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Antiquariat und Autographenhandlung Heinrich Hinterberger
Katalog: Einblattdrucke und Flugschriften des 15.-19. Jahrhunderts: Original-Manuskripte deutscher Dichter und Denker: musikalische Meister-Handschriften deutscher und ausländischer Komponisten : berühmte Sammlung repräsentativer Handschriften, 1. Teil — Wien: Heinrich Hinterberger, Nr. 9.1936

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https://doi.org/10.11588/diglit.57219#0062
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I. Deutsche Dichter und Denker (Schiller—Schlegel)

Schweizer Franken
199 — Eigenhänd. Fragment eines Gedichtentwurfs. p/2 SS. Querquart.
(Format 14,5 -.20 cm) auf einem Blatte, das einen Ausschnitt aus
einer größeren Originalhandschrift darstellt, wohl der untere Teil
eines zerschnittenen Folioblattes. 300.—
Das Blatt hat auf der Vorderseite elf, auf der Rückseite sechs Zeilen.
Es gewährt einen ausgezeichneten Einblick in Schillers dichterisches Schaffen;
denn es setzt uns in die Lage, das Entstehen eines seiner Gedichte, vielleicht
von den allerersten sichtbaren Anfängen an zu beobachten. Noch sind die Ge-
danken, die in sehr flüchtiger Schrift auf diesem Blatte festgehalten sind, nicht
geordnet und ausgeformt, und doch bemerkt man, wie bereits der Strophenbau
und ihr Gedankengang beginnen, sich zu klären und eine feste Gestalt anzu-
nehmen. Der Text der Vorderseite, dem ein Einschaltzeichen vorangestellt
ist, lautet:
„Weiß er listig zu betrügen
Die Verderbniss einzuwiegen
Nicht die Wahrheit ist ihn (ihm? im?) Spiel
Redlich aus dem tiefsten Herzen
Mag es blöde Augen schmerzen
Schöpft er der Erkenntniss Licht, . . .
das Gesetz der Pflicht.
Müßte vor der Wahrheit Schimmer
Auch der Erde Bau zertrümmern
Und verräth die (der?) Göttin nicht."
Der Text der Rückseite lautet:
,,Er(?) suchte zu rühren, nicht zu gefallen, im Heilig-
thum der Natur und Wahrheit nicht am Schimmer
des Beyfalls zündet er s. Fackel an:
Keine freie Bürgerkrone
Aus dem traurgen Streit zurück!
Steht er mit gesenkte . .
Das Fragment bricht mitten im Vers:
„Steht er mit gesenkte(m Blick)" ab.
Beigelegt ein schmales Streifchen mit unregelmäßigen Rändern, geschickt
in ein Quartblatt eingesetzt. Vorne und hinten je 3 Zeilen von Schillers Hand:
„Das Beste ist die Begeisterung / Der Gesang allein ist die Sprache des Glücks" /
durchstrichen: „Die Freude ist nüchtern bis sie singt". Rückseite: 3 abgerissene
etwas verstümmelte Zeilen. — Beide Blätter stammen aus dem Besitz von Ca-
roline von Wolzogen, geb. von Lengefeld, der Schwägerin des Dichters und
wurden von ihr 1847, kurz vor ihrem Tode verschenkt.
200 Schlaf, Johannes, Schriftsteller, geb. 1862. Eigenh. Ms. m. U.: „In Dingsda (unter
durchstrichenem: „Abseits"). Berlin. S. Fischer, Verlag. 1891". Titel, Schmutz-
titel u. 64 Quartseiten (auf einseitig beschriebenen Blättern). Das letzte Bl. mit
Verlust einiger Worte beschädigt. 35.—
Die Entstehung dieses Werkes fällt in die Zeit, da Schlaf das gemeinsame Schaf-
fen mit Arno Holz aufgab und sich dem lyrisch bewegten Impressionismus der Skizzen
,,Im Dingsda“ (erschienen 1892) zuwandte.
201 Schlegel, Aug. Wilh. v., Dichter, Uebersetzer, Kritiker, Orientalist. 1767—1845.
Eigenh. u. voll sign. Ged. „Auf die Taufe eines Negers". O. O. u. J. (wohl vor
der Nobilitirung i. J. 1815, da noch ohne „von" unterzeichnet). 1 S. 4. 25.—
Beigelegt ein eigenh. Vierzeiler o. U. „Die veredelte Hexenzucht. Du wüllst in Fu-
rien die Hexen travestieren. — Meynst du, das sey die Art mit Hexen umzugehen? ■— Da
werden beiderseits die Damen protestiren, — Und Shakespeare, Aeschylus, sich selbst
nicht mehr verstehn.“
 
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