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Gartengebaudem Z7
Einfalt und Ruhe Zeichnen sich an dem ganzen Gebäude aus, und die sparsame Ver-
zierung winke auf die sanften Geschäfte der Musen hin. Umher einsame Spazier-
gänge, in deren Stille die Seele sich gemein sich selbst versenkt; keine Scenen, die
ihre Aufmerksamkeit von ihr selbst abziehen, die das Nachdenken durch eine Überra-
schung unterbrechen, oder Empfindungen erregen, die mit dieser Verfassung nicht ver-
einbar sind. Weil die Heiterkeit des Morgens die Beschäftigungen des Geistes be-
günstigt, so wird die läge gegen Osten vorzuziehen seyn. Ein solches Gebäude muß
nicht blos bequemen Raum für eine Bibliothek haben; man kann auch darinn, nach
dem Studium und Geschmack des Besitzers, Plätze für Naturaliensammlungen ab-
sondern. Denn die Untersuchung der mancherley Naturmerkwürdigkeiten ist immer
eine der interessantesten und anständigsten Beschäftigungen des philosophischen Land-
lebens.
Ein einzelnes Schlafkabinet verberge sich in die Umhüllung eines kleinen liebli-
chen Gebüsches, woraus süße Düfte emporathmen, und die nächtlichen Seufzer der
Nachtigall sich mit Zärtlicher Wehmuth erheben. Die Stille verkündige die Ruhe,
und nur ein leises Geräusch von regelmäßigen Wassergüssen locke den Schlummer
herbey. Kein Glanz, keine Lebhaftigkeit; alles umher in milde Ueberschattung, in
den sorglosen Frieden der Natur versenkt. Die Pracht der Blumen, die nur durch
Farbe ergötzen, ist hier unbekannt; aber die Nachtviole, die den Tag über unbewun-
dert und ungesehen sich vor ihrer eigenen Gestatt Zu verbergen schien, spendet nun ihrs
unerschöpflichen Wohlgerüche in der geliebten Dämmerung aus. Das Silberlicht
des Mondes, gebrochen von dem Laube der umstehenden Gebüsche, schleicht an die Fen-
ster heran, und scheint die Schlummernden zu suchen, um ihre Ruhestelle mit beschei-
dener Freundlichkeit Zu erheitern. Indessen fängt allmählig die Morgenröthe an in
Osten auszuglühen, und ihre ersten Strahlen schräge in einen Theil des Schlafkabinets
spielen zu lassen, das eins solche Lage hat, wobey es nicht auf einmal mit dem vollen
blendenden Glanz der ausgehenden Sonne erfüllt wird. Nun erheitern sich wieder in
den Gemälden an den Wänden die landschaftlichen Scenen des Morgens, die Spiels
der Liebesgötter und die Flucht der gaukelnden Träume.
In Gegenden, die das Vergnügen der Jagd geben, lassen sich kleinere Jagd-
häuser anlegen, die noch von den weitläufigen Jagdschlössern unterschieden sind, wel-
che die Fürsten vormals mehr, als itzt, Zu erbauen pflegten. Ein Jagdhaus dient
nicht eigentlich zur Bewohnung, sondern zu einem Zufluchtsorte, wo man in der
Jagdzeit vor plötzlichen Ueberfallen einer bösen Witterung Schutz findet, Tafel hält,
Erfrischungen einnimmk, und von den Beschwerden ausruher. Es muß von den: Wild-
stande nicht zu weit entfernet seyn, und eine trockene, sonnigke und angenehme Lage
E Z haben.
 
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