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Höver, Otto
Indische Kunst — Jedermanns Bücherei: Breslau: Hirt, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.67098#0095
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MALEREI UND PLASTIK

*

Es kann hier nicht der Ort sein, in einem kurzen Schlußkapitel
auf die geschichtliche Entwicklung von Malerei und Plastik
sowie ihre topographische Verteilung innerhalb der hauptsächlich-
sten indischen Kunstzentren ausführlich einzugehen.
An Resten monumentaler Malerei kämen vor allem die hoch-
bedeutsamen Leistungen der Ajantafresken in Betracht, die wir
durch ein Beispiel in unserem Bildteil vertreten sein lassen. Die
Fresken sind bezeichnend für Jahrhunderte indischer Kunstübung,
zieht sich doch ihre Herstellung von 200 v. Chr. bis 700 n. Chr. hin.
Sie erschöpfen den ganzen Darstellungskreis der buddhistischen
Legende (vgl. Abb. 44, wo die Versuchung des Erleuchteten durch
die Töchter Maras, des Bösen, dargestellt ist). Daneben spielen
Wiedergaben aus dem Leben eleganter Damen wie aus höfischen
Kreisen überhaupt eine bedeutende Rolle. Man sieht in anmutigen
Szenen feingliedrige Mädchengeschöpfe ein reizvolles Spiel treiben.
Manche Bilder enthalten eine Rokokostimmung. Besonders eines
gemahnt unmittelbar an galante Schildereien der Boucher, Fra-
gonard oder Lancret. Auf einer Schaukel wiegt sich ein braunes
Prinzeßchen mit zarten Knöcheln und unglaublich feinen Gelenken.
Die Arm- und Fußreifen und anderer köstlicher Schmuck scheinen
leise rhythmisch zu klirren. Hauchzarte Gewänder schmiegt ein
leichter Zugwind innig an geschmeidige, doch feste Formen. So
zart sind diese Gewänder, daß einst ein König seine Tochter er-
mahnen zu müssen glaubte, ihre heimlichen Schönheiten nicht
 
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