Endtypen der Entwicklung
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der das Kultsymbol Wishnus oder Qivas beschirmt, geradezu als
Götter wag en Vimana bezeichnet. An einem Exemplar zu Konarak
sind sogar vierundzwanzig mächtige Räder in Stein nachgebildet.
An heiligen Festen, zu denen Tausende und Abertausende von
Hindupilgern zusammenströmen, fahren heute noch unheimliche, von
Elefanten gezogene Prozessionswagen durch die Straßen von Jagger-
nauth(Puri, Provinz Orissa), und diese wiederum sind Wiederholungen
der großen steinernen Göttertempel (Bhuwaneswar, Konarak usw.).
Als sich das frühe Bauschaffen der Inder bis zu den Leistungen
der gewölbten Höhlentempel emporgeschwungen hatte, waren die
Möglichkeiten, vielleicht zu einem Raumstil durchzustoßen, gleich
erschöpft, fast schon in den Ansätzen. Man wandte sich, als sei
man zu weit auf diesem Wege vorgeschritten, radikal wieder zu den
plastischen Wesenheiten zurück. Die Situation ist ähnlich wie
innerhalb des Verlaufes einer prähistorischen Baukunst Europas.
Den Höhlentempeln stehen die Kuppelgräber der mykenischen Kul-
tur unmittelbar gleich. Auch sie sind letzte Resultate einer Ent-
wicklung, deren Anfänge vielleicht bei den Megalithbauten Nord-
und Westeuropas (Hünengräber) zu suchen sind. Das Megalithische
ist im Atreustholos zu monumentaler Form gebracht, und gleich-
zeitig ein Höchstmaß an räumlicher Wirkung erreicht, das für
die kunstbegabten Vorfahren der Hellenen möglich war. Der Weg
der Baukunst im klassischen Hellas ist dann wieder unverrück-
bar durch das plastische und tektonische Denken vorgezeichnet.
Raumhaftes spielt keine Rolle mehr im Parthenon.
Es bestätigt sich nun für diesen ersten prähistorischen Verlauf
einer monumentalen Baukunst Europas, daß jede architektonische
Entwicklung schließlich so oder so bei einem Raumstil enden muß,
wie denn auch der Weg der Gesamtantike, sofern sie in historischem
Lichte vor uns liegt, von den reinen Massenbauten der Pyramiden
und babylonischer Sakraltürme über die Gliederbauten der grie-
chischen Tempel und der Achämenidenpaläste — Resultaten rein
Menschen, Leipzig und Wien 1906). Vgl. William Simpson, Origin and
Mutation in Indian und Eastern Architecture. Transactions of the
Royal Institute of British Architects. Bd. 7. Neue Serie 1891. S. 225ff.
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der das Kultsymbol Wishnus oder Qivas beschirmt, geradezu als
Götter wag en Vimana bezeichnet. An einem Exemplar zu Konarak
sind sogar vierundzwanzig mächtige Räder in Stein nachgebildet.
An heiligen Festen, zu denen Tausende und Abertausende von
Hindupilgern zusammenströmen, fahren heute noch unheimliche, von
Elefanten gezogene Prozessionswagen durch die Straßen von Jagger-
nauth(Puri, Provinz Orissa), und diese wiederum sind Wiederholungen
der großen steinernen Göttertempel (Bhuwaneswar, Konarak usw.).
Als sich das frühe Bauschaffen der Inder bis zu den Leistungen
der gewölbten Höhlentempel emporgeschwungen hatte, waren die
Möglichkeiten, vielleicht zu einem Raumstil durchzustoßen, gleich
erschöpft, fast schon in den Ansätzen. Man wandte sich, als sei
man zu weit auf diesem Wege vorgeschritten, radikal wieder zu den
plastischen Wesenheiten zurück. Die Situation ist ähnlich wie
innerhalb des Verlaufes einer prähistorischen Baukunst Europas.
Den Höhlentempeln stehen die Kuppelgräber der mykenischen Kul-
tur unmittelbar gleich. Auch sie sind letzte Resultate einer Ent-
wicklung, deren Anfänge vielleicht bei den Megalithbauten Nord-
und Westeuropas (Hünengräber) zu suchen sind. Das Megalithische
ist im Atreustholos zu monumentaler Form gebracht, und gleich-
zeitig ein Höchstmaß an räumlicher Wirkung erreicht, das für
die kunstbegabten Vorfahren der Hellenen möglich war. Der Weg
der Baukunst im klassischen Hellas ist dann wieder unverrück-
bar durch das plastische und tektonische Denken vorgezeichnet.
Raumhaftes spielt keine Rolle mehr im Parthenon.
Es bestätigt sich nun für diesen ersten prähistorischen Verlauf
einer monumentalen Baukunst Europas, daß jede architektonische
Entwicklung schließlich so oder so bei einem Raumstil enden muß,
wie denn auch der Weg der Gesamtantike, sofern sie in historischem
Lichte vor uns liegt, von den reinen Massenbauten der Pyramiden
und babylonischer Sakraltürme über die Gliederbauten der grie-
chischen Tempel und der Achämenidenpaläste — Resultaten rein
Menschen, Leipzig und Wien 1906). Vgl. William Simpson, Origin and
Mutation in Indian und Eastern Architecture. Transactions of the
Royal Institute of British Architects. Bd. 7. Neue Serie 1891. S. 225ff.