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Hugo Helbing <München> [Hrsg.]
Sammlung Geheimrat Ritter von Groth sowie Beiträge aus anderem Besitz: Zeichnungen, Graphik, Antiquitäten, Keramik, Gobelins, Möbel, Plastiken, Gemälde alter Meister ; Versteigerung in der Galerie Hugo Helbing, München, Dienstag, 3. Juli, Mittwoch, 4. Juli — München, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.1105#0004
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gehören mit an erster Stelle die Entwürfe, Studien und Skizzen. Das beruht
hauptsächlich darin, daß in der Zeichnung der Meister weniger ausgeführt,
mehr angedeutet als herausgesagt hat. An Stelle der Ausführlichkeit tritt
schnell, mitunter plözlich Hingeschriebenes, an Stelle erklärenden Aus-
sprechens treten Andeutungen, die um so geistreicher, wenn sie mit den
wenigsten, den eben noch ausreichenden Mitteln gegeben sind. Dem ern-
sten Sammler, der dem Künstler folgen kann, bietet die Andeutung viel
mehr als die peinliche Ausführung, die stets der Dilettant sucht, nie der
Meister. Der Reiz des schnellen Erfassens gewährt einen höheren Genuß
als ein langweiliger Bericht, der sich, anstatt in die Tiefe zu gehen, in die
Breite verliert. Durch diesen Wert der Andeutung, des Ergänzens durch
den Zuschauer, wird die Handzeichnung selbständiges Kunstwerk, erst
recht dann, wenn der Entwurf auf ein in Zukunft auszuführendes Gemälde
hinweist. Meist ist dann der Unterschied, wenn Entwurf und Gemälde
einmal zusammentreffen, sehr groß, und man kann erkennen, daß auf dem
Wege vom Entwurf zur Ausführung unendlich viel verloren ging. Aus
solchen Erwägungen heraus suchte von Groth neben ausgeführten Zeich-
nungen mehr noch solche Blätter, die rasch hingeworfene Skizzen, zeich-
nerische Notizen enthielten, die, sei es nach der Natur, sei es aus der Ein-
gebung heraus entstanden sind. So finden wir in seinem Nachlasse neben
den Kupferstichen vom 16.—18. Jahrhundert eine Menge von Meistern, die
heute noch nicht ganz so gewürdigt werden, wie sie es verdienen, nament-
lich die süddeutschen Freskomaler des 18. Jahrhunderts. Augsburg ist hier
sogar die Führerin. Gerade hier fand Groth, was er suchte. Aus seiner
wissenschaftlichen Veranlagung erwuchs ihm im Gegensatz dazu seine
aufrichtige Bewunderung für die Gestaltungskraft in der Kunst. In der
Zeitschrift des Münchener Altertumsvereins 1905—1907 konnte eine reiz-
volle Gruppe Amoretten abgebildet werden, die Boucher gezeichnet hat.
Ferner sehen wir in derselben Zeitschriftfolge 1914 Entwürfe von Berg-
müller, Götz, Baumgarten usw., Blätter von hervorragendem künstlerischen
Charakter, denen sich weitere wie Ditrici, Mettenleitner, Dorner, Kobell
anschließen, die jeder Sammlung zur Zierde gereichen dürften.

FRANZ WOLTER
 
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