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Henrich, Dieter
Die Einheit der Wissenschaftslehre Max Webers — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1952

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https://doi.org/10.11588/diglit.52825#0009
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Ein großer Mann
verdammt die Menschen dazu,
ihn zu explizieren.
Hegel

EINLEITUNG
Die Bedeutung der theoretischen Arbeiten Max Webers ist heute
unbestritten. Für die Methodenlehre der Kulturwissenschaften sind sie
bereits zu klassischen Texten geworden. Aber ihr Gehalt und Anspruch
scheint diesen Bereich zu übersteigen. Denn schon die Veröffentlichungen
mit methodologischem Interesse, die sie zum Gegenstände haben, ver-
zichten im allgemeinen nicht auf eine Untersuchung der philosophischen
Grundlage der Stellung Max Webers; auch solche Arbeiten liegen vor, die
das Werk und den Menschen aus dem Grunde einer Philosophie zu
verstehen suchen.
Sowohl in der Analyse seiner Methodenlehre als auch in der Darstel-
lung ihres Zusammenhanges mit philosophischen Positionen hat sich nun
aber eine paradoxe Vielfalt der Behauptungen eingestellt. Diese Situation
ist nicht zufällig, sondern sie verweist auf einen Mangel, der die Inter-
pretation der Theorie Max Webers noch belastet, den aber die Form
seines Werkes verständlich macht. Es besteht bekanntlich aus einer Reihe
von Aufsätzen, welche zu konkreten Gelegenheiten entstanden und meist
mit Polemiken ausgefüllt sind. Ihr gedrängter Inhalt und ihr unsystema-
tischer Aufbau machen es schwer, sie in der Einheit eines konsequenten
Gedankens zu sehen. So hat die Interpretation fast immer lediglich an
einzelne ihrer Probleme angeknüpft und in der Unmittelbarkeit der sach-
lichen Überlegungen den Zusammenhang unbeachtet gelassen, in dem sie
für Max Weber standen. Und auch die gültigste Darstellung ist mehr eine
gesammelte Ausführung der Ideen Max Webers als eine Aufdeckung
ihrer Grundlage * 1. Wenn aber ein begründetes Urteil über die univer-
sale Bedeutung seines Werkes, auch für die Philosophie, gewonnen wer-
den soll, muß versucht werden, über die Äußerlichkeit des Katalogisie-
rens seiner Darlegungen hinauszukommen und in den unausgesproche-
nen oder nur angedeuteten Grund ihrer Einheit zu dringen. Die folgende
Untersuchung hat sich diese Aufgabe gestellt. Damit setzt sie voraus,
1 Alexander v. Schelting, „Max Webers Wissenschaftslehre“, Tübingen 1934.

1 Henrich, Webers Wissenschaftslehre

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