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Karl W. Hiersemann; Springer, Jaro [Mitarb.]
Kunstgeschichte: enthaltend den betr. Teil der Bibliothek Prof. Dr. Jaro Springers - Berlin und andere Sammlungen (Band 3, Nr. 442): Graphik des 15. und 16. Jahrhunderts: illustrierte Bücher, Holzschnitte, Kupferstiche, Radierungen usw., Miniaturmalerei des Mittelalters und der Renaissance — Leipzig: Karl W. Hiersemann, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.59490#0089
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I. Handschriften mit Miniaturen (Originale).

85
M. Pf.

Fol. Alter gepresster Schweinslederband. Mit einem Ex-libris der Frei-
herren von Sonnenberg. 8500 —
Unveröffentlichte Handschrift, wahrscheinlich Original des Verfassers und Unikum. Sehr
saubere, elegante und kleine Schrift, mit vielen gothischen Zierbuchstaben, Schnör-
keln usw. 13 unnum. Bll., 418 S., 58 unnum. Bei der Pagination wurden die Ziffern
435—-185 übersprungen.
Die Vorrede an den Bürgermeister und Rat der Stadt Freiburg im Breisgau ist vom Verf.
unterzeichnet: „Dauidt Wolleber, W. (württembergischer) Historicus, kayseilicher
Publicus Notarius“. In allen biographischen u. bibliographischen Quellen sucht man
vergebens Notizen über den Autor; nur Zedler’s Lexikon nennt ihn als württem-
bergischen Chronisten, von Schorndorf, und sagt, dass sich eine handschriftliche
Chronik der Grafen und Herzöge zu Württemberg in der Ra'sbibliothek zu Leipzig
befinde. Diese Handschrift, vom J. 1587, befindet sieb noch in der Stadtbibliothek
zu Leipzig, steht aber in Bezug auf Ausstattung dieser Chronik der Zähringer be-
deutend nach.
In der Vorrede sagt der Verf., dass er vor 4 Jahren, 1593, für den Rat eine Mappa, d. h.
wohl einen Stammbaum der Zähringer angefertigt habe, der er jetzt eine historische
Beschreibung desselben Fürstenhauses folgen lasse. Das dürfte der Grund dafür sein,
dass dieser Band die Seitenzahlen 201—618 trägt.
Titel, Widmung an den Rat und Register nehmen die 13 ersten Bll. ein. Der eigentliche
Text beginnt mit einem Abschnitt „Von Nutzbarkeit der Historien“ (S. 201—220). Folgt
das grosse Wappen des Herzogtums Zähringen, ein Stammbaum der Grafen zu Frei-
burg und die „Vorrede“ (= histor. Einleitung).
Auf S. 229 findet sich das prächtige Bildnis des Fürstbischofs zu Würzburg, Julius Echter
von Mespelbronn, „Patron des Autors“. Danach Abschrift eines Briefes des Bischofs
an den Autor, 28. Aug. 1591, worin sich der erstere für eine ihm übersandte Beschrei-
bung des Stiftes Würzburg bedankt, u. ihm 108 Gulden verehrt.
Mit S. 231 beginnt die Reihe der Bildnisse u. geschichtlichen Nachrichten über die Zäh-
ringer, voran Herzog Berchtold II., Stifter der Stadt Freiburg, gest. 1112, in ganzer
Figur u. Turnierrüstung. Die Mehrzahl dieser Blldeisse, in halber bis ganzer Blatt-
grösse, dürfte nach alten Grabsteinen, Glasgemälden usw. gezeichnet sein; sie zeichnen
sich durch lebhaftes Kolorit u. flotte, künstlerische Zeichnung aus.
Unter den dargestellten Geschlechtern finden sich, äusser Zähringen, Freiburg u. Teck,
Porträts u. Wappen der Grafen von Altenburg, Habsburg, Calw, Sulzberg, Burgund,
Rheinfelden, Sonnenberg, Kyburg, Kärnten, Bayern, Steiermark, Sachsen, Vohburg,
Flandern, Fürstenberg, Urach, Württemberg, Burghain, Lechsgmünd, Liechtenberg,
Eichelberg, Süssenburg, Henneberg, Homburg, Tübingen, Limburg, Gröningen, Welsch
Neuburg, Beroldseck, Montfort, Signau. Naaben, Hohenberg in Schwaben, Helfenstein,
Drusendingen, Baden, Gundelfingen, Ortenburg, Heydeck, Wertheim. Rechberg, Sca-
liger, Werdenberg, Kirchberg, Truchess zu Waldburg, Preysing, Polen, Padua,
Este, Urlingen etc. etc.
Die Wappen sind diejenigen von Freiburg im Breisgau, Freiburg im Uechtland, Zürich,
Bern, Solothurn etc.
Die Stammbäume zeigen die Verschwägerung der Zähringer mit den Grafen von Burgund,
Kyburg, Lothringen, Württemberg, Teck u. Etchelberg.
Die Zähringer, seit dem X. Jahrhundert Herren im Breisgau, starben mit Bertold V. im
J. 1218 aus; sie sind die Stammväter der Grossherzöge von Teck, deren Namen u.
Wappen im J. 1495 auf die Herzöge von Württemberg überging u. seit 1863 bezw.
1871 von einer Seitenlinie des württembergisehen Königshauses geführt wird.
Diese Chronik ist, wie alle überhaupt bekannten Schriften David Wollebers, nicht nur
unveröffentlicht, sondern höchst wahrscheinlich nur in zwei Exemplaren vorhanden,
von denen eines sich im Archiv der Stadt Freiburg befindet. Sie enthält im Text
mehrfach Abschritften von Urkunden u. Grabsteinen u. zweifellos manche wichtigen
u. sonst unbekannten Nachrichten zur Landes- u. Regentengeschichte des Oberrheins
im Mittelalter.
Die Handschrift ist vorzüglich erhalten u. befindet sich in ihrem ursprünglichen Einbande.
HANDSCHRIFTEN FRA.WZÖSISCHEN URSPRlIJ^iS.
375 Augustinus, S. Aurelius, Confessiones in hoc codice continentvr con-
fessionum libri aurelii avgtini numero Xlll. Pergamenthandschrift v.
Anfang des XII. Jahrhunderts, französischen oder provenzalischen Ur-
sprungs. Mit einer in Gold u. Farben ausgeführten u. 13 einfacheren
Initialen. Fol. (27 X 18 cm.) Starker, mit rotem Sammet überzogener
Holzdeckelband, mit reichen Beschlägen aus Messingblech, einer Mittel-
figur in Hochrelief auf dem vorderen Deckel, acht Halbedelsteinen und
einer Schliesse in Email- und durchbrochener Reliefarbeit. 3600 —
86 unnum. Bll. u. 2 w. Bll. (fehlen) in 11 Quadernen. Zierliche gothische Minuskeln im
Ductus des XII. Jahrh. 34 Zeilen auf der Seite.
Die Initiale M (agnus es Dne. . . .) auf der ersten Seite ist in Blau, Rot und Weiss aus-
geführt und mit Gold (kein Blattgold) grundiert, auf dem sich einfache, romanische
Ornamente abheben. Die Initiale I in der Ueberschrift und die der übrigen 12 Bücher
sind rot gemalt mit schwarzer Umrandung und lichtem gelben Grunde.

Karl W. Hiersemann in Leipzig, Königstrasse 29. Katalog 442.
 
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