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Herkunft des Vimana
Zweigen, das, mit Blättern und Stroh abgedeckt, eine Art Tonnen-
wölbung bildet. Nehmen wir eine etwas massivere Konstruktion
für die echten Vorstufen der Höhlentempel an, so läßt sich denken,
daß das Lehrgerüst der Holzkonstruktion nach außen hin mit einer
ziemlich dicken Lehmschicht überkleidet war, deren Querschnitt
dann in dem Stirnbogen der späteren Tempel nachgebildet wurde
und erkennbar blieb. Wichtig ist auf jeden Fall, daß auch bei den
Indern der Typ eines ursprünglichen Profanbaues in einen Kult-
bau umgewandelt wurde, wie es schon in Griechenland der Fall
war — mykenisches Megaron und Säulentempel — und später wie-
der erfolgte, als aus dem arabischen Wohnhaus mit Binnenhof die
islamische Säulen- oder Pfeilermoschee wurde. Man kann noch
weiter gehen und vermuten, daß vielleicht in den Höhlentempeln
mit Tonnenwölbung Erinnerungen nachwirken an jene fahrbaren
Häuser, mächtige Wagen mit runden Bedachungen — ähnlich den
Planwagen unserer Marktbezieher —, auf denen einst die »Arier«
von Norden über die Gebirgspässe ins Indus- und Gangestal einzogen.
Des hypothetischen Charakters dieser Ableitung muß man sich jedoch
bewußt bleiben. Zweiräderige Karren mit runder Bedeckung aus
biegsamen Ruten und Flechtwerk sind heute noch bei den Indern
in Gebrauch. Bemerkenswert ist ferner, daß auch die besondere
Art von Tempeln der späteren brahminischen Baukunst Orissas die
Vermutung einer Nachahmung der Formen ältester Wanderwagen
irgendwie nahelegt1). Wird doch ein solcher Tempel (Abb. 12),
x) Es ist interessant, festzustellen,
daß vielleicht die Gestalt der urtüm-
lichen arischen Wanderwagen, nach
denen die späteren Vimana-Tempel
gebildet wurden, sich in einigen klei-
nen Miniaturmodellen, die wahrschein-
lich skythischen Ursprungs sind, er-
halten hat. Diese kleinen Wagen-
modelle haben eine Form, wie sie
beistehende schematische Zeichnung
im Umriß wiedergibt (nach Moritz
Hoernes, Natur- und Urgeschichte des
Herkunft des Vimana
Zweigen, das, mit Blättern und Stroh abgedeckt, eine Art Tonnen-
wölbung bildet. Nehmen wir eine etwas massivere Konstruktion
für die echten Vorstufen der Höhlentempel an, so läßt sich denken,
daß das Lehrgerüst der Holzkonstruktion nach außen hin mit einer
ziemlich dicken Lehmschicht überkleidet war, deren Querschnitt
dann in dem Stirnbogen der späteren Tempel nachgebildet wurde
und erkennbar blieb. Wichtig ist auf jeden Fall, daß auch bei den
Indern der Typ eines ursprünglichen Profanbaues in einen Kult-
bau umgewandelt wurde, wie es schon in Griechenland der Fall
war — mykenisches Megaron und Säulentempel — und später wie-
der erfolgte, als aus dem arabischen Wohnhaus mit Binnenhof die
islamische Säulen- oder Pfeilermoschee wurde. Man kann noch
weiter gehen und vermuten, daß vielleicht in den Höhlentempeln
mit Tonnenwölbung Erinnerungen nachwirken an jene fahrbaren
Häuser, mächtige Wagen mit runden Bedachungen — ähnlich den
Planwagen unserer Marktbezieher —, auf denen einst die »Arier«
von Norden über die Gebirgspässe ins Indus- und Gangestal einzogen.
Des hypothetischen Charakters dieser Ableitung muß man sich jedoch
bewußt bleiben. Zweiräderige Karren mit runder Bedeckung aus
biegsamen Ruten und Flechtwerk sind heute noch bei den Indern
in Gebrauch. Bemerkenswert ist ferner, daß auch die besondere
Art von Tempeln der späteren brahminischen Baukunst Orissas die
Vermutung einer Nachahmung der Formen ältester Wanderwagen
irgendwie nahelegt1). Wird doch ein solcher Tempel (Abb. 12),
x) Es ist interessant, festzustellen,
daß vielleicht die Gestalt der urtüm-
lichen arischen Wanderwagen, nach
denen die späteren Vimana-Tempel
gebildet wurden, sich in einigen klei-
nen Miniaturmodellen, die wahrschein-
lich skythischen Ursprungs sind, er-
halten hat. Diese kleinen Wagen-
modelle haben eine Form, wie sie
beistehende schematische Zeichnung
im Umriß wiedergibt (nach Moritz
Hoernes, Natur- und Urgeschichte des