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Hirschler & Comp.
Der wertvolle künstlerische Nachlass des Herrn Carl Göbel, geb. 1824, gest. 1899: prächtige Aquarelle, Zeichnungen, Studien, Skizzen : Versteigerung: Dienstag, 21. bis inklusive Samstag, 25. April 1903 — Wien, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.32091#0008
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in der modernen Abteilung placiert, woselbst auch das Bild des
älteren Göbel „Jakob segnet die Söhne des Josef“ neben den
Bildern seines oben genannten Lehrers Heinrich Füger auf-
gestellt ist. Es ist hiezu vielleicht nicht ohne Interesse zu ver-
nehmen, dass die Mutter unseres Göbel eine Tochter des Bild-
hauers und Direktors Prof. Josef K1 ieber gewesen ist. Er wuchs
im Hause seines Grossvaters heran, wohin sich die so früh ver-
witwete, erst 19 Jahre zählende Mutter Göbels zurück-
gezogen hatte. Selbstverständlich erhielt er vom Grossvater die
erste künstlerische Anleitung. Göbel erzählte dem Verfasser, dass
er schon sehr früh Lust und Liebe zum Zeichnen gehabt habe, wobei
ihm namentlich die Radierungen von Klein und Erhardt reich-
lichen Stoff boten und auch die besten Dienste als Lehrmittel
leisteten. Aber auch Schmutzers virtuose Zeichnungen und
ebenso dessen Stiche hätten ihn lebhaft interessiert, sowie später
die Werke des Peter Fendi und Jos. Danhauser für ihn un-
endlich fesselnd waren. Später durfte er sogar die Meister öfters
in ihren Ateliers besuchen, wobei er seine eigenen künstlerischen
Versuche brachte, die sie ihm auch willig korrigierten. Aber auch
Meister Ranftl befasste sich mit dem Talente des jungen Göbel
und förderte dasselbe. Als 18jähriger Jüngling wurde er durch
diesen mit dem Fürsten Alexander Schönburg von Hartenstein
bekanntgemacht, woselbst er als Lehrer wirkte, um aber sodann
alsbald in weitere aristokratische Kreise zu gelangen, in welchen
er als Maler und Zeichner reichliche Beschäftigung fand. Hiedurch
gelangte er auch frühzeitig dazu Reisen zu machen, die er tunlic'nst
für sein Studium ausgenützt hat. Als Schüler der Akademie, er-
zählte uns der Künstler, habe er am Antikenzeichnen wenig
Freude gefunden, dagegen interessierten ihn umsomehr die
lebenden Modelle, die er leider nicht immer zahlen konnte, dafür
er dann seine Mitschiiler hernahm und einen utn den anderen
zeichnete. Dadurch gelangte er bald zu einer Praxis im Porträt-
fache und bekam friihzeitig Aufträge, die er zumeist in Aquarell, aber
auch en miniature ausführte. Der Verfasser hatte gelegentlich bei
dem vormaligen Oberstkämmerer Sr. Exz. Grafen Trauttmansdorff
ein Aquarellbildnis von dessen Vater gesehen, das eine Jugend-
arbeit Göbels war und das sich unbedingt mit den ersten
Leistungen der damals hervorragendsten Maler dieses Faches
messen konnte. Seine Bekanntschaft mit dem Grafen Chambord
schuf ihm zuerst die Möglichkeit nach Paris zu kommen, wohin
er zahlreiche Empfehlungen hatte und demnach auch reichlich
Aufträge fand. So ward Göbel nach und nach nicht nur bei
vielen Kavalieren des Reiches ein gesuchter Maler, sondern es
wurde ihm auch die Ehre zuteil, von den AAitgliedern des Aller-
höchsten Kaiserhauses mit Aufträgen beehrt zu werden. Aber
nicht nur als Porträtmaler verzeichnete Göbel schöne und ehrende
Erfolge, sondern auch auf dem Gebiete des Genres, der Archi-
tektur- und Landschaftsmalerei. So malte er 1859 für die Königin
von Bayern ein Album mit 27 Ansichten von Berchtesgaden und
der Ramsau; weiters finden wir den Künstler bei Sr. kais. Floheit
dem Herrn Erzherzog Josef zu Ebenthal mit Bildnissen und
 
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