Der vorliegende Katalog wird in seiner hiermit ausgegebenen 1. Abtheilung in
den Hauptbestandteilen aus der Bibliothek des verstorbenen Geh. Hofraths Professor
Dr. Johanne» Overbeck gebildet. (Die zweite Abtheilung, deren Grundstock
der gleichen Sammlung entstammt, wird enthalten: Forschungsreisen in Griechen-
land, Italien und der Levante. — Alte Geschichte, Geographie und Topographie. —
Altertumswissenschaft — Numismatik — Inschriften — Mythologie — Gramma-
tiken. — Lexicographie. — Griechische und römische Autoren.)
Die wissenschaftliche Bedeutung dieses berühmten Gelehrten veranlasst mich den
Katalog einzuleiten mit der Gedächtnissrede, die Herr Professor Dr. Schreiber
am 14. November 1895 in der Kgl. sächs. Gesellschaft der Wissenschaft gehalten
und mir gütigst gestattet hat hier abxudrucken:
Johannes Overbeck,
Gedächtnissrede, gehalten am 14. Nov. 1895.
Vor wenigen Tagen hat unsere Universität und mit ihr die Gesellschaft der
Wissenschaften eines ihrer ältesten Mitglieder verloren. Nach einem langen,
eigentlich erst in den letzten Jahren mit gefahrdrohenden Symptomen auf-
tretenden Siechthum ist Johannes Overbeck am 8. November plötzlich und fast
ohne Kampf aus dem Leben geschieden.
Eine bedeutungsvolle Epoche in der Entwickelung der klassischen Kunst-
archäologie spiegelt sich in seiner rastlosen, an Kämpfen, aber auch an Erfolgen
reichen literarischen Thätigkeit wieder. Sein Name war und ist noch einer der
am meisten genannten und unter allen mit ihm lebenden Vertretern seines
Faches ist er der einzige gewesen, der in sich den Muth fand und die Ausdauer
besass, weite Gebiete desselben in zusammenfassenden Darstellungen zu umspannen,
ja, er ist vor Plänen nicht zurückgeschreckt, für deren Verwirklichung ein ein-
zelnes Menschenleben zu kurz erscheinen musste und so hat er denn auch das
umfänglichste seiner Werke, seine grieschische Kunstmythologie, trotz langer
Jahre hingehendster Arbeit als Torso hinterlassen müssen.
So bewegt und wechselreich sein schriftstellerisches Wirken sich abgespielt
hat, so einfach ist der äussere Gang seines Lebens verlaufen. Als 19jähriger
Jüngling (er war am 27. März 1826 in Antwerpen geboren) hat Overbeck im
Jahre 1845 in politisch gährender Zeit die Bonner Universität bezogen und sie
bis 1848 mit eifrigstem Fleiss, aber auch dem patriotischen Treiben seiner
Commilitionen nicht fern bleibend, besucht. Von dem gefeierten Philologen
Friedrich Ritschi und namentlich von dem ihm innerlich in manchen Zügen ver-
wandten Friedrich Gottlieb Weicker empfing er stärkste Anregungen. Als Schüler
des letzteren bekannte er sich schon in seiner Erstlingsschrift: de vi et efficacia
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den Hauptbestandteilen aus der Bibliothek des verstorbenen Geh. Hofraths Professor
Dr. Johanne» Overbeck gebildet. (Die zweite Abtheilung, deren Grundstock
der gleichen Sammlung entstammt, wird enthalten: Forschungsreisen in Griechen-
land, Italien und der Levante. — Alte Geschichte, Geographie und Topographie. —
Altertumswissenschaft — Numismatik — Inschriften — Mythologie — Gramma-
tiken. — Lexicographie. — Griechische und römische Autoren.)
Die wissenschaftliche Bedeutung dieses berühmten Gelehrten veranlasst mich den
Katalog einzuleiten mit der Gedächtnissrede, die Herr Professor Dr. Schreiber
am 14. November 1895 in der Kgl. sächs. Gesellschaft der Wissenschaft gehalten
und mir gütigst gestattet hat hier abxudrucken:
Johannes Overbeck,
Gedächtnissrede, gehalten am 14. Nov. 1895.
Vor wenigen Tagen hat unsere Universität und mit ihr die Gesellschaft der
Wissenschaften eines ihrer ältesten Mitglieder verloren. Nach einem langen,
eigentlich erst in den letzten Jahren mit gefahrdrohenden Symptomen auf-
tretenden Siechthum ist Johannes Overbeck am 8. November plötzlich und fast
ohne Kampf aus dem Leben geschieden.
Eine bedeutungsvolle Epoche in der Entwickelung der klassischen Kunst-
archäologie spiegelt sich in seiner rastlosen, an Kämpfen, aber auch an Erfolgen
reichen literarischen Thätigkeit wieder. Sein Name war und ist noch einer der
am meisten genannten und unter allen mit ihm lebenden Vertretern seines
Faches ist er der einzige gewesen, der in sich den Muth fand und die Ausdauer
besass, weite Gebiete desselben in zusammenfassenden Darstellungen zu umspannen,
ja, er ist vor Plänen nicht zurückgeschreckt, für deren Verwirklichung ein ein-
zelnes Menschenleben zu kurz erscheinen musste und so hat er denn auch das
umfänglichste seiner Werke, seine grieschische Kunstmythologie, trotz langer
Jahre hingehendster Arbeit als Torso hinterlassen müssen.
So bewegt und wechselreich sein schriftstellerisches Wirken sich abgespielt
hat, so einfach ist der äussere Gang seines Lebens verlaufen. Als 19jähriger
Jüngling (er war am 27. März 1826 in Antwerpen geboren) hat Overbeck im
Jahre 1845 in politisch gährender Zeit die Bonner Universität bezogen und sie
bis 1848 mit eifrigstem Fleiss, aber auch dem patriotischen Treiben seiner
Commilitionen nicht fern bleibend, besucht. Von dem gefeierten Philologen
Friedrich Ritschi und namentlich von dem ihm innerlich in manchen Zügen ver-
wandten Friedrich Gottlieb Weicker empfing er stärkste Anregungen. Als Schüler
des letzteren bekannte er sich schon in seiner Erstlingsschrift: de vi et efficacia
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