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Hugo Helbing <München> [Hrsg.]
Ölgemälde und Handzeichnungen moderner Meister: aus deutschem und ausländischem Besitz ; Auktion in München in der Galerie Helbing, 9. Juni 1925 — München, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.20510#0005
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LS die Frühlingsblumen erstmals das Grab Altmeisters Thoma zu schmücken
begannen, öffnete sich im stillen Waldfriedhofe zu München ein Grab, um
Professor Eduard von Grütjner aufzunehmen. Professor Eduard von Grütyner
ist nicht mehr; wiederum hat sich die Reihe unserer Münchner Künstler, die
zum Teil noch herüberreichen aus jener Zeit, wo die Saat König Ludwigs I. aufging und
München zum Rang einer Kunststadt erhob, gelichtet. Professor von Grütjner war ver«
wachsen mit München und mit dessen Kunst. Er ist aber auch weit über Deutschlands
Grenzen hinaus bekannt und geschäht geworden; seine Schöpfungen fanden im Original
und in der Wiedergabe ungezählte Freunde. Die leider an kulturellem und idealem sehr
arm gewordene „Neue Zeit" geht gar schnell hinweg über jene Kunst, die Grütjner zu
ihren Vertretern zählte. Man nennt heute auch einen Vautier, Knaus, Defregger etc.
„Maler der Erzählungen". Was schufen nun diese Maler der Erzählungen? Sie machten
uns mit den Gebräuchen und Sitten nicht nur unserer engeren Heimat vertraut, sie
schufen auch Werke aus außerdeutschen Ländern, in denen sie uns vieles, der Allgemeinheit
bisher Unbekanntes, zeigten. Auch die Darstellung der Geschichte ist hier miteinzu-
beziehen. Wir erinnern uns wohl noch gerne der Stunden unserer Kindheit, als wir in
der „Gartenlaube", in „Lieber Land und Meer" etc. Wiedergaben dieser Schöpfungen
andächtig bewunderten und miterlebten, die dem Kunstempfinden des Kindes die erste
Anregung gaben. Exzellenz A. von Menzel führte mit mir im Münchner Glaspalast ein
Gespräch über die Kunst und ich kann nicht unterlassen hier eines Satjes Erwähnung zu
tun, den er in Bezug auf das Vorhergesagte prägte: „An Knaus knabbern sie schon",
soll das Vorahnung gewesen sein ? Jedem das Seine, aber bestehende Tatsachen können
doch nicht ohne weiters als nicht vorhanden betrachtet werden.

Die Gegenwart hat ein neues Buch aufgelegt, wollen wir dieses den „Dritten Band"
nennen, den alten Meistern den „Ersten" und der Künstlergencration der Schule des
ausgehenden 18. Jahrhunderts bis in das 20. Jahrhundert, die den Vermittler zwischen
den alten Meistern darstellt, den „Zweiten" weihen; er kann unseren Enkelkindern einst*
mals erzählen wie es war, als ihre Altvorderen lebten. In diesem Bande wird auch
Eduard von Grütjner unvergessen bleiben. Seine humorvollen Klosterbilder und seine
Falstaffiaden werden auch in späteren Zeiten noch die rechte Würdigung finden.

Der hier vorliegende Katalog beherbergt einige Sammlungen, deren Aufbau mit
großem Verständnis und nicht abzuleugnendem weitschauendem Blick begonnen und
weitergeführt wurde. Sie bieten daher auch Gewähr, daß der Sammler und der Kunst*
freund auf ihre Rechnung kommen werden.

Dem Gaste sei der Vortritt gewährt und so möge der kurze Ueberblick des Kataloges
mit den Künstlern des Auslandes beginnen: M. Bilders van Bosse „Waldweiher", N. T.
Charlet „In der Barbierstube", ein bekannter französischer Aquarellist, J. B. Corot zu*
geschrieben „Ruhender Hirtenknabe", E. Czernotjky „Stilleben", Ch. Daubigny „Aus
Villerville", das Bild befand sich in der Nachlaß * Auktion des Künstlers, J.L.David
„Charakterkopf eines alten Mannes", ein sehr selten vorkommender Künstler, E. Delacroix
„Vor der Moschee", wohl ein Ergebnis der im Jahre 1832 im Auftrage Louis Philippes
an den Kaiser von Marokko abgeschickten Gesandtschaft, deren Teilnehmer der Künstler
 
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