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Arndt, Ernst Moritz [Mitarb.]
Historisches Taschenbuch: für das Jahr ... — 1814

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Bruchstücke einer teutschen Kronik
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c. Teutschland gegen Ausgang des funfzehnten Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.70525#0144
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— IQ4 —
ganze Leben jener Zeit, die Hierarchie, da»
Kaiserthum, die weltliche Waidlichkeit und
die geistliche Demuth, und es steht eine le-
bendige, volle und mächtige Welt vor uns,
wie keine Geschichtlicher sie mahlen kön-
nen. Wer baut jetzt solche Mauren, wölbt
solche Kuppeln und treibt solche Thürme in
die Luft? Das kann kein Mensch, sondern
allein Gott, durch den die Herzen jener
Frommen so hoch durch die Lüfte zum Him-
mel emporschlugen. Wer schnitzelt und
meißelt und grabt und mahlt solche wunder-
bare, freundliche und kindliche Bilder? aus
wessen Herzen strömen solche Weltfantasien?
Nicht aus eines der Jetztlebenden. Daß ei-
ner fromm sei und kindlich und einfältiglich
gesinnt, thur es nicht, sondern es ist die
Seele des ganzen Volkes, die solche Werke
schaffet; denn was kann auch der herrlichste
und göttlichste Mensch, es sei denn des ganzen
Volkes Sinn und Gott in ihm, der ihn
treibt? Wie über, wenn ein Volk keine»
eigenen Sinn hat und an keinen Gott
glaubt?
Das ist aber die ganze Erklärung der
Kunst dieser Zeit, die von Kunst nichts
wußte: sie war ein Bild des Christenthums,
das blühende Christenthum harre sich in ihr
 
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