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Hirschmann, Otto; Goltzius, Hendrick [Ill.]
Hendrick Goltzius als Maler: 1600 - 1617 — Quellenstudien zur holländischen Kunstgeschichte, Band 9: Haag: Martinus Nijhoff, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.62429#0061
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GOLTZIUS.

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Geldbörse von sehr zweideutigen Formen trägt. Links unten
steht eine goldbeschlagene Kassette, auf der die Namens-
bezeichnung und das Datum stehen; rechts ein Goldschmiede-
pokal und ein gläsernes Gefäss, sowie auf dem Boden überall
verstreut herumliegende Goldstücke.
Diese Gestaltung des Danaethemas ist inhaltlich ganz
abnorm. Schon dass Danae schläft. Dann aber erst dieser
boshafte Sarkasums, mit dem der Künstler den Mythus ra-
tionalistisch umstilisiert und ihn aller Poesie beraubt! —
das ist der selbe Geist, aus dem heraus van Mander im
Leben Ketels die Anekdote vom „englischen Gruss” erzählt, r)
bei der die Person des Bauers, der sie produziert haben soll,
natürlich nur untergeschoben ist. Diese nüchterne Denkweise,
die hier eine Art von aufklärerisch-frivolem Charakter
annimmt, liegt im allgemeinen Zug der Zeit und ist be-
gründet in der prinzipiellen Stellungnahme gegen die der
kirchlichen Autorität sich unterwerfenden Denkart des katho-
lischen Südens. Die Art dieser ganzen, jeder wärmeren Ge-
fühlsnote entbehrenden Kunst des van Mander’schen Kreises,
als deren Kristallisation man die hochgepriesenen, tiefsinnig-
kalten Allegorien Ketels betrachten kann — als Gegensatz
zu der Madonnen- und Heiligenmalerei des Südens — liegt
in diesem Motiv begriffen. Auch Goltzius geht, wie wir
gesehen haben und noch des weitern sehen werden, ganz
in ihr auf.
Die Danae ist in gutem Erhaltungszustand und giebt
uns zum ersten Mal eine genauere Vorstellung davon, wie
Goltzius Pinsel und Palette handhabte. Das Kolorit über-
rascht durch seine verhältnismässige Tonigkeit und die
Wahl der Farben. Von einer Anlehnung an C. Cornelisz,
die wohl am nächsten gelegen hätte — und die bei den
frühen Kupferbildchen vielleicht auch festzustellen wäre —
ist keine Bede. Alles weist vielmehr nach Venedig. Wird
es auch schwer halten, einen bestimmten Meister, an den
Goltzius sich angeschlossen hätte, namhaft zu machen, so

1) v. Mander-Floerke II S. 207 ff. (1604 fol. 279 verso ff.).
 
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