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Hoppe, Stephan
Die funktionale und räumliche Struktur des frühen Schloßbaus in Mitteldeutschland: untersucht an Beispielen landesherrlicher Bauten der Zeit zwischen 1470 und 1570 — Köln: Abteilung Architekturgeschichte des Kunsthistorischen Instituts der Universität zu Köln, 1996

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.69717#0078
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Die Albrechtsburg in Meißen von 1471 - 1490

1566), bzw. „1 Tisch mit 1 ahomen blatt, stehet im stublein dabey“ (Inv.
1576) von entscheidender Bedeutung. Bei dem „Stüblein“ handelt es sich um
den kleinen, gewölbten Raum (34) im Anschluß an die Kammer, der in die-
sem Geschoß in den Winkel am Dom eingebaut worden ist. Die Reste seiner
Ofenanlage, d. h. das Ofenloch und die Aussparung in den umlaufenden
Steinbänken, sind noch vorhanden. Weitere, eine solche Bezeichnung recht-
fertigende Räume sind - abgesehen von den beiden kleinen Stuben an den
Mittelappartements10' - in der gesamten Albrechtsburg nicht vorhanden.
Durch diese Deutung des Quellentextes von 1566 ist gleichzeitig die Lage
des Frauenzimmers im Geschoß darunter gesichert. 1612 wurde diese kleine
Stube als Gefängnis genutzt, wie aus der Fortsetzung des jüngeren Inventar-
textes zu schließen ist:
164
„In Mardorffs gefengnuße,
Ein böser offen,
Die fenster verglaset undt mit eisernen gegitter,
2 Schrencklein in der Mauer mit hölzernen undt mit blech beschlagen thurlein,
Die thuren mit starken anwurfen“ (Inv. 1612)
Obwohl sich direkt unter der kleinen Stube ein mit mehreren Türen ver-
schließbares Gewölbe befindet (35), das über eine hinabsteigende Treppe
ebenfalls aus der Kammer erreichbar ist, bezieht sich die Textstelle eindeutig
auf den oberen, ofengeheizten Raum.
(36) Neben diesem kleineren Appartement auf der Hofseite liegt auf der Elb-
seite ein weiteres, größeres:
„In der Stube kegen der Radestube,
1 Steinerner ofenherdt,
2 fenster [...],
Die thuren unuorschloßenn“ (Inv. 1612)
In den Inventaren des 16. Jahrhunderts wird dieses Appartement nicht er-
wähnt, vermutlich, da es schon damals wie 1612 unbewohnt und unmöbliert
war. Ob der 1612 genannte „Ofenherd“ hier wie auch in der folgenden
„Radestube“ den ursprünglichen Hinterladerofen bezeichnet, oder eine se-
kundäre Feuerstelle für die Samtweberei, bleibt unklar.
(37) Die Schlafkammer besaß auch hier wie auf der Südseite einen Kamin,
der zwar nicht in den Inventartexten erwähnt wurde, der aber noch heute dort
vorhanden ist:
„In der Cammer darbey, [...]

Diese beiden Räume kommen aufgrund der Textstruktur der Inventare 1566/71/76 nicht
in Frage.
Der kursächsische Buchhalter Friedrich Mardorf ist 1584 wegen Betruges hingerichtet
worden.
 
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