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Hirschler & Comp. [Hrsg.]
Der wertvolle künstlerische Nachlass des Herrn Carl Lafite (geb. 4. Juni 1830, gest. 22. Oktober 1900): Ölgemälde, Aquarelle, Zeichnungen; herrliche fertige Natur-Aufnahmen aus Oesterreichs und Bayerns Alpenländern (namentlich Salzkammergut), Donau-Gegenden, Wien (Prater) und Umgebung, Motive aus Nieder-Oesterreich, Böhmen, Mähren, sowie aus Ungarn und Kroatien; Versteigerung: Dienstag, 16. Dezember 1902 und die folg. Tage — Wien, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.36851#0007
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schon ankündigt in der Mannigfaltigkeit der
Töne, welche das richtige Aussparen des Mal-
grundes und die zielsichere Verwertung der
Kombination von Bleistift-Schraffen mit der
Tusche zuwege bringen. Die Luft ist bei
aller Einfachheit der angewandten Mittel
transparent, das Spiel des Sonnenlichtes um
die Baumwipfel von unendlicher Zartheit
und die Tiefe des Bildes da, wo die Haupt-
masse der Baumgruppe stärkere Schatten-
partien fordert, mit einer Schlichtheit, Kraft
und Wahrheit herausgearbeitet, die für das
zweite Jahr Akademiestudium ganz erstaun-
lich sind. Eine Zeichnung (Nr. 122), die
noch um ein Jahr älter ist, interessiert uns
noch mehr. Wieder ein Gmundener Vor-
wurf: Ein Bauernhaus am See. Braunes
Tonpapier, wenige, höchst diskreteHöhungen
mit weißer Kreide, zarte Wischerarbeit.
Die perspektivischen Probleme im Walm-
dach des Hauptgebäudes, in der Gegen-
stellung der Anbauten, in der unregel-
mäßigen Führung des Zauns sind mit einer
Sicherheit und Leichtigkeit bewältigt, die
manchen alten Maler auf den jungen Aka-
demiker neidisch machen könnte. Der Strich
ist leicht und frei, voll Empfindung; die
Bäume erheben luftig ihre Kronen über
Zaun und Dach — wenn heute ein großer
Radierer eine so delikate Wirkung mit
einem Blatt macht, sehen wir mit nicht
geringem Respekt zu ihm auf. So waren
Lahtes Anfänge. Gerne folgten wir Schritt
um Schritt seiner Entwicklung, die Da-
tierungen seiner Bilder hören dann aber
auf und werden erst später, bei Zeich-
nungen und Aquarellen gelegentlich wieder
aufgenommen — gerade zu einer Zeit, wo sie
uns nicht viel Zusagen haben, dennLahte ist
sich gleich geblieben, sobald er seine Höhe
erreicht hat. Es hätte für uns großen Reiz,
die Studien zu kennen, die er von seinen
Studienreisen mit der Steinfeldschule mit
heimgebracht hat; speziell die letzte, das
war eine fröhliche Fahrt durch Steiermark
ins Krainische. Von heute noch lebenden
Steinfeldschülern waren mit Otto, L. H.
Fischer, Klima, August Schaeffer — letz-
terer noch als Volontär der Schule. Als sie
in Laibach waren, sagte der Meister mit
einem Mal: *Sind wir so weit, so gehen
wir gleich nach Venedig. Habt's jeder zehn

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