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Denecke, Walter; Galerie Henning [Mitarb.]
Walter Denecke, Quedlinburg: Ölbilder, Aquarelle, Zeichnungen, Holzschnitte : August 1949 — Ausstellung zeitgenössischer Kunst: Halle/​S.: Kreuz-Verlag, 1949

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https://doi.org/10.11588/diglit.63278#0029
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WALTER 2ÖENECKE, QUEDLINBURG

W. Deiiecke ist ein Beispiel dafür, wie sehr oft der äußere Eindruck eines
Künstlers mit dem Ausdrucksgehalt und der ganzen Entwicklung seines
Schaffens im Einklang sein kann, wie man eines aus dem anderen ahzulesen
vermag.
Der kleine, aher ungeheuer aktive, lebhafte und selbstbewußte Mann, der
sichtbar mit höchster Aufgeschlossenheit die Umwelt in sich aufnimmt, sie
in sich verarbeitet und dann sehr bald über alles ein ganz persönliches Urteil
abgibt, zeigt auch in seinen Bildern in Technik und Gestaltung die Schulung
an guten, uns bekannten Vorbildern und doch dabei stets ein eigenes Gesicht.
Sein unruhiger, stets schaulustiger und wissensdurstiger Geist hat ihn durch
Europa getrieben; seine Begeisterungsfähigkeit verpflichtet ihn an manchen
Meister der Malerei, aber seine geistige und charakterliche Selbständigkeit
bewahrte ihn jedesmal vor dem Schicksal eines nachahmenden Epigonen.
Kurz sein Lebensweg:
1906 als Sohn eines mitteldeutschen Landwirts geboren. Studienzeit 1926
bis 1929 bei Fischer-Trachau, Leipzig. Danach eigene Lehrtätigkeit in Wies-
baden bis 1931. Nach 1931 beginnt die große Reisezeit: Italien, Paris,
1932 Spanien (dort ein Jahr auf Mallorca), Marokko, 1935 Barcelona, 1936
Ibiza. Aufenthalt in Spanien auch während des Bürgerkrieges; dort ist er
mit Leib und Seele auf der republikanischen Seite; seine Arbeiten dieser
Zeit verherrlichen den Kampf des spanischen Volkes.
1938 1939 ist er wieder in Paris, danach in Deutschland. 1940 wird er ein-
gezogen und gerät 1945 in sowjetische Gefangenschaft. Seit 1948 ist er
wieder in der Heimat, im Harz.
Und die Früchte dieses Reiselebens? So viel Gesichte, so viel Anregungen
und praktischer Niederschlag im Werk.
In Paris entzücken ihn vor allem Braque und Picasso, aber auch Cezanne,
van Gogh. In Madrid sind es Greco und Goya. Aber er set}t sich mit ihnen
auseinander, ohne ihnen zu verfallen. Immer behält er dabei seine sehr
früh einsetjenden Eigenheiten: Großförmigkeit und dekorative Wirkung und
in der Komposition, den dekorativen Aufbau des Bildes, den er nach seinen
eigenen Worten seinem Lehrer Fischer-Trachau verdankt.
Nie hat seine Komposition das Chaotische mancher seiner Vorbilder und
trotj Braque behält er vor allem ein hervorstechendes Merkmal seiner Ar-
beiten: Einen gesunden Realismus im Expressiven.
 
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