Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Zusammenhang Stehen noch einige Zimmer von
Behrens, eine Inneneinrichtung für eine Villa in
Schachen am Bodenfee und ein SpeiSezimmer,
das man im Herbft 1902 in der von A. Wertheim
in Berlin veranHalteten Ausftellung moderner
Wohnräume, in dem von Meflel (beben fertig-
geftellten Warenhausneubau, fehen konnte. Das
Damenzimmer,das wir aus dererften Inneneinrich-
tung beiSpielsweife herausgreifen, ift kiinftlerifch
geringwertiger, das Zimmer bei Wertheim wert-
voller: Denn dort herrfcht noch durchaus die
expreffive Kraftlinie, verkörpert in vielfältig ge-
zeichneten und gefchni^ten Konfolen, die das
Gefims tragen und aus Pilafterorganismen wach-
fen, die fich ihrerseits wieder nach aufstrebenden

Abb. 17. Entwurf einer kleinen Sommervilla. 1904. Anficht und bloß fällenden Teilen zergliedern. Spifee

der Eingangsfeite Ovale löfen die Schrankfronten von Hochformat

auf, kleinteilige unfymmetrifch orientierte Qua-
Querachfe beherrfcht, die von der großen, vor- drate die breitgelagerten ufw.
hangverhängten Tür der einen Längsfeite nach Von diefem Bewegungsdrang ift das meide zu
dem breiten Steinkamin der andern geht. Links einer höheren Ruhe und Klarheit in dem Wert-
und rechts der Türe, fowie an der dem Fenfter heimfchen Speifezimmer gelangt: Max Osborn
gegenüber liegenden Seite, (fehen große, aus koft- hat richtig die maßgebenden räumlichen Be-
barem Holz gearbeitete Schränke von Schwerer ziehungen herausgeftellt, auf die es dem Künftler
Kaftenform. Die eine Ecke füllt eine ftreng ge- hier ankam1), auf die äfthetifch finnvolle Wieder-
baute PolSterbank aus, während die Mitte des holung einer linear einheitlichen Grundform,
Zimmers ein von hochlehnigen Stühlen und hier des mehrfach parallel geteilten Rechteckes,
Seffeln umftellter Rundtifch einnimmt. Diefer jn verfchiedener körper- oder flächenhafter
bewußt räumliche Sinn, der fich in der Formen- Ausführung. - Diefes Prinzip ift fo alt, wie alt
gebung wie in der Aufstellung des Mobiliars des überhaupt Architektur, d. h. finnliche Körper-
Salons kundtut, findet aber feinen ftärkften rhyth- Schönheit in abftrakter Sprache, ift. «Wir finden
mifchen Ausdruck in der Aufteilung der raum-
fchließenden Wandflächen: Die Decke hat ein

Kreismotiv im Zentrum, das mit dem darunter \
befindlichen großen Rundtifch korrefpondiert, der mE^k
feinerfeits wieder auf einen Teppich mit einem M/\
größeren Strahlenkreife in der Mitte und vier w/c*iE^-
kleinen Kreifen in den Ecken zu Stehen kommt. M/ M/'

Unter der Decke läuft ein Sehr breiter Orna- I_ ■[

mentfries, ein in unendlicher Kurve fich wieder- I " %

holendes Motiv, den eine ftarke Leifte von der --v<£-^:

unteren Wandzone trennt, die durch ebenfolche |
VertikalleiSten in rhythmiSeh wechselnde Felder ge- I ^ n ^

gliederl wird, — man Sieht, es il't dasSelbe 1 ^* 1111 ^ 11 s HWW^-i 1 md

räumlich .klarer ZonenSchichtung, das in dem 1—f f B;

Darmftädter Damenzimmer zum erften Male in 1_I 0t

dem Behrensfchen Werk erfcheint, um in feinem m"C
Späteren innenarchitektoniSdien Scharfen das Vor- ' .u,

herrSchende zu werden (Abb. 15). ^^^^^^^^at
6. INNENEINRICHTUNGEN FÜR EINE VILLA

IN SCHACHEN UND BEI A. WERTHEIM. Abb. 18. Entwurf einer kleinen Sommervilla. 1904.

Mit Turin gleichzeitig und StiliShTeh im engen Grundriß des ErdgefchotTes

I. Vorplatj. 2. Wohnraum. 3. Senreibtirdi. 4. Speiletireli. 5. Kochküdic.
') Siehe Nr. 42 der Literatur über Peter Behrens. 6. Kinderzimmer. 7. Damenfofa. 8. Flügel. 9. Toilette.

22
 
Annotationen