Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
Transcription
OCR fulltext
A manually made transcription or edition is also available for this page. Please change to the tab "transrciption" or "edition."
Die Umschichtungen der letzten Jahre haben in gleicherweise zur Auflösung alter
und neuer Sammlungen geführt, und greifen immer mehr in den privaten und sogar den
öffentlichen Kunstbesitz Deutschlands ein. Die Sammlungen der mediatisierten fürstlichen
Häuser, aus deren Beständen das Material dieser Versteigerung kommt, stehen gleichsam
in der Mitte zwischen diesen Kategorien des üblichen Sammelwesens: Obwohl privater
Besitz, standen sie mehr oder minder auch dem öffentlichen Besuch der heimatlichen
Kunstfreunde und der interessierten Reisenden offen, — obwohl sie vielfach durch die
persönliche Liebhaberei eines einzelnen gesammelt wurden, erschienen sie vor allem als
Bestandteil der Schlösser, die besonders im Südwesten Deutschlands das Charakterbild
der kulturellen Landschaft so sehr mitbestimmen.
Die in dem Katalog verzeichneten Werke bilden nicht einen einzelnen, vollständigen
Besitz dieser Art, sondern zeigen eine sehr glückliche Auswahl aus mehreren. Beständen,
die zwar nicht am gleichen Ort sich befanden, aber durch die Gleichartigkeit der Pro#
venienz verbunden sind und sich ergänzen. Sie ergeben einen sehr erfreulichen Gesamt#
eindruck und sind bezeichnend für die Qualität und den Charakter, der diesen alten
Schloß#Sammlungen eigen ist. Es vereint sich das Heimische, Bodenständige mit dem
Internationalen, das Bedürfnis nach Repräsentation mit intimer Abgeschlossenheit, die
reine Freude am Kunstwerk mit dem Gebrauchszweck und der dekorativen Bestimmung.
Man empfindet es als angenehme Selbstverständlichkeit, daß alles den Stempel des Echten,
Ursprünglichen und Unverfälschten trägt. Dabei zeigt sich zugleich der Reiz der meisten
„alten“ Sammlungen, daß sie Gelegenheit geben, im Rahmen des Konventionellen und
Typischen auch das Außergewöhnliche und Überraschende zu entdecken.
Bei einem Überblick über die einzelnen Gebiete fallen zuerst die Gemälde auf. Die
großen, historischen Maschinen, die in den Schloßgalerien oft den Besucher in Schrecken
jagen, fehlen vollkommen; statt ihrer überwiegt das kleine, feine Staffeleibild, das stets,
auch das bevorzugte Objekt der bürgerlichen Sammler war. Am Anfang stehen einige
frühe Tafeln, unter denen allem Anschein nach einer der seltenen französischen Primitiven
(Nr. 31) sich befindet und ein schon gegenständlich merkwürdiges Bild aus der Frühzeit
des Manierismus (Nr. 48) die Kenner reizen wird. Es folgt eine Reihe niederländischer
Meister des 17. Jahrhunderts, besonders der Landschaft und des Genre, in charakteristi#
sehen, gesicherten und signierten Stücken. Die Qualitäten dieser Malerei werden in ge#
wählter Weise gezeigt. Auch die Malerei des 18. Jahrhunderts ist vorzüglich vertreten.
Entsprechend der höfischen und gesellschaftlichen Einstellung der Zeit findet man eine
im deutschen Handel überraschende Zahl französischer Künstler, darunter ein Meister#
werk von Largilliere (Nr. 60). Die internationalen Verbindungen repräsentiert eine zu#
sammenhängende Gruppe von Pastellen des Schweden Lundberg (Nr. 63—68), und ihnen
gegenüber stehen die stilleren, deutschen Bilder der Goethezeit mit ihren besten Namen.
Unter den Porträts findet man neben den Familienbildern ein Bildnis Lavaters von Tisch#
bein (Nr. 105) und den Napoleon von Horace Vernet (Nr. 115). Ähnlichen Charakter
 
Annotationen