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Galerie Henning; Hofer, Karl [Ill.]
Karl Hofer, Berlin: Mai 1949 — Halle (Saale): Galerie Henning, 1949

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https://doi.org/10.11588/diglit.72854#0009
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Im Kunstwerk ist die Hauptsache
die Seele seines Schöpfers.
Tolstoi.
Leicht ist es, über andere zu schreiben und schwer über sich selbst, den
man doch am besten kennen müßte. Aber vielleicht hängt dies mit jener
Scheu zusammen, in Gesellschaft den Rock auszuziehen.
Ich weiß nur, daß meine Stellung in der Kunstwelt eine etwas prekäre
ist, da ich in keine der bei uns so beliebten Schachteln und Registraturen
passe, daß man über meine Arbeit keine Dithyramben schreiben kann,
da ich nicht bei den Müttern, sondern in Berlin-Wilmersdorf wohne. So
bleibe ich aber wenigstens von dem pseudo-philosophisdien Gallimathias
verschont. Meine Arbeit ist nichts für Snobs. Ich bin auch nur insoweit
Expressionist oder Sinnbildner, als der künstlerische Ausdruck, den ich
erstrebe, von jeher Expression und Sinnbild war.
Ich weiß, daß man jenseits des nur wenigen zugänglichen Prozesses der
heiligen Wandlung von des Rohmaterials Natur in Kunst schöne und
aufregend interessante Gebilde herstellen kann, das Menschliche aber
möchte ich nicht ausgeschaltet wissen. Idi selbst habe und mache keine
Theorien. Ein Revolutionär zu sein, war mein geringster Ehrgeiz, denn
nichts ist leichter, sobald man es darauf abgesehen hat. Schwer ist es,
ohne die Antike oder Negerskulpturen zu wiederholen, ohne überhaupt
etwas zu wiederholen, jenes Neue zu schaffen, das die Zeiten überdauert,
denn das muß aus sich selbst entstehen und kann nicht durch Wille oder
Ehrgeiz geschaffen werden. Der Künstler hat Ausdrude seiner Zeit zu
sein in überzeitlicher Gestaltung.
Karl Hofer

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