68 II. Musikalische Meisterhandschriften (Michael Haydn—E. T. A. Hoffmann)
Schweizer Franken
255 Haydn, Michael, Bruder Joseph H/s., Komponist, Konzertmeister
und Organist am Salzburger Dom; 1737—1806. Eigenh. u: sign.
Musikmanuskript:„Divertimento notturno. ä 4. 2 Violini, Viola e
Basso di G. Michele Haydn". 14 SS. qu.-fol. Zu je 10 Zeilen. 180.—
Die einzelnen Ueberschriften am Rande lauten: Marcia, Scherzoso, Allegro
assai, Menuetto, Allegretto, Trio, Molto Adagio e cantabile, Menuette, Trio,
Men. da Capo, Rondeau. (Schluß scheint zu fehlen.) Eigenhändige Reinschrift der
Partitur seines Streich-Quartetts.
Sehr schönes Manuskript.
256 Hindemith, Paul, deutscher Bratschist und Komponist der Gegen-
wart, geb. 1895. Eigenhänd. musikal. Manuskr. m. vollem Namen:
„Paul Hindemith. Op. 36 I Kammermusik II (Klavierkonzert) Origi-
nalmanuskript d. ersten und letzten Satzes." Titel u. 52 SS. Musik
in Duodezformat in e. Pappbde. Jede Seite mit 6 vorgedruckten No-
tensystemen. Titel mit Tinte, Noten mit Bleistift geschrieben. 225.—
257 Hoffmann, Ernst Theod. Willi., (als Komponist Ernst Theod. Ama-
deus H., als Schriftst. stets abgekürzt E. T. A. H.), genialer Kompo-
nist, Musikschriftsteller, Erzähler und Zeichner. 1776—1822. Eigen-
händiges Musik-Manuskript o. U. 6 Duettinen für Sopran und Te-
nor mit Pianofortebegleitung. 17 SS. qu.-fol., je 12 Notenzeilen.
Mit eigenh. geschrieb. Text in italien. u. deutscher Sprache. 1500.—
Musik-Manuskripte E. T. A. Hoffmanns konnte ich im Handel außer dem
vorliegenden nur noch eines, nämlich sein Klavier-Trio (E-dur), nachweisen. (Kat.
XXVI von C. G. Boerner, Leipz., Nr. 347).
Im Juli 1812 zu Bamberg komponierte H. diese Duettinen für die geliebte Ju-
lia Mark. In ihnen erstieg seine Leidenschaft ihren Höhepunkt. Sie sind das Zeug-
nis seines tragischesten u. leidenschaftlichsten Lebensaugenblicks. In d. Biographie
Kreislers ließ er später, wie er selbst die Duette in höchster Verzückung mit der
Geliebten gesungen hatte, den Kapellmeister den schönsten dieser Gesänge mit
Julia am Hofe des Fürsten Irenaeus singen: „Kreisler keines Wortes mächtig,
saß am Flügel, schlug die ersten Akkorde des Duetts an, wie von einem selt-
samen Rausch betört und befangen . . ." heißt es dort.
Die leidenschaftlichsten Empfindungen erregten ihn, wenn er mit der Seelen-
braut diese Duette sang, und es ist nicht zu leugnen, daß diese Kompositionen
von hoher Leidenschaft erfüllt sind. Diese sechs Stücke lagen Hoffmann sein
ganzes späteres Leben besonders am Herzen. Am 1. Aug. trug er voll Stolz ins
Tagebuch ein: „Abends bei der Marc mit Seligmann. Musik, . . . dabei in eine
exaltierte Komponistenstimmung geraten, und sich selbst für was Großes ge-
halten, veranlaßt durch das Duett: ,ombre ameneJ “ (das I. der hier vorliegenden
6 Duette). Neben diese gehört eine zweite Arie „Mi lagnero tacendo", die er für
Julia schrieb. Auch ihrer wurde später im Kreisler gedacht: „In der Tat war
Kreislern dieses Lied vor allen andern gelungen.. Der süße Schmerz der brün-
stigen Liebessehnsucht war darin in einfacher Melodie mit einer Wahrheit, mit
einer Stärke ausgedrückt, die jedes fühlende Gemüt unwillkürlich ergreifen
mußte." Vgl. Walter Harich, E. T. A. Hoffmann, Berl. (1920). I, S. 170 ff.
Diese Kompositionen erschienen 1819 bei Schlesinger unter dem Titel „Sei
duettini per Sopr. & Ten. c. Pianoforte" (Platten-Nr. 588).
Das Manuskript stammt aus Schlesingers Archiv.
Siehe das Faksimile auf Tafel LI.
Schweizer Franken
255 Haydn, Michael, Bruder Joseph H/s., Komponist, Konzertmeister
und Organist am Salzburger Dom; 1737—1806. Eigenh. u: sign.
Musikmanuskript:„Divertimento notturno. ä 4. 2 Violini, Viola e
Basso di G. Michele Haydn". 14 SS. qu.-fol. Zu je 10 Zeilen. 180.—
Die einzelnen Ueberschriften am Rande lauten: Marcia, Scherzoso, Allegro
assai, Menuetto, Allegretto, Trio, Molto Adagio e cantabile, Menuette, Trio,
Men. da Capo, Rondeau. (Schluß scheint zu fehlen.) Eigenhändige Reinschrift der
Partitur seines Streich-Quartetts.
Sehr schönes Manuskript.
256 Hindemith, Paul, deutscher Bratschist und Komponist der Gegen-
wart, geb. 1895. Eigenhänd. musikal. Manuskr. m. vollem Namen:
„Paul Hindemith. Op. 36 I Kammermusik II (Klavierkonzert) Origi-
nalmanuskript d. ersten und letzten Satzes." Titel u. 52 SS. Musik
in Duodezformat in e. Pappbde. Jede Seite mit 6 vorgedruckten No-
tensystemen. Titel mit Tinte, Noten mit Bleistift geschrieben. 225.—
257 Hoffmann, Ernst Theod. Willi., (als Komponist Ernst Theod. Ama-
deus H., als Schriftst. stets abgekürzt E. T. A. H.), genialer Kompo-
nist, Musikschriftsteller, Erzähler und Zeichner. 1776—1822. Eigen-
händiges Musik-Manuskript o. U. 6 Duettinen für Sopran und Te-
nor mit Pianofortebegleitung. 17 SS. qu.-fol., je 12 Notenzeilen.
Mit eigenh. geschrieb. Text in italien. u. deutscher Sprache. 1500.—
Musik-Manuskripte E. T. A. Hoffmanns konnte ich im Handel außer dem
vorliegenden nur noch eines, nämlich sein Klavier-Trio (E-dur), nachweisen. (Kat.
XXVI von C. G. Boerner, Leipz., Nr. 347).
Im Juli 1812 zu Bamberg komponierte H. diese Duettinen für die geliebte Ju-
lia Mark. In ihnen erstieg seine Leidenschaft ihren Höhepunkt. Sie sind das Zeug-
nis seines tragischesten u. leidenschaftlichsten Lebensaugenblicks. In d. Biographie
Kreislers ließ er später, wie er selbst die Duette in höchster Verzückung mit der
Geliebten gesungen hatte, den Kapellmeister den schönsten dieser Gesänge mit
Julia am Hofe des Fürsten Irenaeus singen: „Kreisler keines Wortes mächtig,
saß am Flügel, schlug die ersten Akkorde des Duetts an, wie von einem selt-
samen Rausch betört und befangen . . ." heißt es dort.
Die leidenschaftlichsten Empfindungen erregten ihn, wenn er mit der Seelen-
braut diese Duette sang, und es ist nicht zu leugnen, daß diese Kompositionen
von hoher Leidenschaft erfüllt sind. Diese sechs Stücke lagen Hoffmann sein
ganzes späteres Leben besonders am Herzen. Am 1. Aug. trug er voll Stolz ins
Tagebuch ein: „Abends bei der Marc mit Seligmann. Musik, . . . dabei in eine
exaltierte Komponistenstimmung geraten, und sich selbst für was Großes ge-
halten, veranlaßt durch das Duett: ,ombre ameneJ “ (das I. der hier vorliegenden
6 Duette). Neben diese gehört eine zweite Arie „Mi lagnero tacendo", die er für
Julia schrieb. Auch ihrer wurde später im Kreisler gedacht: „In der Tat war
Kreislern dieses Lied vor allen andern gelungen.. Der süße Schmerz der brün-
stigen Liebessehnsucht war darin in einfacher Melodie mit einer Wahrheit, mit
einer Stärke ausgedrückt, die jedes fühlende Gemüt unwillkürlich ergreifen
mußte." Vgl. Walter Harich, E. T. A. Hoffmann, Berl. (1920). I, S. 170 ff.
Diese Kompositionen erschienen 1819 bei Schlesinger unter dem Titel „Sei
duettini per Sopr. & Ten. c. Pianoforte" (Platten-Nr. 588).
Das Manuskript stammt aus Schlesingers Archiv.
Siehe das Faksimile auf Tafel LI.