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Karl W. Hiersemann (Firma); Karl W. Hiersemann
Katalog (Nr. 487): Manuscripte vom Mittelalter bis zum XVI. Jahrhundert: Einzel-Miniaturen, orientalische Manuscripte und Malereien — Leipzig: Karl W. Hiersemann, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.68396#0017
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1. Manuskripte vom Mittelalter bis zum XVI. Jahrhundert. 15
M. Pf.
42 Breviarium Monasteriense. Pgmt.-Handschrift m. reichem Initial-
schmuck. 228 Bl., zweispaltig. [Fol. 228b in fine:] Anno dni
1494 iste über scriptus et finitus est per Johäne Nethouel de Dorste.
Fratrem domus ad fontem saliente in mon°. Qui utitur eo oret pro
ipso. Etiam pro fratre Hmä° Borchorst. Holzbd. m. Überzug aus
gepr. Schweinsleder. Schliessen. Guterhaltene Handschriit m. brei-
tem Rande. Prächtige, gleichmässige got. Schrift. Äusser vielen
kleineren Initialen in Schwarz u. Rot feinausgezeichnete Initialen
in blauer, roter u. grüner Farbe m. hübschem Maiblumenmuster.
Einige handschriftliche Zuzätze u. Randnotizen von späterer Hand.
Bl. 82—90 befindet sich ein Kalendarium. Auf der Innenseite des
Vorderdeckels heraldisches Exlibris (J. J. zur Mühlen), gest. von
Joh.Mich.Zell (1740—1815). Einige wenige Initialen etwas verwischt. 6000 —
43 Breviarium Romanuni. Lat. Pergament-Manuscr. des XIV. Jahrh.
wahrscheinl. deutschen Ursprungs. 253 Bl. Pergt. u. 4 Bl. Papier. 12.
Sehr deutliche, dabei charakteristische Schrift, 4 S. vorn von anderer
Hand, das 1. Kalenderbl. alt ergänzt. Viele kleine Partien zwischen
den Zeilen neumiert, meist zur Erleichterung der Intonation. Zahl-
reiche Rasuren, Korrekturen u. Nachträge. Alter Holzdeckelbd. mit
einst rot gefärbtem Schafleder-Bezug; etwas wurmstichig. Schliessenrest.
Rücken defekt. Früher im Besitz des Prof, van Ess zu Marburg. 3200 —
Bl. 1—7 Kalendarium. 7v.—9 Gebete. 9—134 Proprium de tempore, mit Heiligen-
festen gegen Schluss. 134—223 Proprium Sanctorum. 224—244 Commune
Sanctorum mit Psalmen am Schluss. Dazu ein Nachtrag de Martyre Ponti-
fice. Bl. 159 ff. Legende der heil. Margareta, deren Vater hier abweichend
von der üblichen Angabe Theodosius heisst. Bl. 53 Gebet an Walpurga, d. i.
Walpurgis, die Heilige von Heidenheim.
In dem ausserordentlich reichhaltigen Kalender, der nur gleich anderen kleinen
Brevieren aus diesem Bereich durch Verschreibungen entstellt wird, fallen die
vielen Heiligen Deutschlands und Flanderns auf: Adelgundis 30. Jan., Heri-
bert v. Köln 16. März, Gertrudis 17., Dioscurus, der Beschützer der heil.
Barbara, 18. Mai, Edeltrudis 23., Udalricus 4. Juli, Kilian 8.; Arnulph 16. Aug.,
Remaclus 3. Sept., Maternus 13., Lambert 17., Wenzel 28., die beiden Ewald
3. Okt., Severin v. Köln 23., Willibrord 7. Nov., Florin 17., Ottilia von Straß-
burg, ferner die Äbte von St. Galiern: Magnus 6. Sept., Pirminus 3. Nov.,
Othmar 16. — Die Form Wanzelai mit a (= Wenzel), die sich auch in an-
dern (niederdeutschen) Kalendarien der Zeit findet, verrät die Nähe des fran-
zösischen Sprachelements. Über Flandern ist auch wohl der Mailänder Am-
brosius sowie Johannes ante portam Latinam (aus Rom) eingedrungen. —
Selten sind Augulus 7. Fehr., Secundinus 18., unsicher Tancon 16.—19. Febr.,
noch schwieriger Banci(?) 31. Juli, verschrieben Nereus 26. Aug.
44 — Pergt.-Handschr. vom Ende des XIV. Jahrh. Italienisch. 429 BL
zweispaltig, KL-4, mit 11 Zier-Initialen auf Goldgrund, 5 davon Minia-
turfiguren enthaltend, einige in grosse Randbordüren ausgehend.
Reichhaltiger Kalender. Alter gediegener Schwsldrbd. des XVII.
Jahrh. (italienisch) mit schöner Goldpressung (Fächermuster u. Rosen).
Reste von Metallschliessen. 6500 —
Sehr vollständiges, schön geschriebenes Brevier, bei dem die zahlreichen mit roter
Tinte geschriebenen Titel und liturgischen Bemerkungen ebenso dekorativ
mitwirken wie die zahlreichen blauen und roten Textinitialen selbst. Die
grossen gemalten H,a.uptinitialen, teils auf goldenem Grundviereck, teils selber
in Gold, enthalten 1. den Weltheiland mit Kugel. Kniestück von vom ge-
sehen, 2. den Psalmisten im Halbprofil, 3. einen jungen Mann unbestimmter
Beziehung, 4. einen Jüngling im Profil, den Finger an den Mund legend, zu
Psalm 39, 5. eine Figur, die bis an den Gürtel im Wasser steht, zu. Ps. 69.
Die Ornamentik und die Ausführung der Bordüren ist für diese Kunststufe höchst
beachtenswert.
Vorn eingeklebt hübsches Exlibris: William Crampton.
45 Breviarium Viterbiense Predicatorum. Lateinische Pergt.-Hs. des
XIV. Jahrh. mittelitalienischen Ursprungs, für ein Dominikanerkloster
in oder bei Viterbo geschrieben. 321 Bl. u. 2 alte Vorsatzbl. Fol.
Mit Musiknoten, 4 Miniaturen und zahllosen grossen Zier-Initalen,
von wechselnden, interessanten Ornamentformen. Breitrandig, sehr
schön geschrieben; erstaunlich frisch u. sauber erhalten. Im ursprüng-
lichen Einbande, Holzdeckel mit rotbraunem Leder u. Metallbuckeln,
nebst Metalldornen für die Ösen der (verlorenen) Schliessen. 12000 —
Karl W. Hiersemann in Leipzig, Königstrasse 29. Katalog 487.
 
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