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Der Südosten und die Kulturkreise der Bronzezeit.
II. Der außerägäische Länderkreis.
4. Technik und Stil der Metallarbeit.
Außerhalb des ägäischen Kulturkreises ist die künstlerische Hinter-
lassenschaft der Bronzezeit unendlich viel ärmer als im Südosten. Die bild-
lichen Darstellungen der neolithischen und der Bronzezeit in den peri-
pherischen Teilen Europas sind in anderem Zusammenhänge schon oben
(S. 206—249) ausführlich behandelt worden, und es zeigte sich dabei, daß
sie vielfach in Stein ausgeführt sind, ohne Verknüpfung mit Gebrauchs-
gegenständen des täglichen Lebens, dagegen häufig zum Ausdruck religiöser
Ideen, zum Grabgebrauch oder zu bilderschriftlicher Aufzeichnung. Die
übrige Kunst der Bronzezeit in jenem äußeren Länderkreis beschränkt sich
(nach den erhaltenen Werken) technisch auf die Arbeit in Metall und in
Ton, gegenständlich auf die fast immer bildlose Verzierung von Gebrauchs-
gegenständen, auf eine nach Zeitstufen und Ländern verschiedene geometri-
sche Ornamentik.
In der Beherrschung und Behandlung der Metalle haben die Länder
Europas weder technisch noch ästhetisch gleichen Schritt gehalten. Schon
im Verhältnis zwischen Gußtechnik und Schmiedekunst erkennt man drei
verschiedene Kreise oder Zonen: einen südöstlichen, einen mittleren und einen
nördlichen (oder nordwestlichen) Kreis. Der Südosten (sowie der Orient)
beherrschte frühzeitig beide Arten der Metallbehandlung. Die mittlere Zone
beschränkte sich lange Zeit, ausschließlich oder weitaus vorwiegend, auf die
Gußtechnik. Die Schmiedekunst hob sich zuerst in der jüngeren Bronzezeit und
namentlich in der ersten Eisenzeit. Nordeuropa huldigte dagegen während
der ganzen Bronzezeit, d. i. bis um 500 v. Ohr., ausschließlich der Gußkunst
und brachte es dadurch zu einem besonders hohen Grade der Ausbildung
dieser Technik. Da (abgesehen vom Kaltschmieden des Kupfers) das Gießen
der Metalle die ältere Technik ist, zeigt sich in jenem Verhalten, daß die
jüngere Technik, das Schmieden, im Orient und im ägäischen Kulturkreis
schon früh, in der mittleren Zone etwas später, in der nördlichen noch viel
später an die Seite der älteren Technik getreten ist. Daher die späte, aber
beträchtliche Ausbildung der Toreutik im Hallstätter Kulturkreis Mittel-
europas und die staunenswerte Vollendung der Gießkunst in der Bronzezeit
Skandinaviens.
Die ältesten Bronzegeräte waren unverziert, wie die allermeisten Stein-
und Kupfergeräte. In den Ornamenten, die man später auf vielen Bronzen
anbrachte, äußert sich der steigende Luxus und die höhere Wertschätzung
des neuen Kulturmittels. Auch die ältesten verzierten Bronzen sind in den
meisten Ländern Europas von außen eingeführt und gaben der lokalen In-
dustrie den Anstoß zur dekorativen Betätigung an den eigenen Arbeiten,
die sie nach jenen Vorbildern schufen.
Die einheimische Bronzeindustrie verwendete wohl zu allermeist das fertig von außen
in Barren-, Beil- oder Ringform eingeführte Rohmaterial, welches sie ausschließlich durch
Der Südosten und die Kulturkreise der Bronzezeit.
II. Der außerägäische Länderkreis.
4. Technik und Stil der Metallarbeit.
Außerhalb des ägäischen Kulturkreises ist die künstlerische Hinter-
lassenschaft der Bronzezeit unendlich viel ärmer als im Südosten. Die bild-
lichen Darstellungen der neolithischen und der Bronzezeit in den peri-
pherischen Teilen Europas sind in anderem Zusammenhänge schon oben
(S. 206—249) ausführlich behandelt worden, und es zeigte sich dabei, daß
sie vielfach in Stein ausgeführt sind, ohne Verknüpfung mit Gebrauchs-
gegenständen des täglichen Lebens, dagegen häufig zum Ausdruck religiöser
Ideen, zum Grabgebrauch oder zu bilderschriftlicher Aufzeichnung. Die
übrige Kunst der Bronzezeit in jenem äußeren Länderkreis beschränkt sich
(nach den erhaltenen Werken) technisch auf die Arbeit in Metall und in
Ton, gegenständlich auf die fast immer bildlose Verzierung von Gebrauchs-
gegenständen, auf eine nach Zeitstufen und Ländern verschiedene geometri-
sche Ornamentik.
In der Beherrschung und Behandlung der Metalle haben die Länder
Europas weder technisch noch ästhetisch gleichen Schritt gehalten. Schon
im Verhältnis zwischen Gußtechnik und Schmiedekunst erkennt man drei
verschiedene Kreise oder Zonen: einen südöstlichen, einen mittleren und einen
nördlichen (oder nordwestlichen) Kreis. Der Südosten (sowie der Orient)
beherrschte frühzeitig beide Arten der Metallbehandlung. Die mittlere Zone
beschränkte sich lange Zeit, ausschließlich oder weitaus vorwiegend, auf die
Gußtechnik. Die Schmiedekunst hob sich zuerst in der jüngeren Bronzezeit und
namentlich in der ersten Eisenzeit. Nordeuropa huldigte dagegen während
der ganzen Bronzezeit, d. i. bis um 500 v. Ohr., ausschließlich der Gußkunst
und brachte es dadurch zu einem besonders hohen Grade der Ausbildung
dieser Technik. Da (abgesehen vom Kaltschmieden des Kupfers) das Gießen
der Metalle die ältere Technik ist, zeigt sich in jenem Verhalten, daß die
jüngere Technik, das Schmieden, im Orient und im ägäischen Kulturkreis
schon früh, in der mittleren Zone etwas später, in der nördlichen noch viel
später an die Seite der älteren Technik getreten ist. Daher die späte, aber
beträchtliche Ausbildung der Toreutik im Hallstätter Kulturkreis Mittel-
europas und die staunenswerte Vollendung der Gießkunst in der Bronzezeit
Skandinaviens.
Die ältesten Bronzegeräte waren unverziert, wie die allermeisten Stein-
und Kupfergeräte. In den Ornamenten, die man später auf vielen Bronzen
anbrachte, äußert sich der steigende Luxus und die höhere Wertschätzung
des neuen Kulturmittels. Auch die ältesten verzierten Bronzen sind in den
meisten Ländern Europas von außen eingeführt und gaben der lokalen In-
dustrie den Anstoß zur dekorativen Betätigung an den eigenen Arbeiten,
die sie nach jenen Vorbildern schufen.
Die einheimische Bronzeindustrie verwendete wohl zu allermeist das fertig von außen
in Barren-, Beil- oder Ringform eingeführte Rohmaterial, welches sie ausschließlich durch