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einzelner Theile eines Landsitzes. 12.1
Außer dem, was schon über diesen Gegenstand bemerkt ist, *) bieten sich uns
hier noch verschiedene einzelne Betrachtungen an. Zwar ist es schwer, über Verschöne-
rungen dieser Art allgemeine Grundsätze sestzusetzen, womach man in jedem Fall sicher
verfahren könnte. Fast eine jede Gegend hat ihren eigenen Charakter rmd ihre beson-
dem Eigenthümlichkeiten der Lage und der Aussichten, woraus die Kunst bey ihren
Verzierungen immer den Blick zu richten hat. Auch der besondere Himmelsstrich,
die Winde und mancherlei) andere örtliche Umstande, der Charakter des Gebäudes,
und selbst der Geschmack seines Besitzers können merkliche Abweichungen veranlassen.
Indessen giebt es doch einige Regeln der Schönheit und des Geschmacks, die in dm
meisten Fällen eine Beobachtung zu fordern scheinen.
Lustschlösser verlangen, ihres Hähern Charakters wegen, den sie von der Würde
sowohl des Bewohners als der Architektur erhalten, einen großem, sichern und rei-
,cher verzierten Vorplatz, als ein Landhaus, die Wohnung des Adels oder des Mau-
Aeö vom Stande. Je ansehnlicher und prächtiger das Gebäude ist, desto mehr muß
sich sein naher Vorplatz durch Größe und Kunst der Verschönerung übereinstimmend
heben. Atich ist es schicklich, vor dem Auge der Lustschlösser Aussichten von Weite
rind Pracht zu eröffnen.
Die Verschönerung der Vorplätze gehört zum Theil der Kunst zu, die hier
Statuen und Gruppen von Bildern bald für sich bestehend, bald als Verzierung der
Zugänge, oder der Springwasser, Vasen und andere Werke der Vildhauerey anfzu-
sielleu pstegk. Allein diese Werke schicken sich dock) mehr für Lustschlösser und edle
Landhäuser, als für Landsitze von einem Mittlern Charakter. Sie müssen sich aus-
serdem nicht blos durch das Verdienst der Kunstbearbeitung auszeichnen, zrrmal da
ihre freye Stellung sie der schärfern Beurcheilung ausfetzt, sondern auch Vorstellrm-
gen aus den Scenen der schönen Natur und des Landlebens enthalten, wodurch sie der
Bestimmrmg der Gebäude Zuwinken; sie müssen ferner mit weiser Sparsamkeit und
Wahl angebracht werden. Der glanzende Marmor oder der weiße Anstrich mack^
«ine treffliche Wirkung, wenn sie auf grünen Rasen erscheinen.
Diese Rasen sind die angenehmste Bekleidung der Vorplätze. Ein sandigker
Boden ermüdet und schwächt das Auge; Muscheln, Porzollanstücke, gefärbte Steine
-u. f. w. sind die elendesten Spielwerke der alten kindischen Manier; aber ein grüner
Aasen ist liebliche Natur und Erfrischung für den Anblick. Und diese Rasen können
bev allen Arten der Landgebäude von dem königlichen Lustschloß bis zu der bescheiderren
Hütte
*) S.ztmB. S.9-14.
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