Metadaten

Hugo Helbing [Hrsg.]
Ölgemälde, Aquarelle und Handzeichnungen moderner Meister aus ausländischem, mitteldeutschem und Münchner Besitz: Auktion in der Galerie Hugo Helbing, München: 21. März 1929 — München: Helbing, 1929

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.48907#0009
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
N Nachstehendem sei über Wesen, Art und Zusammengehörigkeit
einzelner Bilder des nachstehenden Kataloges eine kurze Über-
sicht gegeben.
Oswald Achenbach’s „Sommerabend“ ist wohl vor seiner
Einstellung auf die italienischen Motive entstanden, es dürfte nicht
fehl gegriffen sein, wenn man dem Bilde Schirmer’schen Einfluß
zuschreibt; die in die warmen Töne des Sonnenunterganges hineingestellte weib-
liche Figur erhöht die Eigenart dieses interessanten Epochenbildes. Von Julius
Adam sind drei Arbeiten zu erwähnen, zwei aus den achtziger Jahren und eine
aus dem Nachlasse stammende Naturstudie; bei jedem der Bilder tritt das treff-
liche Studium der Katze in der Darstellung zutage. Rudolf von Alt, der Führende
dieser hochangesehenen Wiener Malerfamilie, ist mit einem Ölbild „Kathedrale
in Oberitalien“ vertreten, eine Technik, die vom Künstler nur in besonderen
Fällen angewandt wurde; der Architektur des Bildes hat der Meister sich mit
Hingabe gewidmet, läßt aber auch das Figürliche Schritt mit ihr halten und zwar
in realistischer Wiedergabe des Gesehenen. Es ist schade, daß man die Örtlichkeit nicht
kennt, diese Kenntnis würde die Bedeutung dieses Bildes nur noch erhöhen. A. An-
dersen-Lundby’s „Winterabend“ aus 1878 zeigt die treffliche technische Darstellung
des Schnees. Anton Braith’s „Zur Tränke“ dürfte um 1865 entstanden sein, gehört also
zu seinen Früharbeiten. Verwandtes mit Rosa Bonheur ist nicht wegzuleugnen.
Heini-, Bürkel’s „Mittagsrast“ erinnert im Eingehen auf die Details an das ähnliche
Motiv kleineren Formates der Auktion vom 29. Jan. d. J., nur weist das gegenwär-
tige Bild eine größere Figurenzahl auf. Ein mit H. B. signiertes Bild „Am Dorf-
brunnen“ wurde offenbar einmal als Arbeit H. Bürkel’s angesprochen, kann aber nur
als Reminiszenz eines Zeitgenossen bezeichnet werden. Franz v. Defregger’s „Tiroler
Bauernmädchen“ aus dem Jahre 1913, das „Bildnis eines Tiroler Bauern“ aus den
neunziger Jahren, der „Sitzende Tiroler Jäger“ aus 1905 — diese beiden dürften
in der Gegend des Landhauses des Meisters bei Spinges entstanden sein —, der
„Studienkopf eines Jägers“ und die Studie eines „Tiroler Hofes“ haben den gemein-
samen Vorzug, daß sie wohl direkt vor den Originalen entstanden sind. Robert
Eberle’s „Auftrieb zur Alm“ und W. Melchior’s „Heimtrieb von der Alm“, zwei
verwandte Motive dieser Zeitgenossen, sind im Studium von Tier und Mensch als
typische Arbeiten dieser Künstler zu bezeichnen. Carl Ebert’s „Getreideernte bei
Starnberg“ ist auf die Wirkung der Sonne, auf das sattgelbe Getreide eingestellt;
die Unterbrechungen durch das Farbige des figürlichen und des landschaftlichen
Teils formt das Ganze zu einem traditionellen Ebert. Das „Innere eines Buchen-
waldes“ legt Wert auf die Lösung von Beleuchtungsproblemen und geht mit dem
Ed. Schleich’schen „Sommerwald“ zusammen. E. Julius Engelmann steht zwischen
Ed. Schleich, Christian Morgenstern und Adolf Lier, die „Heimkehr der Herde in
das Dorf“ ist als Bindungsarbeit der Lehren der vorgenannten drei Meister zu
bezeichnen. Ed. von Grützner’s „Falstaff“ bestätigt aufs neue die Tatsache, daß
dieser sorglose Genießer noch über die Shakespearische Überlieferung hinaus
charakterisiert ist. Diesem Lachen und Augenzwinkern kann auch ein Hypo-
chonder nicht widerstehen. „Die Weinprobe“, eine vierfigürige Komposition, läßt
in der Schilderung der Beurteilung des gekosteten Stoffes in den Mienen der
Geistlichen Herren das individuelle Studium erkennen; nicht minder ist das
Gefühl des Vorgenusses des Mönches bei der „Vesperzeit“ wohlstudiert wieder-
gegeben. Hugo von Habermann’s „Lachende Frau“ ist auf die strenge Regel
 
Annotationen