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Herre, Christian Louis
Okkulte Symbolik des XIII. Jahrhunderts: der wissenschaftlich-philosophische und religiöse Ideengehalt der Bauhüttensymbolik des XIII. Jahrhunderts : mit besonderer Berücksichtigung des Vorhallenbildkreises im Münster zu Freiburg i. Br. (WPRI) : Forschungsergebnisse Nr. 1 und das grundlegende Werk der Freiburger Münsterforschung — Freiburg im Breisgau: Magnum Opus-Verlag, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.51039#0022
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I. Teil.
1. Kapitel.
Allgemeines über Philosophie, Religion, Wissenschaft,
Wahrheit und Psychologie.
Die Weisheit kommt denen zuvor, die nach ihr be-
gehren und läßt sich gern erkennen. Wer sich frühe
zu ihr aufmacht, wird sich nicht lange Mühe zu geben
brauchen, denn er wird sie schon an seiner Tür sitzend
finden. Denn sich in Gedanken mit ihr beschäftigen
bringt Vollendung der Weisheit, und wer um ihretwillen
des Nachts wacht, wird bald ohne Sorgen sein, weil sie
selbst umhergeht, die ihrer Würdigen zu suchen und
ihnen gern auf dem Pfad erscheint und bei jedem Ge-
danken ihnen entgegenkommt.
(Weisheit 6. 13—17 im Vorwort zum Mariale
Alb. d. Gr.)
Die mich essen, werden immer wieder nach mir
hungern und die mich trinken, werden immer wieder
nach mir dürsten. Wer auf mich hört, wird sich nicht
schämen müssen und die sich meiner bedienen, werden
nicht sündigen. Die von mir erleuchtet werden, haben
das ewige Leben.-
(Jes. Sirach 24.28 ff. im Vorwort zum Mariale
Alb. d. Gr.)
Schon im Altertum beschäftigten sich die Menschen mit der Philo-
sophie. Dem Ausdruck »Philosophia« legte man schon in fernen Zeiten
die verschiedensten Bedeutungen unter. Dem einen läßt sie das Seiende,
die Materie oder das Leben in der Materie erkennen, dem andern ist sie
das Streben nach Weisheit; in der platonisch-aristotelischen Schule ist sie
»Wissenschaft«, eine mehr methodische Arbeit des Denkens, wodurch alles
Seiende erkannt werden soll; bei Leibniz ist das Studium der Weisheit
einem Baume vergleichbar, dessen Wurzel die Metaphysik, die Wissen-
schaft, die Prinzipien und die Zweige die einzelnen Wissensgebiete vor-
stellen. Hegel ist sie denkende Betrachtung der Gegenstände. Fichte nennt
sie Wissenschaftslehre, nicht als allgemeine Wissenschaft, sondern als
Voraussetzung alles besonderen Wissens; Locke und Hume sehen die Auf-
gabe der Philosophie in der Durchbildung einer Erkenntnislehre und Mo-
raltheorie, die sowohl den Wissenschaften und dem praktischen Leben zu
Hilfe kommen sollen. Wieder andere wollten alle rein erkenntnistheore-

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