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Nachdem lange Zeit auf Grund einer mit Unrecht auf Aelbert
Cuyp bezogenen Taufakte das Jahr 1605 als Geburtsdatum
des Dordrechter Meisters angenommen war, hat endlich
G. H. Veth sein wirkliches Geburtsdatum: Ende Oktober 1620, fest-
gestellt und neben vielen anderen interessanten Nachrichten über die
Familie Cuyp in Oud Holland, Bd. II veröffentlicht. Durch diesen
Fund wurden die Unstimmigkeiten beseitigt, die sich aus dem früheren
Geburtsjahr und der dann unverhältnismäßig spät erfolgten Auf-
nahme Cuyps in die Malergilde wie auch der Verheiratung ergaben.
Es ist natürlich, daß der Vater Jacob Gerritsz Cuyp, selbst ein
ganz tüchtiger Maler, den einzigen Sohn frühzeitig in die von ihm
gepflegte Kunst einführte. Ob Aelbert danach noch den Unterricht
anderer Meister genossen, etwa seines Onkels Benjamin Cuyp oder
des Jan van Goyen, ob er als junger Mann immer in Dordrecht ge-
blieben, ist urkundlich nicht festgestellt. Daß aber letzteres nicht der
Fall war, darf man mit einiger Sicherheit aus den auf einigen Ge-
mälden vorkommenden Ortsansichten entnehmen — er muß beispiels-
weise Arnheim, Nymwegen und die Gegend von Cleve aus eigener An-
schauung gekannt haben. Auch möchte man aus den Flußlandschaften
mit steilen Felsenufern (in Berlin und Rotterdam z. B.) schließen, daß
Cuyp in späteren Jahren die Maas und den Rhein hinaufgefahren ist.
Neben dem Einfluß des Vaters, der sich in den Frühwerken Aelbert
Cuyps bemerkbar macht, namentlich in der Auffassung und Behandlung
der Porträts, weisen die Landschaften seiner ersten Periode so stark
die charakteristischen Eigentümlichkeiten seines älteren Landsmannes
Jan van Goyen auf, daß sie lange Zeit sogar mit dessen Arbeiten
verwechselt wurden — trotzdem die Mehrzahl mit vollem Namen be-
zeichnet ist. Denn daß sich Cuyp in seiner Entwicklungszeit zum
Signieren der Bilder nur des Monogrammes AC bedient habe, war
eine falsche Annahme, die die Stilkritik lange irregeführt hat.
Cuyp gehört zu der kleinen Zahl großer Künstler, deren Werke von
den Zeitgenossen bereits geschätzt wurden, und die deshalb nicht unter
äußerer Not leiden mußten. Er hat sich in seiner Vaterstadt aber
auch zu einer hochangesehenen gesellschaftlichen Stellung emporge-
arbeitet, heiratete Cornelia Bosman, die Witwe des Herrn Johan
van de Corput (1658), wurde Diakon der Ned. Herv. Gemeinde (1660),
Heiligegeestmeister des Pesthauses der Großen Kirche (1675-76) und
Mitglied der Hoogen Vierschaar (1680—82). Cuyp starb im Jahre 1691
und wurde am 7. November in der Augustinerkirche in Dordrecht
begraben.
Cuyps soziale Stellung wie seine günstigen pekuniären Verhält-
nisse bildeten wohl den Ausgangspunkt für die Legende, als habe er
 
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