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Karl W. Hiersemann (Firma)
Bibliothek des Stuttgarter Litterarischen Vereins — Leipzig: Verlag Karl W. Hiersemann, 1936

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https://doi.org/10.11588/diglit.68286#0014
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von hohem Interesse. Der Bericht des Nie. Federmann gehört zu den bedeutendsten
frühen Werken über Venezuela, ist aber unter ihnen wieder von ganz eigenartigem
Reiz, da er mit dem einzigen Versuch Deutschlands, in Amerika Fuss zu fassen, un-
zertrennlich verbunden ist. Die Welser hatten Karl V. einen Teil Venezuelas abge-
pfändet und zur Kolonisation und Goldsuche vier Schiffe entsandt. Den ersten Nach-
schub führte F., wurde Vizestatthalter und unternahm gewaltsame Kriegszüge ins
Innere des Landes, zwar Länder, aber kein Gold entdeckend. Die ganze Weiserische
Unternehmung ging an dem Unverstand der Führer und der Goldgier zu Grunde.
F. selbst verschwand spurlos in den Niederlanden. Lange nach seinem Tod gab sein
Schwager Kiefhaber die deutsche Schrift in den Druck. Diese Drucke von 1556 und 57
sind jedoch nicht mehr zugänglich. Nach ihnen gedruckt gibt diese Ausgabe zum
erstenmal wieder die einzigartige Beschreibung.
48 Dalimils Chronik von Böhmen. Herausgegeben von Venzeslav Hanka.
1859. 253 Seiten. Anastatischer Neudruck. 10.—
Dalimils Chronik ist die älteste böhmische Chronik in czechischer Sprache. Sie wurde
dem Kanonikus Dalimil von Meseritsch zugeschrieben, stammt aber wahrscheinlich
von einem gelehrten böhmischen Ritter. Diese Reimchronik aus dem Anfang des
14. Jahrhunderts behandelt die böhmische Geschichte von den ältesten Zeiten bis
Johann von Luxemburg (1314), der politischen Tendenz nach antideutsch. Sie war
sehr populär und wurde 1388 ins Deutsche übertragen. Diese Handschrift des Prager
Domkapitels ist in der vorhegenden Publikation veröffentlicht.
49 Paul Rebhuns Dramen. Herausgegeben von Hermann Palm. 1859.
193 Seiten. Anastatischer Neudruck. 8.—
Paul Rebhun, der sächsische Pfarrer, gehört zu jenen religiösen und moralisch lehr-
haften Dramatikern, die die Reformation von der Bühne aus verbreiten wollten. Für
die Geschichte der Metrik bedeutete sein Versuch mit reimlosen fünffüssigen Jamben
im Drama etwas Neues. In seiner „Susanna“ von 1535 schaltete er die Gesänge und
Gegengesänge zweier Chöre ein und pflegte auch in der „Hochzeit zu Cana“ diese
Kultur der Form. Durch die Art der Anlage und wohlgelungene Ausführung der ge-
mütvoll aufgefassten Familienmotive stellt sich seine „Susanna“ den besten biblischen
Spielen des 16. Jahrhunderts an die Seite.
50 Die Geschichten und Taten Wilwolts von Schaumburg. Herausgegeben
von Adelbert v. Keller. 1859. 200 S. Anastat. Neudruck. 8.—
Der vorhegende Band ist nicht so sehr eine Geschichte des westfälisch-hessischen
Grafengeschlechtes, als ein Ritterspiegel, in dem an Hand der vielen Taten und Er-
lebnisse eines Ritters im sächsischen Dienst ein historisches Vorbild dem jungen Ge-
schlecht gegeben werden soll. Der unbekannte Meraner Verfasser, der die Wolfen-
bütteler Handschrift 1507 geschrieben hat, gibt dabei einen vielseitigen Einblick in die
deutsche Geschichte zur Zeit der Kaiser Friedrich III. und Maximilians I. Die Kriegs-
u. diplomatischen Fahrten führten den Helden nach Böhmen und Ungarn, Frankreich
und Burgund, Lothringen und Holland.
51 Decameron von Heinrich Steinhöwel. Herausgegeben von Adelbert von
Keller. 1860. 702 Seiten. Manuldruck. 24.—
Die Ausgabe enthält sämtliche Novellen des Dekamerone, den Boccaccio zwischen
1348—58 verfasst hat, in der alten deutschen Übersetzung des Ulmer Zainerdruckes,
der noch vor 1471 liegen dürfte. Unter dem„Arrigo“, der sich als Übersetzer bekennt,
versteht Keller wie Panzer, Jakob Grimm u. a. den durch mancherlei derartige Werke
bekannten Esslinger, später Ulmer Arzt Heinrich Steinhöwel, der um die Mitte des
15. Jahrhunderts lebte.

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