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Hirschler & Comp.
Der wertvolle künstlerische Nachlass des Herrn Carl Göbel, geb. 1824, gest. 1899: prächtige Aquarelle, Zeichnungen, Studien, Skizzen : Versteigerung: Dienstag, 21. bis inklusive Samstag, 25. April 1903 — Wien, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.32091#0007
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Carl Göbel.

Gestorben zu Wien den 10. Februar 1899.

Weniger wäre oft mehr! Wenn das die Künstler immer
bedenken möchten! Und doch wieder möchte man annehmen,
dass bei künstlerischen Leistungen, weil sie häufig so verschieden-
artig ihrem Urquell zu entspringen pflegen, dazwischen manches
Mindere entstehen muss und das scheinbare Plus gleichsam als
sichtbares Intervall zum Begriffe des Vollkommenen zu dienen
habe. So etwa empfand ich beim Anblick der fast überwältigenden
Menge von Studien und Bildern, die Carl Göbel während eines
langen Lebens mit seinem unermüdlichen Fleisse und bei seiner
ungewöhnlich technischen Gewandtheit zustande gebracht hat.
Ja und da haben wir nur einen Bruchteil vor uns, denn das
Meiste ist doch durch Bestellung und Ankauf aus seinem Besitz
gekommen, um in aller Herren Ländern Unterkunft zu finden.
Denn Göbel hatte nicht nur in der hiesigen Aristokratie stets
einen bedeutsamen Kundenkreis, zumal als Porträt-, Miniatur-,
Jagd- und Sportmaler, sondern wohin er kam, fand er Anklang
und Erfolg. Auch seine Volkstypen, die er von seinen zahlreichen
Reisen heimbrachte, fanden stets günstigen Absatz, aber nament-
lich in England, wo Göbel eine Zeitlang einen fast grösseren
Markt als in Wien hatte. Selbstverständlich galt der Künstler auch
in Offizierskreisen als eine gern gesehene Persönlichkeit und
daher auch vielfach beschäftigte malerische Kraft, davon seine
Gesamtporträts jeweiliger Offizierskorps, bisweilen formatlich ganz
ungewöhnliche Gruppenbilder, welche er selbst in Lithographie
ausführte, Zeugnis legen.

Carl Göbel gehört wohl noch ganz hinein in jene
charakteristische Gruppe der Wiener Künstler der ersten Hälfte
des XIX. Jahrhunderts, die uns heute bei ihrer Naivetät und
Liebenswürdigkeit so wert und interessant geworden ist. Zu Wien
am 26. Februar 1824 geboren, hatte er zum Vater den Historien-
maler Carl Peter Göbel (geb. 1793, f 1823), einen sehr acht-
baren Künstler und Schüler Fügers. Er starb nicht ganz drei
Monate vor der Geburt seines Söhnleins am Typhus. Sein Selbst-
porträt und das gleichfalls von ihm gemalte Bildnis seiner jungen
Frau wurde von Carl Göbel als Legat der kaiserl. Gemälde-
Galerie behufs bleibender Aufbewahrung gewidmet und sonach

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