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Höver, Otto
Indische Kunst — Jedermanns Bücherei: Breslau: Hirt, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.67098#0036
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Ellora

geschützt, indes die Abhänge des Berges zu beiden Seiten das Ganze
wie vorgestreckte Arme beschirmen. Die einzelnen Gebäude zeigen
zwei und mehr Geschosse. Eine vordere Halle wird von zwei reich-
ornamentierten Monolithpfeilern flankiert. Nach dem Hintergründe
zu steigen die klobigen Massen mählich an und lassen in dieser
Steigerung der Höhe noch deutlich die ehemalige Niveaulinie des
Bergabhanges erkennen. Das Allerheiligste ist, wie bei den Bauten
zu Orissa und gleich den Tempeln Südindiens, am höchsten über-
türmt. Im Innern sind die Wände mit zahlreichen phantastischen
Reliefs aus der £iva'itischen Mythologie geschmückt. Man sieht
die Hochzeit Qivas und der Pärväti: Der Gott und die Göttin als
riesige Standfiguren, beide umwittert von der Atmosphäre einer
urgewaltigen Wollust, in der sich für den Inder das Geheimnis einer
kosmischen Zeugung verbirgt, ihm so dreimal heilig wie uns das
wundersam holde Märchen von der unbefleckten Empfängnis! Auf
einem anderen Relief stürmt Civa dahin in rasender Wut als schreck-
licher Zerstörer. An Stelle des Menschenantlitzes bleckt ein Eber-
kopf. Acht Arme, wie Hammerschwung im Kreise geführt, künden
seine göttliche Allmacht. Späte Geschlechter haben für einstmals
abstrakte Begriffe wilde Verbildlichungen gefunden.
Die Stupa (Dagob)
Eigentlich führender Typus ist der Höhlentempel später nicht.
Diese Rolle fällt vielmehr der Stupa zu und damit dem reinen
Massenbau. Die Bauform macht im Laufe der Jahrhunderte dort,
wo der Buddhismus lebendig blieb, mancherlei Wandlungen durch.
Es ist der Weg von Sanchi über die frühen Stupas von Ceylon, den
Boro Budur auf Java und die Dagobs von Nepal bis zur Shwe
Dagoon von Rangoon von dem frühsiamesischen Phra Patom (12. Jh.)
und den Stupas von Ajuthia bis zu den Phra chedis der Friedhöfe
von Bangkok.
Die ältesten Formen der Stupa, wenigstens soweit es sich um nor-
male Exemplare handelt: Sanchi usw. zeigen alle Hauptteile des Bau-
werkes durchaus voneinander getrennt. In reiner Nebeneinanderord-
nung schichten sie sich übereinander (Abb. 5 bis 7): der mehrstufige
 
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