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Hoppe, Oswald
Der Silberbergbau zu Schneeberg bis zum Jahre 1500 — Heidelberg, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.52542#0072

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gemacht wurden, die nahe an der Oberfläche befindlichen Erze
aber geringere Ausbeute brachten oder doch bald abgebaut waren.
Tatsächlich sind wohl alle Gruben, deren Ausbeute die Zeitge-
nossen in Erstaunen setzte, in den Händen kapitalistischer Unter-
nehmungen gewesen. Manche Grube florierte erst, nachdem sie
zu wiederholten Malen liegen geblieben war. Die Grube St. Georg,
deren — allerdings übertriebene — reiche Ausbeute zu historischer
Berühmtheit gelangt ist, mag ein typisches Beispiel für die Ent-
wicklung mancher Schneeberger Zeche sein. Sie wurde zunächst
an den Zwickauer Bürger Pascha verliehen, der sie vielleicht allein
mit einigen Arbeitern betrieb. Hierauf ging sie an Nik. Schmidt
und „seine Gesellen“ über; vielleicht haben wir hier an selbst-
bauende Gewerken zu denken. Sie blieb aber in der Folgezeit
liegen und wurde von neuem an Hans Resse, Bürger in Zwickau,
verliehen.23 Erst diesem gelang es wahrscheinlich, eine kapi-
talistische Gewerkschaft zu gründen und damit den dauernden
Betrieb zu sichern. Die Ausführung der kostspieligen Erbstollen-
anlagen war überhaupt nur kapitalistischen Gewerkschaften mög-
lich, besonders wenn es sich darum handelte, den vom Wasser
bedrängten Gruben möglichst rasch zu Hilfe zu kommen. Die
Schneeberger Ordnungen sind, wie schon erwähnt, offenbar auf
kapitalistische Gesellschaften zugeschnitten. Die Fürsten erkannten,
daß kleine, kapitalarme Betriebe dazu neigten, Raubbau zu treiben,
umsomehr, als bei dem Abbau auf Gänge die Ausbeute nur eine
periodisch reiche zu sein pflegt — und das ist beim Schneeberg
insbesondere der Fall24 —, daß dagegen durch die Konzentrierung
des Kapitals es ermöglicht wurde, unvermeidliche Verluste, die
der Einzelne nicht zu ertragen vermochte, abzuschwächen, vor
allem aber, größere Investitionen vorzunehmen, die einen Ertrag
erst für spätere Zeit versprachen.
Der durch technische Gründe gegebenen Notwendigkeit, die
Bergbetriebe auf eine breitere kapitalistische Basis zu stellen, kam
gleichzeitig ein wirtschaftliches Moment, das Angebot des sich da-
mals in größerem Maße bildenden, rentensuchenden Geldkapitals,
zu Hilfe. Der Bergbau war zudem ein Ventil, welches sich nicht bloß,
wie der Handel, dem städtischen Kapital, sondern auch dem der
Geistlichkeit und des Adels öffnete. Aus dem Vorschläge in der
23) H.St.A. Dresd. W. A. Bergwerkss. Kaps. VIB Bl. 170. Lehnbrief des
Bergmeisters Raspe vom 29. Sept. 1472. — 24) Vergl. Kap. IIIC.
 
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