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an (vor allem aus dem Rheinland und aus Westfalen), und er
bietet damit die noch lange umfangreichste Liste deutscher
nachgotischer Bauten. Da aber damit auch sein Ziel der
Einordnung der Jesuitenkirchen in einen über sie hinaus
reichenden Rahmen und folglich die Falsifizierung des
"Jesuitenstiles" erreicht ist, verzichtet er auf eine weitere
Analyse des Problems. Es bleibt freilich für ihn
"eine merkwürdige Erscheinung, wenn man vor Augen
hält, daß der Barock im Profanbau der Gotik schon
lange völlig das Feld abgerungen hat"-’94. und er
schließt daran das Postulat: "Es wäre dringend zu
wünschen, daß die gesamten späten gotischen Hach-
blüten im Nordwesten Deutschlands im Zusammenhang
bearbeitet würden. Es würde dadurch die kirchliche
Kunsttätigkei t daselbst während des 17. Jahrhunderts
in ein ganz, anderes Licht gerückt werden"195.
Die damit zum Ausdruck kommende Beschränkung auf Nordwest-
deutschland, implizite also eines besonderen Provinzialismus,
hat ihre Entsprechung in der Schweiz, wo er die Jesuitenkirche
in Freiburg i. Ue. als "nach des Landes Sitte und Brauch, d.h.
196
... gotisch" erbaut schildert .
3. Exkurs: Ästhetische Wertungen
197
Gurlitt hat schon gezeigt , daß am Beispiel der Jesuiten-
kirchen auch das sonst und noch lange Zeit als "bizarr" und
verwirrend empfundene Mischen von Stilformen in vergangenen
Epochen vor dem Hintergrund der zeitgenössischen Bemühungen
1 98
der letzten Phase des Historismus als ausgesprochen positiv
und vorbildhaft gewertet werden konnte, indem man darin der
eigenen Zeit Verwandtes sah.
Ein an Gurlitts Mißverständnis der Kölner Jesuitenkirche
als modernisierten gotischen Eau kritisch anknüpfendes Desi-
derat drückt Ähnliches aus:
"Möge ... (die ausgesprochene Kritik) eine berufenere
an (vor allem aus dem Rheinland und aus Westfalen), und er
bietet damit die noch lange umfangreichste Liste deutscher
nachgotischer Bauten. Da aber damit auch sein Ziel der
Einordnung der Jesuitenkirchen in einen über sie hinaus
reichenden Rahmen und folglich die Falsifizierung des
"Jesuitenstiles" erreicht ist, verzichtet er auf eine weitere
Analyse des Problems. Es bleibt freilich für ihn
"eine merkwürdige Erscheinung, wenn man vor Augen
hält, daß der Barock im Profanbau der Gotik schon
lange völlig das Feld abgerungen hat"-’94. und er
schließt daran das Postulat: "Es wäre dringend zu
wünschen, daß die gesamten späten gotischen Hach-
blüten im Nordwesten Deutschlands im Zusammenhang
bearbeitet würden. Es würde dadurch die kirchliche
Kunsttätigkei t daselbst während des 17. Jahrhunderts
in ein ganz, anderes Licht gerückt werden"195.
Die damit zum Ausdruck kommende Beschränkung auf Nordwest-
deutschland, implizite also eines besonderen Provinzialismus,
hat ihre Entsprechung in der Schweiz, wo er die Jesuitenkirche
in Freiburg i. Ue. als "nach des Landes Sitte und Brauch, d.h.
196
... gotisch" erbaut schildert .
3. Exkurs: Ästhetische Wertungen
197
Gurlitt hat schon gezeigt , daß am Beispiel der Jesuiten-
kirchen auch das sonst und noch lange Zeit als "bizarr" und
verwirrend empfundene Mischen von Stilformen in vergangenen
Epochen vor dem Hintergrund der zeitgenössischen Bemühungen
1 98
der letzten Phase des Historismus als ausgesprochen positiv
und vorbildhaft gewertet werden konnte, indem man darin der
eigenen Zeit Verwandtes sah.
Ein an Gurlitts Mißverständnis der Kölner Jesuitenkirche
als modernisierten gotischen Eau kritisch anknüpfendes Desi-
derat drückt Ähnliches aus:
"Möge ... (die ausgesprochene Kritik) eine berufenere