Liebe sich bis zur höchsten Rache steigern kann. „Das Glück bei der Armut“ läßt jene
Saite der menschlichen Seele anklingen, die in der Liebe zum Mitmenschen das Alleinbeglückende
erstrebt. Die Teilstudien zum „Urteil des Paris“, die „Schöpfungen schöner Frauen", der „Körper
des rassigen Weibes“, sie leiten wieder zum realen Leben zurück. Das größere Werk „Der
Künstler am Klavier“ und die Studien hierzu seien deshalb zum Schlüsse genannt, weil das-
selbe die beiden Genien „Musik und Malerei“ in sich in anschaulichster Weise vereint.
Albert von Keller war bis zu seinem Tode ungebrochen an Geist und Kraft, wer den
Sechsundsiebzigjährigen elastisch dahinschreiten sah, vermeinte noch den jugendlichen Senior
des Isarenkorps vor mehr als 50 Jahren zu sehen. Vom Schicksal vor längerem Siechtum
bewahrt, wurde er von seinen Genien emporgetragen zu lichten Höhen, jene Männer mehrend,
die uns mit ihren Schöpfungen für alle Zeiten beglückten.
Albert von Keller bleibt unvergessen, seine Schöpfungen werden die Erinnerungen an ihn
stets wachhalten.
[ \ Platz neben den Meistern aller Zeiten. Über des Künstlers Bedeutung ist sich alle
-Z jL. Welt einig. Die berufensten Federn haben sie dokumentiert, es möge daher hier nur
der großen Bevorzugung, die dem Künstler durch Mutter Natur zuteil wurde, Erwähnung getan sein.
Von Albert von Kellers Seele hatten zwei Genien Besitz ergriffen, der Genius der Musik
und jener der bildenden Kunst; statt sich die Vorherrschaft streitig zu machen, schlossen die-
selben ein Bündnis und hoben den Künstler zu jenen Höhen, die zu erglimmen nur ganz
besonders Auserwählten gelingt. Im Reiche der Töne formten sich ihm auch die Gestalten und
Motive: die Schönheit des Weibes, die Mystik der Natur, die in der Seele des Meisters lebendig
waren und aus der sie auch ihren Adel und ihre Weihe empfingen, die den Schöpfungen
Albert von Kellers eigen sind.
Im Nachlasse des Künstlers ist eine Anzahl solcher unter dem Eindruck der Musik ent-
standenen Motive enthalten, die den Aufbau und die Überleitung zu den großen Schöpfungen
des Meisters bilden. Die Studie zum Bilde „Musikunterricht“ will im Plätschern des Wassers
die Töne der Natur versinnbildlichen, die Studie zur „Mondnacht“ leitet bereits zum mystischen
Weben und Leben der Natur hinüber. Der „Waldbach“ ließ jenes Stück Natur erstehen, das
vom zarten Weiß des Frauenkörpers belebt wird, ein Motiv, das er auch im „Landschaftsmaler“
wiederholte. Die „Leichenstudien“ bilden den Grundton zu „Jairus’ Töchterlein“. Des Meisters
Gedanke, Sein und Vergehen, sollten in dem Vorgang der Erweckung von „Jairus’ Töchterlein“
die überirdische Kraft des Gottessohnes beweisen, der der entseelten Hülle wieder neues Leben
verleiht. In der im Nachlasse enthaltenen großen Schöpfung von „Jairus’ Töchterlein“ hat der
Künstler wohl mit sein Bestes gegeben. Die Mystik setzt sich fort in den Studien zum „Hexen-
schlaf“, im „Wunder“, im „Schmerz“ (Madeleine), in der „Kreuzigung“. Mit der großen Kom-
position „Liebe“ — mit Judith und Holofernes als Handelnde — wollte der Künstler offenbaren,
daß Liebe sich bis zur höchsten Rache steigern kann. „Das Glück bei der Armut“ läßt jene
Saite der menschlichen Seele anklingen, die in der Liebe zum Mitmenschen das Alleinbeglückende
erstrebt. Die Teilstudien zum „Urteil des Paris“, die „Schöpfungen schöner Frauen", der „Körper
des rassigen Weibes“, sie leiten wieder zum realen Leben zurück. Das größere Werk „Der
Künstler am Klavier“ und die Studien hierzu seien deshalb zum Schlüsse genannt, weil das-
selbe die beiden Genien „Musik und Malerei“ in sich in anschaulichster Weise vereint.
Albert von Keller war bis zu seinem Tode ungebrochen an Geist und Kraft, wer den
Sechsundsiebzigjährigen elastisch dahinschreiten sah, vermeinte noch den jugendlichen Senior
des Isarenkorps vor mehr als 50 Jahren zu sehen. Vom Schicksal vor längerem Siechtum
bewahrt, wurde er von seinen Genien emporgetragen zu lichten Höhen, jene Männer mehrend,
die uns mit ihren Schöpfungen für alle Zeiten beglückten.
Albert von Keller bleibt unvergessen, seine Schöpfungen werden die Erinnerungen an ihn
stets wachhalten.