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Hollanda, Francisco de; Vasconcellos, Joaquim de [Editor]
Vier Gespräche über die Malerei: geführt zu Rom 1538 — Quellenschriften für Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und der Neuzeit, Band 9: Wien: Verlag von Carl Graeser, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.58991#0267
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95 —

und Grabdenkmälern und noch durch andere Mittel festgehalten
Würde — was für unser menschliches Empfinden so nothwendig
und wertvoll ist?
Selbst der Kaiser Augustus hat sich von dem, was ich sage,
damals nicht weit entfernt, als er zum Zeichen des Weltfriedens
die ehernen Pforten des Janustempels schloss und statt derselben
die Thore zu den goldenen Schätzen des Kaiserreiches öffnete,
um für Friedenswerke ungleich größere Summen zu verwenden,
als er im Kriege verbraucht hatte. Vielleicht hat er gar für ein
einziges der kostbaren und prunkvollen Werke, mit denen er
den Palatin und das Forum ausgestattet hat, so viel ausgegeben,
wie der Monatssold einer Legion betrug.126
So ist. also für erhabene Fürsten der Friede etwas Wünschens-
wertes, damit sie in ihren Reichen große Malerwerke bestellen, zur
Zierde und zum Ruhme ihrer Regierung, und auch damit, sie sich
dadurch persönliche geistige Genüsse und Schauspiele verschaffen.«
■—- »Ich weiß nicht« —- wendete ich ein — »wie Ihr es beweisen
Wollt, dass Augustus für eine einzige | Malerei so viel bezahlt f. 134
habe, wie der Monatssold einer Legion beträgt? Hättet Ihr der- v'
gleichen in Spanien gesagt, so würde man es Euch vermuthlich
noch weniger geglaubt haben, als dass es in Italien so schlechte
Maler gibt, die den Kaiser mit Krebsbeinen malen, und der
Inschrift dabei: plus ultraM 127
Hier brachte es Michel Angelo abermals zu einem Lachen,
wiewohl die Marchesa nicht zugegen war.
— »Wohl weiß ich (fuhr er dann fort), dass man in Spanien die
Maler nicht so gut bezahlt wie in Italien; und darum müsst Ihr, die
Ihr an kleinen Lohn gewohnt seid, über die gute Bezahlung hier
staunen. Das habe ich von einem Portugiesen gelernt, der in meinem
Dienste gewesen ist.128 Eben deshalb aber gibt es hier auch Maler,
Während das in Hispanien nicht der Fall ist. Hierin befleißigen sich
übrigens die Spanier der niedlichsten Galanterie von der Welt; denn
Ihr werdet manch einen unter ihnen finden, der mit schmelzender
Rede die Malerei lobt und über alle Maßen preist; wenn man
aber ein weniges auf sie eindringt, so ermannen sie sich nicht
dazu, auch nur das kleinste Werk zu bestellen oder zu bezahlen;
und was noch weniger vornehm ist, sie staunen ungläubig, wenn
man ihnen sagt, es gäbe in Italien | jemand, der für Bildei' f- 135.
so hohePreise zahlt. Das verträgt sich, meiner Auffassung nach, nicht
 
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