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Karl Ernst Henrici <Berlin> [Hrsg.]
Autographen: Literatur und Wissenschaft, Goethe und Schiller, Musik und Kunst, Geschichte und Politik ; Teile der Sammlung Oskar Ulex, Sammlung C***, Sammlung Holleben ; Versteigerung 27. und 28. Mai 1927 (Katalog Nr. 120) — Berlin, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.16372#0070
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58

I a. Allgemeine Literatur und Wissenschaft.

318 Voltaire, Marie Francois A. de, der französische Dichter; 1694 bis
1778. Eigh. Brief m. U. ä Ferney 3. Avril 1764. I Seite. 40.

An den Generalleutnant Duvalin Gex: „Monsieur ma mauvaise Sante" qui me
condamne aux assujetissements les plus penibles est laseule chose qui m'empeche
de venir a gex demander vos ordres et ceux de M. le procureur du Roy pour le
jour ou vous voudrez bien vous transporter a ferney. Madame denis et moy
nous nous flattons que vous voudrez bien de diner chez nous le jour qui vous
sera le plus commode pour finir laffaire qui demande l'intervention de votre
ministere.

jay l'honneur d'etre avec les sentiments les plus respectueux Monsieur votre
tres humble et tres obeisst Serviteur Voltaire genth, ord de la chambre du Roy."

319 — Denis, Marie Luise Mignot, die Nichte Voltaires, Schriftstellerin;

1712—1790. Eigh. Brief m. U. 0. O. 19. VII. 1754. 3 Seiten. 40.

Mit eigh. Adresse an den Buchhändler Lamber. Mit mehrfacher Erwähnung
Voltaires und seiner Werke. ,,Mon Oncle me charge de vous demender si vous
avez commence la Anri ade (Henriade) et vous prie des que vous en aurez
une foeuille de la lui envoier, il sera fortaise de voir le papier le Caractere et le
forma . . . nous partons apres demain pour Colmar oü mon Oncle a des affaires
ensuite nous irons peut etre a Strasbourg . . . j'ai donne ordre que Ion aille
rechercher le portret de mon Oncle chez Mr. Bodoin."

320 Wackenroder, Wilhelm Heinrich, Romantiker, der Verfasser der

„Herzensergiessungen"; 1773—-1798. Eigh. Brief m. U. Erlangen

4. Oktober 1793. 14 Seiten. 8°.

Der ausserordentlich inhaltsreiche Brief enthält ein für seine Eltern ge-
schriebenes Tagebuch seiner Reise nach Ansbach und Nürnberg. In Ansbach
und namentlich in Nürnberg empfing er die starken Eindrücke, die dann in den
„Herzensergiessungen eines Klosterbruders" Gestalt gewannen. Auf Wacken-
roder und auf dieses Buch geht zurück die Wiederentdeckung der Gotik, der
mittelalterlichen Kunst und das Erwachen des Verständnisses für die Schönheit
alter Städte, wie Nürnberg. Interessant ist es zu sehen, wie sich dies in Andeu-
tungen bereits alles in diesem Briefe findet. — Wackenroder schildert die Fahrt
nach Ansbach durch verschiedene Dörfer. Von Ansbach findet er am bemerkens-
wertesten die moderne Strassenbeleuchtung nach Pariser Vorbild. Eingehend
schildert er das Ansbacher Schloss, das ihm wenig gefällt, doch hat er für die
Kunstsammlung ein offenes Auge und gutes Verständnis. An einem Maskenball
nimmt er teil und zuletzt vor der Abreise besucht er den Dichter Uz: „Uz ist
ein mehr als 72 jähriger, aber munterer, gutherziger u. sehr freundlicher Greis,
der sich schon lange nicht mehr mit der Poesie abgiebt . . . Seine Gedichte
hat er in Anspach, seinem Geburtsorte, in ziemlicher Obscurität geschrieben. Als
ich ihm eine Empfehlung von H. Prof. Ramler brachte, freute er sich sehr, dass
dieser noch an ihn dachte. Er wohnt versteckt in einem kleinen Hause." Sodann
kommt er nach Heilbronn und besucht die Kirche: „Die vielen uralten Gemähide
von den Vätern der deutschen Malerey . . die zum Theil mit einer simplen an-
spruchslosen Ergebenheit, durch den reinen Ausdruck der Natur in Gesicht
und Stellung, ohne Künsteleyen u. durch den edlen Faltenwurf in den Gewändern
das Auge einnehmen, machen diese Kirche sehr sehenswerth." Er kommt nun
nach Nürnberg, wo er voller Interesse von einer Pappmachefabrik, einer Bein-
drechselei und dem technisch Neuesten, einer Dreherei berichtet. Eingehend
berichtet er über die Marienkirche mit dem berühmten „Männlein-Laufen" sowie
von der Ägidienkirche und dem Johanniskirchhof. Im Rathaus haben vor allem
die Porträts von Kupetzky Eindruck auf ihn gemacht.

Auktionskatalog CXX, Henrici, Berlin W. 35.
 
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