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Antiquariat und Autographenhandlung Heinrich Hinterberger
Katalog: Einblattdrucke und Flugschriften des 15.-19. Jahrhunderts: Original-Manuskripte deutscher Dichter und Denker: musikalische Meister-Handschriften deutscher und ausländischer Komponisten : berühmte Sammlung repräsentativer Handschriften, 1. Teil — Wien: Heinrich Hinterberger, Nr. 9.1936

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https://doi.org/10.11588/diglit.57219#0063
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I. Deutsche Dichter und Denker (Schlegel—Seume)

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Schweizer Franken
202 Schlegel, Friedr. v., Philosoph, Geschichtsforscher u. Dichter. 1772—1829. Eigenh.
Ms. m. U.: „Aussichten für die Kunst im österreichischen Kaiserstaat, (bey
Gelegenheit der Feyer des 12ten Februars.) Deutsches Museum, 3. Heft". Am
Schlüsse das amtl. Imprimatur, dat. Wien, 25. Febr. 1812. 16 SS. 4. 20.—
203 — Eigenh. Ms. o. LI.: „Angelus" (Zitate aus Angelus Silesius). 25 SS. 4. Hldr.-
Bd. Vorgebunden e. eigenh. Titelbl. zu seinem Aufsatz: „Ideen der christlichen
Kunst . . ." mit e. Zitat aus Angelus. 12.—
204 Schleiermacher, Frdr. Ernst Dan., evang. Theolog, Philosoph, Schriftst., Ueber-
setzer u. romant. Dichter. 1768—1834. Eigenh., mit der Chiffre „P-p-s" sign. Re-
zension von F. W. Jos. v. Schellings „Vorlesungen über die Methode des
akademischen Studium." 1803. 22 SS. 4. Rechts oben von fremder Hand dat.:
804. 22 März. 60.—
Selten.
205 Schönherr, Karl, österr. Dichter u. Dramatiker, geb. 1867. Eigenh. Ms. m. U.
Erinnerungen an Jos. Kainz u. seine Stellung zu seiner Rolle in Sch.'s „Erde",
Ereignisse a. d. Probe im Frühjahr 1907. Dat. Wien, Dez. 1910. 2 SS. 4. (Für die
Red. des „Merker".) 12.—
206 Seume, Joh. Gottfr., Schriftst. u. Dichter. 1763—1810. Eigenh. Ms.
m. LI.: „Mein Leben. J. G. Seume. Veritatem sequi et colere, tueri
justitiam, Omnibus aeque bene veile ac facere, nil extimescere".
14872 SS. in Quarto. (21 : 18.5 cm). Alter Pappumschlag. 420.—
„Das Mißliche einer Selbstbiografie kenne ich so gut als sonst jemand und
ich halte mich für nicht wichtig genug, daß überhaupt mein Leben beschrieben
werde". So äußerte sich allzubescheiden, Seume, den Wieland, „den edlen Cy-
niker, einen Menschen von großem Wert", und Goethe den „berühmten Wan-
derer" genannt haben, als er seine Erinnerungen zu Papier zu bringen begann.
„Folgendes hat mich indessen bestimmt, etwas über mich selbst zu sagen. Schon
Herder, Gleim, Schiller und Weisse und mehrere noch Lebende haben mich auf-
gemuntert, nach meiner Weise die Umstände meines Lebens, das sie wohl für
wichtiger hielten, als es war, schriftlich niederzulegen . . . Mehrere meiner
Freunde drohen mir, wahrscheinlich genug, daß ich auf alle Fälle einem Biografen
doch nicht entgehen würde,- und da fürchte ich denn, einem Sudler oder Hyper-
kritiker oder gar einem schalen, geschmacklosen Lobpreiser in die Hände zu
fallen. Niemand kann doch besser wissen, was an und in ihm ist, als der Mann
selbst, wenn er nur redliche Unbefangenheit und Kraft genug hat, sich zu zei-
gen, wie er ist . . . Ich erzähle so ehrlich und offen, ohne mich zu schonen, und
nicht selten mit dem Selbstgefühl inneren Werts, und ohne den Vorwurf der An-
maßlichkeit oder die Krittler weiter zu fürchten, die vielleicht sodann über mich
Totengericht halten . . ."
In der Tat, während jener bewegten Epoche, die der Selbstdarstellung durch
Briefe und Tagebücher so leidenschaftlich ergeben war, hatte kaum ein anderer
soviel Berechtigung zur Autobiographie wie dieser einstige Priesterschüler, der,
durch den Landgrafen von Hessen als Söldner an die Engländer verschachert,
das abenteuerlichste Dasein führte. In Amerika, wo er, nach seinem eigenen
Wort, „als Korporal, Sergeant, Fourier und Feldwebel abwechselnd Dienste tat
und alle Süßigkeiten des kleinen Soldatenlebens recht auskosten konnte", ent-
fremdete er sich „Europens übertünchter Höflichkeit". Nach Deutschland zurück-
gekehrt, desertierte er, wurde zum Tode verurteilt, entfloh, nahm russische
Dienste an und kam schließlich nach Leipzig, wo er Korrektor in der Drucke-
rei des Buchhändlers Göschen wurde. Aber immer wieder trieb ihn sein Zigeuner-
blut zwischendurch in die weite Welt hinaus. So unternahm er 1802 seinen „Spa-
ziergang nach Syrakus", dessen Schilderung ihn berühmt gemacht hat und vier
Jahre später seine Wanderung durch Rußland, Finnland und Schweden, die er
in „Mein Sommer 1806" beschrieb. Seine Selbstbiographie jedoch ist Fragment
geblieben: sie reißt mitten in einem begonnenen Satze ab und umfaßt nur die
 
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