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Hirschler & Comp. [Hrsg.]
Der wertvolle künstlerische Nachlass des Herrn Carl Lafite (geb. 4. Juni 1830, gest. 22. Oktober 1900): Ölgemälde, Aquarelle, Zeichnungen; herrliche fertige Natur-Aufnahmen aus Oesterreichs und Bayerns Alpenländern (namentlich Salzkammergut), Donau-Gegenden, Wien (Prater) und Umgebung, Motive aus Nieder-Oesterreich, Böhmen, Mähren, sowie aus Ungarn und Kroatien; Versteigerung: Dienstag, 16. Dezember 1902 und die folg. Tage — Wien, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.36851#0006
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es ist bezeichnend, daß dieses Dogma
durchaus nicht erschüttert wird, so oft auch
schon — und das jedesmal, wenn die
Lebensarbeit eines der Repräsentanten
dieser Zeit ans Licht kam — die Gläubigen
des neuen Kunstevangeliums unumwunden
selbst zugestanden haben, daß eine große
künstlerische Kraft sich da manifestiert.
Der Nachlaß Carl Labtes schlägt wieder
so ein Loch in die Theorie von der ehe-
maligen Wiener Kunstwüste.
Labte entstammte einer französischen
Emigrantenfamilie, die sich um das Jahr
1820 in Wien niederließ. Sein Vater,
Charles Labte — vielleicht ein Verwandter
des gleichzeitigenfranzösischenMalers Louis
Labte — gehörte einer angesehenen Familie
in Bordeaux an und lebte in Wien als
Professor der französischen Sprache. Im
Jahre 1848, ein Achtzehnjähriger, kam
Carl Labte, der schon als Kind künst-
lerische Neigungen verraten hatte, an die
Akademie, wo er Schüler Steinfelds wurde.
Die Bedeutung Franz Steinfelds für die
Entwicklungder Landschaftsmalerei inOster-
reich ist noch lange nicht nach Gebühr ge-
würdigt, die Geschichte dieses Bahn-
brechers für die beseelte Landschaft muß
erst noch geschrieben werden. Zu einer
Zeit, da Theodore Rousseau noch von der
Jury des Salons regelmäßig zurückgewiesen
wurde, unter Umständen, die darauf schließen
lassen, daß von der Kolonie von Fontaine-
bleau noch nicht ein Sterbenswörtchen in
Wien verlautet hatte, hat Steinfeld, dessen
unbewußt, daß eine Schar genialer Streiter
in der Ferne um dieselben Ziele kämpfe,
wie er, das Naturstudium des Landschafters
in neue Bahnen gelenkt. Ein solcher Lehrer
war es, der richtunggebend die ersten
Schritte Labtes leitete. Eine seiner frühesten
Arbeiten in dieser Sammlung, die > Baum-
studie« (Nr. 123), vom Jahre 1830 zeigt uns
den Einbuß des einzigen alten Meisters,
auf den Steinfeld seine Schüler immer
wieder verwies, Ruysdaels, in einer liebe-
voll eingehenden Naturstudie. Es ist eine
Baumgruppe am Gmundener See, an einer
kleinen Bucht, wo das Ufer nach kurzer
Abbuchung sich zu den Bergen hin er-
hebt, eine mit Sepia lavierte Bleistift-
zeichnung, in der sich der künftige Aquarellist

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