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Antiquariat und Autographenhandlung Heinrich Hinterberger
Katalog: Einblattdrucke und Flugschriften des 15.-19. Jahrhunderts: Original-Manuskripte deutscher Dichter und Denker: musikalische Meister-Handschriften deutscher und ausländischer Komponisten : berühmte Sammlung repräsentativer Handschriften, 1. Teil — Wien: Heinrich Hinterberger, Nr. 9.1936

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https://doi.org/10.11588/diglit.57219#0021
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I. Deutsche Dichter und Denker (Fontane)

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Schweizer Franken
45 Fontane, Theodor, der deutsche Erzähler des 19. Jahrh. 1819—98.
Eigenh. Manuskr. Inhaltsangabe seiner berühmten Novelle „Ce-
cile". 51/2 volle Seiten Oktav. Beigelegt 3 eigenh. u. sign. Briefe F/s
an Herrn v. Puttkammer üb. d. Druckgeschichte dieser Novelle. Da-
tiert 1886. 180.—
Diese Inhaltsangabe wurde von Fontane offensichtlich am 20. Januar 1886
zu Berlin für Herrn von Puttkammer abgefaßt. Sie ist auf demselben Pa-
pier niedergeschrieben, das der Dichter auch zu seinen Briefen benutzte.
Unserm Ms. liegen drei auf diese Inhaltsangabe und die Cecile-Novelle be-
zügliche Briefe Fontane’s an Herrn v. Puttkammer bei, sämtlich eigenhändig und
signiert. Der erste Brief war allem Anschein nach der Begleitbrief zu unserem Ms.
Das Manuskript Fontane’s gibt, obwohl es nur eine Skizze ist, sehr genau
den Inhalt der Novelle wieder und noch dazu in guter stilistischer Form. An
ihrer Konzeption wurde in der Ausführung nichts mehr geändert. Eine Kapitel-
einteilung ist in dieser Inhaltsskizze noch nicht getroffen.
Am Schluß der Inhaltsangabe umreißt der Dichter kurz seine Absicht mit
dieser Novelle: „Der Grundgedanke des kleinen Romans ist der von der uner-
bittlichen Macht zurückliegender Geschehnisse, die durch reinen Wandel und
aufrichtige Buße vor Gott zu sühnen, aber gesellschaftlich nicht zu
tilgen sind."
Unsere Novelle gehört in die Reihe der naturalistischen Gesellschaftsschil-
derungen des alternden Fontane. Sie ist zu den besten und gereiftesten Novel-
len des Dichters zu rechnen. In Fontanes „Gesammelte Werke" (S. Fischer Ver-
lag, Berlin, 1915) wurde sie unter dem Titel: „Cecile. Roman" aufgenommen und
umfaßt dort 29 Kapitel auf 205 Druckseiten.
46 — Eigenh. Ms. o. EI. „Der alte Derffling". (Gedicht). 2M SS, in Ok-
taven (23 : 14 cm). Vorangestellt ein kurzer Widmungsbrief, dat. 2.
Nov. 1846. Ms. der berühmtesten Ballade Fontanes, das er sofort
nach Entstehung m. d. oberwähnten Widmungsbrief a. e. Freund
sandte. 250.—
Im Mai 1844 trat Fontane, während seiner militär. Dienstzeit, in Berlin
einer Künstlergilde, „Tunnel über der Spree", bei, die neben Geibel, Heyse,
Storm und Adolf Menzel alles vereinigte, was sich damals in der preußischen
Hauptstadt für jung und zukunftsfroh hielt. „Ich wurde sehr freundlich begrüßt",
schreibt der Dichter darüber in seinem Erinnerungsbuche „Von Zwanzig bis
Dreißig", erhielt meinen Tunnelnamen — Lafontaine — und hätte durchaus zu-
frieden sein können, wenn ich nur mit dem, was ich dichterisch zum besten gab,
mehr oder doch wenigstens einen Erfolg gehabt hätte. Das wollte mir aber nicht
gelingen . . . Ganz allmählich aber fand ich mich zu Stoffen heran, die zum
Tunnel sowohl wie zu mir selber besser paßten . . . Dies für mich Bessere war der
Geschichte, besonders der brandenburgischen, entlehnt, und eines Tages erschien
ich mit einem Gedicht „Der alte D e r f f 1 i n g e r", das nicht bloß einschlug,
sondern mich für die Zukunft etablierte . . . Ich ließ alsbald diesem „Alten
Derflinger" eine ganze Reihe verwandter patriotischer Dichtungen im Volks-
liederton folgen und erzielte mit einer derselben, dem „alten Zieten", eine Zu-
stimmung — auch im Publikum — die weit über die bis dahin gehabten Erfolge
hinausging. Ich glaube aber doch, daß der „Alte Derflinger", der den Reigen er-
öffnete, gelungener ist als der „alte Zieten" und all die übrigen. Der erste Wurf
ist immer der Beste. Diese patriotischen Gedichte fielen in das Jahr 1846."
„Der alte Derflinger" erschien 1847 in Cottas „Morgenblatt" und begründete
Fontanes Ruhm als Balladendichter, als der er, ehe er zum repräsentativen Ro-
 
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