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schnitt der Nierenpapille ab, die den kreisförmigen Durchschnitt eines weiten
Kanälchens umgeben von den kreisförmigen Durchschnitten enger Kanälchen
zeigt; er hält das weite Lumen für den Durchschnitt eines Ductus papillaris,
die engen Lumina für Durchschnitte der Harnkanälchen und bezweifelt nicht,
dass die letztern sich weiter abwärts allmälig dem Ductus papillaris nähern
und schliesslich mit ihm verbinden müssten. Ebenso deutet Beale1) das
gleiche Bild aus einem höhern (der Rinde nähern) Theile der Pyramide; die
engern Kreise bezeichnet er als „Durchschnitte feinerer Röhrchen oberhalb
ihrer Einmündung in die weitern". Die Vergleichung einer Reihe von Quer-
schnitten oder eines Längsschnittes der Marksubstanz würde beide Beobachter
von ihrem Irrthum überzeugt haben. Die feinen Kanälchen verlaufen nicht
convergirend gegen die weitern, sondern denselben parallel; sie münden nicht
in die weitern ein, sondern verbinden sich untereinander. Und diese feinern
Kanälchen sind auch beim Pferde neben den gabelförmig verästelten weiten
Kanälen der Papille sichtbar.
Was die Niere des Pferdes vor der des Menschen und vieler andern
Thiere auszeichnet, ist besonders das absolut bedeutendere Caliber der von
den Papillenmündungen ausgehenden Kanälchen, das die Injeclion und die Un-
tersuchung erleichtert, ferner der mehr gestreckte Verlauf dieser Kanäichen
und die häufigere Wiederholung der gabelförmigen Theilung. Grosse Schwie-
rigkeiten hat aber auch bei andern Geschöpfen die Injection der Harnkanäl-
chen vom Ureter aus nicht; sie ist meinem Prosector, Herrn Dr. Ehlers,
der mich bei diesen Untersuchungen freundlichst unterstützte, und mir und
Vielen vor uns beim Menschen, Hund, Schwein, Schaf u. s. w. gelungen. Ein
feiner Durchschnitt einer solchen injicirten Papille parallel der Längsaxe der
Kanäichen zeigt nichts, was einem Ferrein-S chumlan sky'schen Duct. pa-
pillaris entspräche, vielmehr überall dieselbe bäum- und gabelförmige Veräste-
lung , wie sie vom Pferd bekannt ist. Das gleiche Resultat gewinnt man auf
eine noch weniger umständliche Weise, wenn man die Spitze einer Nieren-
papille fein abschneidet und, mit der Schnittfläche auf das Objectglas gelegt,
allenfalls auch mittelst verdünnter Kalilösung durchsichtig gemacht, bei schwa-
1) Todd and Bowman physiolog. anatomy. Pari IV. p. 491.
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schnitt der Nierenpapille ab, die den kreisförmigen Durchschnitt eines weiten
Kanälchens umgeben von den kreisförmigen Durchschnitten enger Kanälchen
zeigt; er hält das weite Lumen für den Durchschnitt eines Ductus papillaris,
die engen Lumina für Durchschnitte der Harnkanälchen und bezweifelt nicht,
dass die letztern sich weiter abwärts allmälig dem Ductus papillaris nähern
und schliesslich mit ihm verbinden müssten. Ebenso deutet Beale1) das
gleiche Bild aus einem höhern (der Rinde nähern) Theile der Pyramide; die
engern Kreise bezeichnet er als „Durchschnitte feinerer Röhrchen oberhalb
ihrer Einmündung in die weitern". Die Vergleichung einer Reihe von Quer-
schnitten oder eines Längsschnittes der Marksubstanz würde beide Beobachter
von ihrem Irrthum überzeugt haben. Die feinen Kanälchen verlaufen nicht
convergirend gegen die weitern, sondern denselben parallel; sie münden nicht
in die weitern ein, sondern verbinden sich untereinander. Und diese feinern
Kanälchen sind auch beim Pferde neben den gabelförmig verästelten weiten
Kanälen der Papille sichtbar.
Was die Niere des Pferdes vor der des Menschen und vieler andern
Thiere auszeichnet, ist besonders das absolut bedeutendere Caliber der von
den Papillenmündungen ausgehenden Kanälchen, das die Injeclion und die Un-
tersuchung erleichtert, ferner der mehr gestreckte Verlauf dieser Kanäichen
und die häufigere Wiederholung der gabelförmigen Theilung. Grosse Schwie-
rigkeiten hat aber auch bei andern Geschöpfen die Injection der Harnkanäl-
chen vom Ureter aus nicht; sie ist meinem Prosector, Herrn Dr. Ehlers,
der mich bei diesen Untersuchungen freundlichst unterstützte, und mir und
Vielen vor uns beim Menschen, Hund, Schwein, Schaf u. s. w. gelungen. Ein
feiner Durchschnitt einer solchen injicirten Papille parallel der Längsaxe der
Kanäichen zeigt nichts, was einem Ferrein-S chumlan sky'schen Duct. pa-
pillaris entspräche, vielmehr überall dieselbe bäum- und gabelförmige Veräste-
lung , wie sie vom Pferd bekannt ist. Das gleiche Resultat gewinnt man auf
eine noch weniger umständliche Weise, wenn man die Spitze einer Nieren-
papille fein abschneidet und, mit der Schnittfläche auf das Objectglas gelegt,
allenfalls auch mittelst verdünnter Kalilösung durchsichtig gemacht, bei schwa-
1) Todd and Bowman physiolog. anatomy. Pari IV. p. 491.
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