Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Hugo Helbing <München> [Hrsg.]
Ölgemälde und Handzeichnungen moderner Meister: aus süddeutschem Privatbesitze und aus anderem Besitze ; Auktion in München in der Galerie Helbing, 21., 22. Februar 1923 — München, 1923

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.21341#0003
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ie Zeitverhältnisse bedingten auch diesesmal wieder eine Vereinfachung des nachstehenden

Kataloges, was sehr zu bedauern ist, da die dem Katalog würdige Aufmachung dadurch unter-

bleiben mußte. Eine kurze Besprechung möge daher einen kleinen Ersatz für das Fehlen der
Abbildungen geben. Die Kunst des ausgehenden 18. Jahrhunderts bis gegen 1880 weist verschiedene
bedeutende Namen auf, so auch den als Historienmaler bekannten Karl Aug. Aerttinger mit zwei
Landschaften, Nicolaus Barthelmeß, Düsseldorf, „Kindermaienfest“, den Begründer der Fliegenden
Blätter, Kaspar Braun, mit einer intimen Arbeit „Frauenwörth“, Heinr. Biirkel mit einer „Ober-
bayerischen Schmiede“ und einer „Mühle im Winter“ sowie einer kleinen „Almszene“, 5 Zeichnungen
dieses Künstlers sind deshalb sehr interessant, weil sie zu Studien bekannter Bilder dienten. Diesem
Künstler verwandt müssen gleichzeitig J. Dürkmann mit seiner „Schmiede im Winter“ und Lorenz
Quaglio mit „Rastender Jäger und Hirtenjunge“, den Hintergrund bildet das zwischen hohen Bergen
lieblich eingebettete Schloß Hohenschwangau, genannt werden; Karl Ens „Pferdefang“, „Großvater und
Enkelin“ gemahnen in der Technik an Peter Heß, von Bernhard Fries, der unbedingt neben Wilhelm
Schirmer zu stellen ist, ist bis jetzt nur sehr wenig der Öffentlichkeit bekannt geworden, es werden daher
die „Italienische Landschaft“, „Bei Heidelberg“ und „Waldinneres“ berechtigtes Aufsehen erregen,
Dietrich Langko „Gebirgstal“, M. Leitzmann „Heidelberg“, C. Metz „In den Vorbergen“, der nahezu
zum Römer gewordene Stuttgarter Karl Friedrich von Müller, dessen „ländliches Fest in Frascati“ einen
Zusammenhang mit Feuerbach nicht ableugnen kann, wird auch schon seines seltenen Vorkommens
wegen berechtigtes Interesse erregen; auch Aug. Piepenhagen „Mondnacht“, berührt den Markt nur
sehr selten, und zwar hier mit einem typischen Bilde, L. Nedmeyer „Hochgebirgslandschaft“, der
Darmstädter J. R. Schilbach „Schloß Schönburg“, Ed. Schleich, d. Ä„ mit einem „Heimtrieb“,
ein Bildchen, das alle Vorzüge dieses Künstlers in sich vereinigt, Aug. Schleich „Wildschweine im
Winter“, W. Völker „Sennerin“, Joh. Georg Schütz, d. J., bildet mit seiner „Flußlandschaft vom
Rhein“, deren Burgen und Städte an Brueghel gemahnen, den Abschluß dieser Epoche.

Den Übergang zu den Malern von Mitte des 19. Jahrhunderts an bildet eine hoch interessante
Arbeit, ein „Kostümstilleben“ von Anselm Feuerbach, interessant schon deshalb, weil es sich, wie uns
Allgeyer unter Nr. 18 mitteilt, um die erste malerische Arbeit des damals erst 17jährigen Feuerbach
handelt, aber auch weil sie bereits eine Reife zeigt, die nur gottbegnadeten Menschen eigen ist. Diese
Arbeit wird als Epochenbild unschätzbar bleiben, und wäre ihm ein Besitz zu gönnen, der dieses Kleinod
zu würdigen weiß. Vom Figürlichen sei der interessante Ferry Beraton eigentlich Peratoner, ein ge-
bürtiger Wiener, genannt, weil von seinen Arbeiten nur sehr wenig bekannt geworden ist. Studien bei
Canon in Wien, Lud. Passini in Venedig, bei Carolus Duran und Leon Bonnat, vervollkommten das bereits
vorhandene Können dieses Künstlers, in Nizza trat er mit seinem ersten Bilde die „Erwartung“ vor die
Öffentlichkeit. Das hier in Frage stehende, im Parke von Dobethad im Jahre 1890 entstandene Bild
dürfte vielleicht mit dem in Nizza ausgestellt gewesenen identisch sein; der Künstler genoß in Wien
auch einen Ruf als Bildhauer, er starb bereits 1900. K. Bloß „Nähstube“, C. Bogner „Schachspiel“,
H. Cozel „Weinprobe“ und „Ernste Nachrichten“, letzterer zwei Arbeiten kleinen Formates, von breiter
Pinselführung gibt endlich Gelegenheit seine Werke in der Öffentlichkeit zu sehen, M. Dasio „Erinnerung“,

F. v. Defregger „Plauderei“ eine zweifellos in der Heimat des Künstlers direkt vor der Natur geschaffene
Arbeit, atmet große Naturwahrheit, Robert Ehinger, ein im August 1919 verstorbener junger Künstler,
strebte in rastloser Arbeit einem Ziele entgegen, das er vielleicht, ohne es zu wissen, bei seinem Tode
bereits erreicht hatte, sein „Steinbruch“, „Altes Kloster“, „Studie zu einem Kamele“ und „Ammersee-
landschaft“ zeigen, daß er wohl sein Bestes mit diesen Bildern gegeben hat. A. Erdelt „Mädchen-
kopf“, der Düsseldorfer 0. Erdmann zeigt mit seinem „Ateliermotiv“ das Typische der Düsseldorfer
Schule. Die Künstlerfamilie von Faber du Faur ist in drei Generationen vertreten, der Vater 0. v. Faber
du Faur zeigt in seinem „Aufbäumenden Pferde“ das eingehende Studium der Rasse und der Schönheit
des arabischen Pferdes;' seine „Amazonen“ lassen im Sitz des menschlichen Körpers und Bewegung des
Pferdes die tiefe Ergründung der Hipologie erkennen, das Aquarell „Französische Artillerie“ gibt ihm
 
Annotationen