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Historische Vierteljahrsschrift — 1.1898

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Kritiken
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https://doi.org/10.11588/diglit.58935#0268
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254

Kritiken.

wohnlichen schematischen Behandlung entsprechend ihrem Gegen-
stände eine lebensvollere, individuelle, mehr künstlerisch gestaltende
setzen wird.
Diesen beiden Hauptgesichtspunkten bei Aufnahme der Kunst-
denkmale gerecht zu werden, ist nicht leicht, zumal sich für das
Detailstudium, besonders auch in Rücksicht auf die Verwaltung der
Kunstdenkmale die strenge Form des Inventars empfiehlt, während
Charakter und geschichtliche Bedeutung der einzelnen Denkmale, wie
der Gruppe, voll und ganz nur eine zusammenhängende historische
Darstellung schildern kann. Bis zu einem gewissen Grade aber lässt
sich beides recht wohl vereinen, und die Herausgabe der Kunst-
denkmale Deutschlands wird erheblich an Wert und Wirkung ge-
winnen, wenn nach diesem Ziele mehr, als bisher üblich, gestrebt wird.
Bei der Aufnahme der Kunstdenkmale wird der Verfasser nicht
nur diese bis in die feinsten Details kennen lernen, sondern wird
auch einen einzigen Einblick in die Lebens Verhältnisse der Kunst
dieses Landes gewinnen, wie sie durch kirchliche, territoriale und
Stammesverhältnisse, durch die Beziehungen von Stadt zu Stadt und
von Stadt und Land bedingt werden. Das darf aber nicht verloren
gehen, sondern wird am besten in einer knapp gefassten Einleitung
gegeben, die dem vorliegenden Werke beispielsweise fehlt, deren
Wert aber nicht unterschätzt werden sollte, denn sie gerade vermag
durch weitergreifende Gesichtspunkte das Lokalstudium zu heben und
dem zusammenfassenden Forscher leitende Gedanken zur Beurteilung
von Kunst und Kunstgeschichte des Landes entgegenzubringen.
Aber auch die Beschreibung der Denkmale selbst kann, ohne die
streng sachliche Form des Inventars zu alterieren, den Wert des
Werkes erheblich steigern, wenn das Wichtige klar hervorgehoben,
durch kurze, kritische Bemerkungen historisch oder künstlerisch Be-
deutendes scharf beleuchtet wird. Bei dem vorliegenden Werke sind
derartige Urteile fast gar nicht gegeben, und doch wie viel wichtiger
sind sie, nm ein Bild von der Kunst dieses Landes zu erwecken, als
das Aufzählen von Altären, die seit Jahrhunderten entfernt sind, und
all ihrer Weihen, von Altartischen, die keine künstlerische Form be-
sitzen, von Kelchen, die ohne jeden Kunstwert, sodass nur Material
und Höhe derselben angeführt wird.
Vor allem aber sollen die Abbildungen das Originelle und Be-
deutende der Kunst des Landes richtig hervorheben, sie sollen nicht
nur einen hübschen Schmuck des Textes bilden, sondern einen Haupt-
bestandteil des Werkes, denn durch sie in erster Linie wird das Bild
bestimmt, das die Beschreibung von der Kunst des Landes, von seiner
Stellung innerhalb der deutschen Kunstgeschichte bietet.
 
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