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Philips Wouwerman.

Schüler und Nachahmer des Philips Wouwerman.
Am Schluß der Lebensskizze Wouwermans sind bereits seine
beiden bekannten Brüder Pieter (1623—1682) und Jan (1629—1666)
erwähnt worden, ebenso wie ein gänzlich unbekannter Stiefbruder
aus der ersten Ehe des Paulus Joosten Wouwerman, der ebenfalls
Pieter mit Vornamen hieß und bereits 1643 in Paris starb. Ich brauche
auf sie hier nicht näher zurück zu kommen.
Von den Meistern, die nach den schriftlichen Quellen Schüler
Wouwermans gewesen sind, sind einige nur dem Namen nach be-
kannt: von Koort Witholt (1642 bei Wouwerman), Jac. Warnars
(1642) und Anthonis de Haen (1656) existieren keine Bilder. Ein
vierter, Nicolaes Ficke (1642) ist nur als Radierer, nicht als Maler
bekannt. Sein vollbezeichnetes, 1643 datiertes Blatt, ein nach rechts
gewandtes, angebundenes Pferd beweist, daß er im Stile seines Lehrers
tüchtiges leistete. Es würde nicht Wunder nehmen, wenn früher oder
später auch Ölbilder von ihm bekannt würden.
Eine dritte Gruppe von literarisch beglaubigten Schülern Wouwer-
mans hat nach der Lehrzeit andere Richtungen eingeschlagen: zunächst
die beiden Deutschen Jacob Weier (1670) und Matthias
Scheits (um 1640—1700 [?]), sodann die Holländer Barend Gael
(geb. um 1620, lebte noch 1687) und Emanuel Murant (1622 bis
um 1700). Während Gael sozusagen ausschließlich Wirtshäuser unter
hohen Bäumen am Wegesrand malte mit einer Staffage, in der fast
ausnahmslos ein Schimmel den Hauptplatz einnimmt, und sich da-
durch als ein Maler von sehr beschränkter Erfindungsgabe zu erkennen
gibt, zeigt Murant in seinen Dorfstraßen nur noch sehr blasse Spuren
von Wouwermans Einfluß, ein Einfluß der das Figürliche gar nicht
mehr berührt, sondern sich höchstens, und dann noch ausnahmsweise,
auf die duftige Ferne erstreckt. In den meistens stark betonten bau-
lichen Teilen seiner Bilder befleißigt sich Murant einer Ausführlich-
keit und Sauberkeit, die ihn zu einem Vorläufer des Jan van der Heyden
machen. Von Willem Schellinks (um 1627—1678), der nach
Houbraken auch ein Schüler Wouwermans gewesen sein soll, exi-
stieren nur wenige Bilder, aus denen man ihn nach dieser Richtung
kennen lernen kann.
Während bei dem andern in diesem Bande behandelten Maler,
Aelbert Cuyp, das Kriterium der Nachahmung bei den Künstlern,
die nicht als Schüler im eigentlichen Sinne aufzufassen sind, im
Ton: der Sonnenglut, und in der Vorliebe für gewisse Farben: Rot und
Gelb, liegt, ist es bei Wouwerman dagegen in erster Linie im Gegen-
stand zu suchen: in der von Menschen und Pferden staffierten Land-
schaft und besonders in den Reitergefechten, Plünderungen, Lager-
szenen und dergleichen. Die Hauptmeister dieser Kategorie von
Nachahmern sind J ohau n es Li ngel bach (1623 bis 1674), J o han
van H uchtenburgh (1646—1733) und Di rk Maas (1656—1717).
Der zuerst genannte kommt seinem Vorbild, auch was seine Viel-
seitigkeit betrifft, am nächsten. Das Militärische überwiegt bei ihm
 
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