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Abb. 65. Krematorium in Delftern bei Hagen i. Weltf. 1906 bis 1907. Gefamtanficht von Nordwelten

beiden Seiten von gerade hinaufführenden Wegen
durchfchnitten werden. (Abb. 64). Wieder gelangt
man zu einer aufgemauerten Böfehung, die durch
mittlere und feitliche Treppen überwunden wird.
Und auf ihr erhebt (ich nun der wuchtige Giebel-
bau des Krematorium felbft, weithin fiehtbar, den
ganzen Friedhof von feinem Höhenftandpunkte
aus beherrlchend, und als plaftifche Erfcheinung
wundervoll gehoben durch den noch weiter
hinauffteigenden, dunkel bewaldeten Bergrücken
hinter ihm. Hier foll lieh vermittelnd, die renk-
rechte Bewegung des Aufltiegs in monumentaler
Breite abfchließend, das Kolumbarium hineinlegen,
eine geradlinige, niedere Pfeilerhalle, die mit
einem Flügel noch herumgreift, auf dem Kamm
einer dreiltufigen Terralfenfolge (Abb. 65,67,70).

l) Die Ausheilung der Künltlerkolonie in Darmftadt 1901.
Haus Peter Behrens. Katalog S. 8.

•) Durch die technilchepahrläfligkeit der ausführenden pirma und
in der von Ausgalungen der Induftrie erfüllten Atmofphäre
zeigte fich diele Ichöne Marmorinkrultation leider nicht halt-
bar, fodaß iin\Vinterl911 zu 1912 zu einerReftauration des, nach
Durchgang des Leichenverbrennungsgeletjes im preußilchen

Die großartige arehitektonifche Kadenz der Fahr-
ftraße bis zu dem hier auf dem Höhenkamme
gelegenen Kolumbarium iff ganz aus der Stim-
mung einer heraufwallenden Trauerprozeüion
heraus gelchaffen und wirkt im tieflfen pfycho-
logilchen Sinne religiös, ein Gefühl, das bereits
der Künftler in feinem felbft verfaßten Katalog
zum Darmftädter Haufe fich zu erklären fuchte,
in dem er Ichrieb: Die rhythmilche Bewegung
des Hinauffteigens verleiht uns die innere Idee
des Erhebens zu Etwas x)-~
Der rechteckige Tempel des Krematorium zer-
fällt in zwei Teile, in das vordere Gemeinde-
haus, delfen fcharf gefchnittene Außenflächen ganz
in glänzendem, fchwarz und weißem Marmor
ausgelegt ericheinen2), und einen hinteren, in

Landtag, nun in Gebrauch zu nehmenden Krematorium
geichritten werden mußte. Die neuen palfadenprojekte fehen
von der rein planimetrifchen Verkleidung in Marmor ab und
beleben die Mauereinteilung mit einem llärkeren plächen-
relief, eine Änderung, die kunltpfychologilch interelfant die
hiltorilbhen Unterlchiede und Wandlungen vom damaligen
zum heutigen Architekturwollen des Künftlers beleuchtet.

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