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Denecke, Walter; Galerie Henning [Mitarb.]
Walter Denecke, Quedlinburg: Ölbilder, Aquarelle, Zeichnungen, Holzschnitte : August 1949 — Ausstellung zeitgenössischer Kunst: Halle/​S.: Kreuz-Verlag, 1949

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https://doi.org/10.11588/diglit.63278#0005
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JX-unst ist Logik des Herzens und mehr als das, sie ist die Ganzheit aller
Kräfte eines Einzelmenschen, weniger, besonders lebensreicher, begnadeter
Menschen.
Denecke gehört zu den abstrahierenden Realisten. Er sucht den Realismus
im Expressiven und ringt in immer neuer Auseinandersetzung um die künst-
lerische Gestaltung in ihrer größten Einfachheit. Er sucht hinter die Er-
scheinung zu dringen, nach dem Urgrund aller Dinge, der ja immer mitspielt,
und handelt es sich nur um das einfachste „Stilleben“.
Der Maler ist sich auch bewußt: große Gedanken sind in Wahrheit eine
Herzenssache, sind nicht bloß das Ergebnis der Erkenntnis, sind Dinge des
Bekennens, ja, sind Sache des ganzen Menschen.
Denecke gehört nicht zu den abstrahierenden Malern, die auf die Gegen-
ständlichkeit verzichten und reine Abstraktionen darstellen wie etwa Kan-
dinski, oft auch Klee oder Picasso. Man kann seine Malerei als übergegen-
ständlich bezeichnen, aber nicht als ungegenständlich. Denecke arbeitet
zunächst „vor der Natur“, und hier entstehen seine „Skizzen“. Schon die
dann folgenden Stufen seines Arbeitens, die Aquarelle, entstehen nicht vor
der Natur, sondern im Atelier, und sie sind sehr viel geringer an der Zahl.
Den Aquarellen folgen dann — auch im Atelier — die Ölbilder. Aus den
Naturbildern wird die „übersetjte“ Form, die „Gestalt“, der „Bau“ des
Bildes herausentwickelt. Denecke stößt auf der einen Seite vor zum ob-
jektiven Kern des Gegenstandes, dem eine gewisse Dauer verliehen ist, und
auf der anderen Seite gibt er dem Gegenstand auch eine subjektive Deutung,
er bettet ihn ein in den menschlichen Sinnzusammenhang von der Welt.
Kraft und Sensibilität stehen dabei gleichermaßen Pate und durch beide
Momente zeichnet sich sein durch Gestaltung vertiefter Realismus aus.
Wie die Frage der Gegenständlichkeit wird auch die Frage der Raum-
gestaltung gelöst. Er bindet sich nicht an die naturwissenschaftliche Seh-
weise der Perspektive, sondern schaltet hier freier. Er macht auch Gebrauch
von anderen Möglichkeiten räumlicher Ordnung, bricht mit der Statik und
bezieht Dynamisches ein. Verschiedenzeitiges gibt er im Nebeneinander, die
rational-logische Folgerichtigkeit wird verlassen zugunsten emotional-sinn-
 
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