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Dragendorff, Hans [Hrsg.]; Hiller von Gaertringen, Friedrich [Hrsg.]
Thera: Untersuchungen, Vermessungen und Ausgrabungen in den Jahren 1895 - 1902 (Band 2): Theraeische Gräber — Berlin, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1146#0018
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I. Kapitel. Frühere Grabfunde auf Thera. Die Forschungen von 1896 und 1897

wurden. Bei der Aufnahme eines Teiles der Photographien stand mir wieder, wie im vorher-
gehenden Jahre, der Photograph des athenischen Institutes, Herr R. Rohrer, zur Seite.

Es sind nun schon 3 Jahre vergangen, seit ich Thera verließ. Neue Berufspflichten
haben die Fertigstellung der Publikation so ungebührlich lange verzögert. Manche an die
Funde von Thera anknüpfende Untersuchung habe ich beiseite gelassen, um das Erscheinen
des genauen Fundberichtes nicht noch weiter hinauszuschieben. Diesen zu fordern, haben
die Fachgenossen ein Recht, und ich selbst habe die Pflicht, ihn zu geben, solange die
persönliche Erinnerung noch lebendig ist. So soll dies Buch denn in erster Linie ein Fund-
bericht sein. Es soll den Fachgenossen vorlegen, was wir durch Ausgrabungen in der
Nekropole gewonnen und beim Aufenthalte auf der Insel genauer kennen gelernt haben, und
diese Aufgabe hoffe ich erfüllt zu haben. Daß ich mich bemüht habe, den Funden auch
gleich ihre historische Stellung anzuweisen, sie mit dem in Verbindung zu bringen, was durch
frühere Arbeit schon gewonnen war, ist ja nur natürlich. Ebenso natürlich ist es auch, daß
nach dieser Seite hin meine Arbeit nicht abschließend ist. Ich kenne manches wichtige
Museum nicht durch eigenen Besuch; andere Sammlungen habe ich gesehen, bevor mich die
Funde von Thera zu der eingehenderen Beschäftigung mit diesem Gebiete geführt hatten. So
wird mir manches Vergleichsmaterial entgangen sein, das nun Erfahrenere nachtragen mögen.
Auch die Litteratur war mir hier in Basel nicht vollständig zugänglich, und wenn ich auch
durch das liebenswürdige Entgegenkommen der Verwaltung der Kaiserlichen Bibliothek in
Straßburg manche besonders fühlbare Lücke ergänzen konnte, so ist mir gewiß auch auf diesem
Gebiete vieles unbekannt geblieben, was ich hätte benutzen sollen. — Und dann — wer einmal
die Funde einer größeren Ausgrabung veröffentlicht hat, weiß, wie zahlreiche und verschieden-
artige Fragen angeregt werden. Alle sofort zu erledigen, ist kaum möglich. So haftet dem
Buche auch in dieser Richtung etwas Unvollkommenes, zum Teil Willkürliches an. Das fühle
ich, weiß es aber nicht zu ändern. Wo mir eine Zusammenfassung unseres Wissens nützlich
schien, habe ich sie versucht. Wo ich nichts Neues zu bieten wußte, unterblieb sie.

Schlimmer als dieser Mangel an Abrundung des Ganzen, ist ein anderer. Erst die
abschließende Arbeit für die Publikation hat mir klar gemacht, wie unvollkommen meine Aus-
grabung gewesen ist, wie sehr man ihr den Anfänger anmerkt. Ich würde heute die Ausgrabung
anders führen, würde vielleicht in der gleichen Zeit weniger Fundstücke, dafür aber ein klareres
Bild der Nekropole als Ganzes gewinnen. Ich tröste mich damit, daß die Nekropole nicht er-
schöpft ist, daß die Erforschung jeden Tag fortgesetzt werden kann und hoffentlich auch
fortgesetzt werden wird; und ich hoffe, daß dann die hier niedergelegten Erfahrungen — auch
die Irrtümer — von Nutzen sein werden.

Endlich habe ich noch einiges über die äußere Gestalt des Buches zu sagen. Ich habe
mich der Uebersichtlichkeit wegen bemüht, zwischen dem Fundberichte und der Verarbeitung
des Gefundenen zu scheiden. Ganz durchführen ließ sich das freilich nicht. Abgebildet ist
nach Möglichkeit alles. Sparsamkeit mit Abbildungen ist ein großer Fehler in archäologischen
Veröffentlichungen, überdies auch heutzutage, wo Abbildungen so leicht und mit verhältnis-
mäßig geringen Kosten beschafft werden können, ein unnützer Fehler. Eine Abbildung spart
manches Wort im Text und spricht deutlicher. Da Wort und Bild sich ständig ergänzen
sollen, habe ich versucht, nach Möglichkeit jeden Gegenstand da abzubilden, wo er besprochen
wird. Tafeln sehen zwar schöner aus als Textabbildungen, aber ich finde nichts störender, als
wenn ich beim Lesen fortwährend auf Tafeln am Ende des Buches nach der zugehörigen und
zum Verständnis notwendigen Abbildung suchen muß. Wie unbequem die Benutzung gerade
des vorliegenden Buches und namentlich einzelner Kapitel desselben bei der Verwendung von
Tafeln wäre, kann sich jeder ausmalen. Es sind daher nur zwei gute Beispiele theräischer
 
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