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Hirschel, Grete
Le livre des Quatre Dames von Alain Chartier: Studien zur französischen Minnekasuistik des Mittelalters — Heidelberg, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.51682#0038
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Dagegen habe ich versucht, auf Grund der mir zugänglichen Hand-
schriften und Drucke, auf die im Folgenden eingegangen werden
wird, einen möglichst guten Text herzustellen.
I.
Wie sich im Laufe vorliegender Untersuchung ergab, ist im
Jahre 1904 von Ludwig Kussmann, „Beiträge zur Ueberlie-
ferung des Livre des quatre Dames von Alain Chartier“, Disser-
tation, Greifswald, der Versuch gemacht worden, durch Sichtung
und Kollationierung von Handschriften und Drucken des “Livre
des quatre Dames“ nützliche Vorarbeiten zur späteren Herstellung
eines kritischen Textes zu schaffen.
Ku s s m a n n hat insgesamt neun Handschriften bearbeitet, die
mir zum größten Teil nicht zur Untersuchung vorgelegen haben.
Es sind Paris Bibliotheque Nationale ms. fr. 1507 (N), 1727 (Bb),
1642 (Bd), 4513 (Be), Brüssel Bibliotheque Royale 10961 (B), Haag
Königliche Biblothek 782 (H), Paris Arsenal 2940 (Ars), Karlsruhe
410 (K), Heidelberg Pal. germ. 354 (P).
Die von Kussmann aus den mir unbekannten Handschriften
ausgewählten Lesarten habe ich in meinen Variantenapparat nicht
aufgenommen, da sie keine wesentlichen Abweichungen darstellen
und infolgedessen nicht berücksichtigt zu werden brauchen.
Die Arbeit Kussmanns ist in ihrer Grundeinstellung von
der vorliegenden Arbeit prinzipiell verschieden. Es ist zwar richtig,
daß die Herstellung eines kritischen Textes erst nach gründlicher
Heranziehung aller vorhandenen Handschriften möglich sein wird;
trotzdem halte ich es aber für unzweckmäßig, aus diesem Grunde
dem Versuche einer Textherstellung überhaupt keine Handschrift
zu Grunde zu legen, sondern den von du Ches ne besorgten Druck,
wie es Kussmann getan hat. Dieser Druck zeichnet sich zwar
vor den früheren Drucken durch sorgfältigere Lesung aus, basiert
meiner Ansicht nach aber durchaus nicht auf der besten Hand-
schrift* * * * 5.
Noch weniger kann ich Kussmanns Urteil über die Heidel-
berger Handschrift Pal. germ. 354 (P, bei Kussmann h) bei-
stimmen.
Kussmann charakterisiert P folgendermaßen: „Heidelberg
354 ist eine sehr nachlässig angefertigte, unbrauchbare Handschrift,

gesagt worden, daß C H A R T I E Rs Ruhm sich nicht auf seine poetischen,
sondern auf seine Prosawerke gründet. “Le Livre des quatre Dames“ aber
ist gerade wegen seiner Mischung von Lyrik und Epik in kompositioneller
und sprachlicher Hinsicht besonders interessant. Da eine Integralpublikation
des neubesorgten Textes aus verlagstechnischen Gründen scheiterte, sei hier
auf die nachfolgende Textprobe verwiesen. Vgl. S. 39 ff.
5 Diesem Druck liegt Bibi. nat. 1727 (Bb) zugrunde, wie Piaget nach-
gewiesen hat. Piaget, Arthur, Notice sur le manuscrit 1727, Romania
XXIII, p. 192.

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