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Herrmann, Albert
Die Verkehrswege zwischen China, Indien und Rom um 100 nach Chr. Geb. — Leipzig, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.29987#0011
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Die Verkehrswege zwischen China, Indien
und Rom um 100 n. Chr. Geb.

Literatur.

F. v. Richthofen, Ghina I, Berlin 1877, S. 454 ff.; ders., Über die zentral-
asiatischen Seidenstraßen bis zum 2. Jahrh. n. Cbr.; Yerh. d. Gesellschaft für Erdk.
Berlin 1877, S. 96 ff.; ders., Über den Seeverkehr nack und von China im Altertum
und Mittelalter, ebd. 1876, S. 86 ff. F. Hirth, China and the Roman Orient, 1885;
dsgl. Verh. d. Gesellschaft f. Erdk. Berlin 1889, S. 55 ff. H. Nissen, Der Verkehr
zwischen China und dem Römischen Reiche; Jahrb. d. Vereins Aron Altertums-
freunden im Rheinlande, Heft XCV, Bonn 1894, S. 1—28. Radhakumud Moo-
kerji, A History of Indian shipping and maritime activity from the earliest times,
1912. W. H. Schoff, The Periplus of the Erythraean Sea, 1912. Vom Verfasser
der vorliegenden Zeilen kommen folgende Arbeiten in Betracht: Die alten Seiden-
straßen zwischen China und Syrien, I. Die Seidenstraßen von China nach dem
Römischen Reich, Mitt. d. Geogr. Gesellsch. Wien 1915, S. 472 ff. Ein alter See-
verkehr zwischen Abessinien und Süd-China bis zum Beginn unserer Zeitrechnung,
Zeitschr. d. Gesellsch f. Erdk. Berlin 1913, S. 553 ff. Die alten Verkehrswege
zwischen Indien und Süd-China naeh Ptolemäus, ebd. 1913, S. 771 ff. Kattigara,
Paulys Realencykl. d. klass. Altertums, Neue Bearb., XI, 1921, S. 46 ff. Die West-
länder in der chinesischen Kartographie, in Sven Hedins Southern Tibet, Vol. VIII
1922, S. 216 ff.

Niemals stand der antike Weltverkehr auf solcher Höhe wie am
Ende des 1. Jahrlmnderts n. Chr. Zwei Weltreiche wurden durch ihn
einander näher gefiihrt, das Römische und das Chinesische Reich.
Jenes faßte damals die verschiedensten Länder von der Nordsee bis zur
Sahara, vom Atlantischen Ozean bis zum Euphrat und Kaspischen Meer
zu einer Einheit zusammen; in Syrien und Ägypten besaß es .die wich-
tigsten Zugangsstraßen nacli dem ferneren Orient.

Auf der anderen Seite hatten in China die Kaiser der Han-Dynastie
schon zwei Jahrhunderte vorher ihre Macht weithin nach Westen ausge-
dehnt. Die siegreichen Eeldzüge gegen die Hunnen in der Mongolei und
die Entdeckung großer Handelsvölker jenseits der Pamirpässe führten zur
ßeherrschung des Durchgangsverkehrs durch Zentralasien. Namentlich die
Oasenstaaten Ostturkistans standen bald unter chinesischer Verwaltung;
um 100 n. Chr. hörten auch die räuberischen Streifzüge der Hunnen auf,
ihre ersten Häuptlinge beugten sich vor der Macht des chinesischen Kaisers.
So erstreckte sich denn das Chinesische Reich im Norden bis in clie Nähe
des Baikal-Sees, im Westen bis zu den Pamirpässen, während es im Süden
durch Einverleibung von Yünnan und Tongking in Hinterindien festen
Fuß faßte.

Durch seine ungeheure Machterweiterung stand China damals un-
weit vor den Toren Indiens, das in wirtschaftlicher und geistiger Be-
zielmng eine besondere Kulturwelt darstellte. Seine Schwäche zeigte dieses
alte Wunderland nur in seiner politischen Zersplitterung. Im Nordwesten
 
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