HINTERINDIEN
*
Haben wir die Bautypen Vorderindiens etwas summarisch ab-
gehandelt, um den vorgeschriebenen Raum dieses Büchleins
nicht zu überschreiten, so scheint es doch nunmehr unerläßlich, auf
einige grandiose Architekturwerke in den älteren Reichen Hinter-
indiens etwas näher einzugehen. Wir greifen einige Hauptschöp-
fungen heraus, in denen unseres Erachtens die gesamtindische
Kunst zu Gipfelpunkten aufgestiegen ist. Wie im bisherigen Ver-
lauf unserer Darstellung kommt es auch hier nicht auf die Erwäh-
nung einer Vielheit von Denkmälern an, vielmehr auf eine kurze
Charakteristik von einigen wenigen besonders hervorragenden An-
lagen, deren bauliche wie künstlerische Gesamthaltung verbindlich
ist auch für die anderen Schöpfungen.
A LT-KAM BO DJ A: Mit gesammelter Kraft eines ungebrochenen
jungen Volkstumes machten sich Bauherren und Meister des Khmer-
volkes daran, in die Urwälder wasserreicher Gegenden — vielleicht
war einst hier schon das Mündungsgebiet des Mekong, und der heutige
Binnensee TonleSap nur eine Meeresbucht—des heutigen Kambodja
Bresche zu legen. Einer kolonisatorischen Energie von höchster
Spannung standen künstlerische Mittel ohnegleichen zur Verfügung.
Der colonial style dieser brahminischen Landnehmer war nicht bloß
eine äußerliche Nachahmung der Architektur des Mutterlandes,
keine verwässerte Wiederholung der Meisterleistungen des nördlichen
Vorderindien (Oiissa), sondern eine neuartige, wahrhaft schöpfe-
rische Bereicherung indischer Baukultur. Die Erobererfürsten der
Khmer zauberten aus den Rodungen Residenzen, die sich unmittel-
bar mit dem Versailles Ludwigs XIV. vergleichen lassen. Eine
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Haben wir die Bautypen Vorderindiens etwas summarisch ab-
gehandelt, um den vorgeschriebenen Raum dieses Büchleins
nicht zu überschreiten, so scheint es doch nunmehr unerläßlich, auf
einige grandiose Architekturwerke in den älteren Reichen Hinter-
indiens etwas näher einzugehen. Wir greifen einige Hauptschöp-
fungen heraus, in denen unseres Erachtens die gesamtindische
Kunst zu Gipfelpunkten aufgestiegen ist. Wie im bisherigen Ver-
lauf unserer Darstellung kommt es auch hier nicht auf die Erwäh-
nung einer Vielheit von Denkmälern an, vielmehr auf eine kurze
Charakteristik von einigen wenigen besonders hervorragenden An-
lagen, deren bauliche wie künstlerische Gesamthaltung verbindlich
ist auch für die anderen Schöpfungen.
A LT-KAM BO DJ A: Mit gesammelter Kraft eines ungebrochenen
jungen Volkstumes machten sich Bauherren und Meister des Khmer-
volkes daran, in die Urwälder wasserreicher Gegenden — vielleicht
war einst hier schon das Mündungsgebiet des Mekong, und der heutige
Binnensee TonleSap nur eine Meeresbucht—des heutigen Kambodja
Bresche zu legen. Einer kolonisatorischen Energie von höchster
Spannung standen künstlerische Mittel ohnegleichen zur Verfügung.
Der colonial style dieser brahminischen Landnehmer war nicht bloß
eine äußerliche Nachahmung der Architektur des Mutterlandes,
keine verwässerte Wiederholung der Meisterleistungen des nördlichen
Vorderindien (Oiissa), sondern eine neuartige, wahrhaft schöpfe-
rische Bereicherung indischer Baukultur. Die Erobererfürsten der
Khmer zauberten aus den Rodungen Residenzen, die sich unmittel-
bar mit dem Versailles Ludwigs XIV. vergleichen lassen. Eine