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Hirschler & Comp. [Hrsg.]
Collection Professor Dr. Hermann Freiherr von Widerhofer: hervorragende Werke alter und neuer Meister ; Ölgemälde, Aquarelle, Miniaturen und einige andere Kunstgegenstände Kunstauktion in Wien, 18., 19. und 20. Februar 1902 — Wien, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.20442#0007
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VORWORT.

ls Baron Hermann Widerhofer in der Nacht vom
28. auf den 29. Juli 1901 verschieden war, verbreitete sich
die Kunde davon blitzschnell in weitestem Kreise, und
Alle, denen er helfend und liebreich beigestanden hatte, be^
trauerten den Verlust. Vieles ist damals über seinen Lebens-
gang, seinen Charakter, seine ärztliche Thätigkeit, sein Lehr-
amt geschrieben worden. Ich verzichte darauf, diese Würdi-
gungen des Verblichenen in behaglicher Breite zu wiederholen;
nur einige Worte mögen daran erinnern, wie der Mann bei ungewöhnlicher
Begabung und selten liebenswürdigem Naturell durch eisernen Fleiss und treue
Gewissenhaftigkeit eine Staffel des Wissens und des Ruhmes nach der anderen
erstiegen, wie er es vom Sohne eines unbekannten oberösterreichischen Land-
arztes*) zum Doctor, Professor, kaiserlichen Leibarzt, zum Hofrath und Baron
gebracht hat. Dies Alles kann nur angedeutet werden. Diesmal haben wir ja
Widerhofer nicht als den weitbekannten und viel geehrten Heilkünstler vor
uns, sondern als Gemäldesammler. Von dieser Seite ist er noch gar nicht be-
trachtet worden, obwohl seine Freude an den Werken alter Meister nicht un-
wesentlich die Vorstellung ergänzt, die man sich von dem Wohlthäter des kranken
Kindes gebildet hat. Widerhofer als Sammler reiht sich an sammelnde Aerzte
vergangener Zeiten an, wie an den alten Burtin in Brüssel, an Hoser in Wien
und Prag, oder an den Wiener Dr. Hussian, aus dessen Sammlung Wider-
hofer selbst einige Bilder erworben hat. Das war 1869. Damals besuchte der
noch junge Wiener Arzt schon unsere Gemäldeversteigerungen, ohne Zweifel nach
vorherigen Versuchen verschiedener Art, alte Gemälde anzukaufen. Er soll 1863
zu sammeln begonnen haben. Bei Hussian erstand Widerhofer einen prächtigen
Cignani, ein Bild, von dem wir noch hören werden, ferner eine dem Solimena
zugeschriebene Madonna, sowie ein weiteres religiöses Bildchen. 1870 gab die Ver-
steigerung der Engländer'schen Sammlung Gelegenheit, sich gute Bilder zu ver-
schaffen und Widerhofer benützte sie, indem er einen Christus mit der Dornen-
krone erwarb, ein gutes Bild, das man als Guido Reni verzeichnet hatte. Bald
darauf, im Januar 1871, vermehrte er seinen damals noch kleinen Biiderbesitz in
der Auction des Grafen Cajetan Brunetti, um einen Italiener, den man als
Giovanni Bellini in den Katalog gesetzt hatte. In der Adamberger'schen
Versteigerung, die 1871 abgehalten wurde, kaufte er einen guten Cornelis Saft- *
leven. Im Katalog Adamberger steht das Bild wunderlicher Weise als „Hore-
raans?" beschrieben. Ich schliesse mich an die Benennung an, die es später er-
halten hat. Soweit es sich überblicken lässt, ruhte der Sammler auch in den
weiteren Jahren nicht. Die Auction Gsell lieferte zwei Bilder (1872). Die Ver-
steigerung Dintl (1873) verstärkte den Bilderbesitz Widerhofer's um eine
holländische Landschaft, um ein kleines holländisches Seestück (van Goyen ge-

*) "Widerhofer ist zu Weyer 1832 geboren.

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