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Denecke, Walter; Galerie Henning [Mitarb.]
Walter Denecke, Quedlinburg: Ölbilder, Aquarelle, Zeichnungen, Holzschnitte : August 1949 — Ausstellung zeitgenössischer Kunst: Halle/​S.: Kreuz-Verlag, 1949

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https://doi.org/10.11588/diglit.63278#0030
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Überhaupt ist seine Auseinandersetzung mit den einzelnen Stilen nicht so
sehr rein intellektueller, ästhetischer Art, sondern von dem Bewußtsein
getragen, immer bessere Mittel zur Erlebnisgestaltung zu gewinnen.
Denecke gestaltet im übrigen nicht nur Form, sondern vor allem auch die
Farbe, die „Farbigkeit“. In den von ihm bevorzugten Naturstudien
— er ist im wesentlichen „Landschafter“ — spielt in erster Linie die Farbe
die Rolle der vermittelnden Expression des Geschauten.
Aber Denecke bleibt nicht allein bei der Landschaft „an sich“. Sehr bald
in Paris und vor allem in Marokko stellt er den Menschen in die Natur und
spürt die Wechselbeziehungen zwischen ihnen auf. Noch ist es manchmal
ein Nebeneinander zwischen beiden, aber das Erlebnis der sowjetischen
Kriegsgefangenschaft führt ihn zu etwas Neuem: zu der Schilderung des die
Natur verändernden Menschen oder der durch den Menschen veränderten
Natur: also zu dem großen Thema der menschlichen Arbeit. Die groß-
zügigen russischen Lagerleitungen bieten dem Künstler alle Gelegenheit zu
seiner Arbeit; nebenbei leitet er das Kulturleben des Gefangenenlagers. Die
in Rußland geschaffenen Bilder zeigen bereits einige Male den arbeitenden
Menschen; aber erst nach seiner Rückkehr zeigen sich die Früchte eines neu
gewonnenen realistischen Stilelements: der Mensch im Betrieb oder sonst bei
der Arbeit wird immer mehr ein Lieblingsthema.
Aber Denecke bewahrt auch hier sein eigenes Gesicht: Kein flach-naturali-
stischer Abklatsch des Geschauten, des Arbeitsvorganges steht da vor einem,
sondern ein großförmig geraffter Ausdruck der inneren Wesenhaftigkeit der
jeweiligen Situation.
So wird z. B. beim „Hobler“ das Charakteristische dieser Arbeit, der dazu
wesentlichen Bewegungen, verdeutlicht.
Man sieht, das ist nicht nur irgendein Hobler, irgendein Hobeln, sondern
das ist überhaupt das Hobeln, der Hobler.
Noch ringt Denecke mit den sich selbst gestellten Aufgaben, aber er ist ziel-
klar und „gesund“.
Horst Krahn

Entnommen dem Katalog des Kulturbundes zur demokratischen Er-
neuerung Deutschlands zur Ausstellung Walter Denecke, Quedlinburg,
in Berlin „Graphisches Kabinet“, März/April 1949.
 
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